Wie viel Kunst in der Mode steckt
Die Mudam-Schau „mirror, mirror“und die Fragen über die reine Kunstfertigkeit der Modeproduktion hinaus
Die Kuratorin, eine Modeexpertin Sarah Zigrand, durfte in den Archiven der Mudam-Sammlung wühlen – und hat dabei Stücke zum Vorschein gebracht, die zum Teil noch nie zu sehen waren; und nun neu kontextualisiert werden. „mirror mirror: cultural reflections in fashion“heißt dieses Projekt – eine Entdeckungstour zwischen Mode und Kunst als Spiegel der Gesellschaft. Im Foyer des MudamUntergeschoss zeigt die Kuratorin Arbeiten von Hussein Chalayan, Helmut Lang, Martin Margiela, Hiroaki Ohya, Grit und Jerszy Seymour, Walter Van Beirendonck, Junya Watanabe und Bernhard Willhelm. Auf den ersten Blick nur ein paar Kleidungsstücke quer durch den Raum an der der großzügigen Wendeltreppe Ieoh Ming Peis verteilt – doch die haben es in sich. Spürbar wird hier, dass mit Sarah und Georges Zigrand, der für das Ausstellungsdesign verantwortlich zeichnet, Fachleute aus der Branche am Werk sind. Es geht einerseits um ganz große Linien: „Fast alle Stücke stammen aus der Zeit der Jahrhundertwende, einer Zeit des Wandels, in der sich entscheidende gesellschaftliche Veränderungen in den Ideen und im Verhalten auch in der Mode abbildeten. Die Verbreitung des Internet und der digitale Fortschritt, die beschleunigte Globalisierung oder auch die beginnende Genderdebatte sind heute gängige Phänomene,
die damals ihren Anfang nahmen“, so das Mudam zusammenfassend im Text zur Schau.
Aber ist das schon alles? Nein, vielmehr ist es auch ein Eintauchen in eine Welt der Details – und was schon Veränderungen an Schnitten oder das Aufbringen von Farben verändern kann. Die Verfremdung zum Beispiel einer Sturmhaube schwebt zwischen künstlerischer Abstraktion, gesellschaftlicher Stellungnahme und Rebellion im Zeitgeist. Somit ist die Ausstellung ein Fingerzeig auf starke Wesensmerkmale einer Zunft weit jenseits einer Wegwerfmentalität des Modekonsums oder des Business.
Bis zum 18. April im Mudam.