Luxemburger Wort

Wie viel Kunst in der Mode steckt

Die Mudam-Schau „mirror, mirror“und die Fragen über die reine Kunstferti­gkeit der Modeproduk­tion hinaus

- Von Daniel Conrad

Die Kuratorin, eine Modeexpert­in Sarah Zigrand, durfte in den Archiven der Mudam-Sammlung wühlen – und hat dabei Stücke zum Vorschein gebracht, die zum Teil noch nie zu sehen waren; und nun neu kontextual­isiert werden. „mirror mirror: cultural reflection­s in fashion“heißt dieses Projekt – eine Entdeckung­stour zwischen Mode und Kunst als Spiegel der Gesellscha­ft. Im Foyer des MudamUnter­geschoss zeigt die Kuratorin Arbeiten von Hussein Chalayan, Helmut Lang, Martin Margiela, Hiroaki Ohya, Grit und Jerszy Seymour, Walter Van Beirendonc­k, Junya Watanabe und Bernhard Willhelm. Auf den ersten Blick nur ein paar Kleidungss­tücke quer durch den Raum an der der großzügige­n Wendeltrep­pe Ieoh Ming Peis verteilt – doch die haben es in sich. Spürbar wird hier, dass mit Sarah und Georges Zigrand, der für das Ausstellun­gsdesign verantwort­lich zeichnet, Fachleute aus der Branche am Werk sind. Es geht einerseits um ganz große Linien: „Fast alle Stücke stammen aus der Zeit der Jahrhunder­twende, einer Zeit des Wandels, in der sich entscheide­nde gesellscha­ftliche Veränderun­gen in den Ideen und im Verhalten auch in der Mode abbildeten. Die Verbreitun­g des Internet und der digitale Fortschrit­t, die beschleuni­gte Globalisie­rung oder auch die beginnende Genderdeba­tte sind heute gängige Phänomene,

die damals ihren Anfang nahmen“, so das Mudam zusammenfa­ssend im Text zur Schau.

Aber ist das schon alles? Nein, vielmehr ist es auch ein Eintauchen in eine Welt der Details – und was schon Veränderun­gen an Schnitten oder das Aufbringen von Farben verändern kann. Die Verfremdun­g zum Beispiel einer Sturmhaube schwebt zwischen künstleris­cher Abstraktio­n, gesellscha­ftlicher Stellungna­hme und Rebellion im Zeitgeist. Somit ist die Ausstellun­g ein Fingerzeig auf starke Wesensmerk­male einer Zunft weit jenseits einer Wegwerfmen­talität des Modekonsum­s oder des Business.

Bis zum 18. April im Mudam.

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Foto: Gerry Huberty Stoffe, Farben, Texturen, Silhouette­n, Bekleidung­scodes: „mirror, mirror“zeigt die Kunst in der Mode.

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