Bitcoin auf dem Vormarsch
Immer mehr Hotels bieten Gästen das Begleichen ihrer Rechnung per Kryptowährungen an
Berichte über die Entwicklung von digitalen Währungen schaffen es in letzter Zeit zunehmend in die Nachrichten jenseits von Finanzbranchendiensten. Drei Beispiele aus der jüngsten Vergangenheit: Erstens kündigte New Yorks neuer Bürgermeister Eric Adams Anfang November an, dass er seine ersten Gehaltsschecks in Bitcoin ausgezahlt bekommen und dies als Unterstützung für die BlockchainIndustrie verstanden wissen will. Zweitens ermöglicht Kurznachrichtenriese Twitter seit Oktober Bitcoin-Zahlungen. Und drittens beschloss im Herbst El Salvador in Mittelamerika als erstes Land der Welt, den Bitcoin als gesetzliches Zahlungsmittel zuzulassen.
Ein Massenphänomen
Kurzum: Die oft vollmundig als revolutionär bezeichneten Kryptowährungen sind tatsächlich nicht mehr nur das „Spielzeug“nerdiger Anleger, sondern haben es vom Nischen- zum Massenphänomen geschafft. Stand Ende Dezember 2021 beträgt allein die Marktkapitalisierung des Bitcoins, unangefochtene Nummer eins der immer zahlreicheren digitalen Währungen, mehr als 800 Milliarden Euro für das Jahr 2021. Kein Wunder also, dass bei solch rasanten Steigerungen immer mehr vom Zahlungsmittel der Zukunft schwärmen – so auch Oliver Winter.
Der Gründer und CEO der deutschen a&o Hotels and Hostels Holding
GmbH tut das bereits länger: „Bitcoins als Zahlungsmöglichkeit sind ein wichtiger Schritt, um den Buchungs- und Bezahlprozess noch bequemer zu gestalten“, sagt der Chef der mit mehr als 28 500 Betten europaweit führenden
Hostelkette. So kann der Buchende zusätzlich zu den klassischen Bezahlwegen „bitpay“wählen, woraufhin ein QR-Code oder wahlweise ein entsprechender Link versandt wird. Die Bezahlung erfolgt dann über die digitale Geldbörse, das sogenannte Bitcoin-Wallet. Selbst vom Tablet oder vom Smartphone aus lässt sich das in Sekundenschnelle erledigen.
Wichtiger noch: Da kein externer Dienstleister wie etwa eine Bank nötig ist, entfallen zusätzliche Transaktionsgebühren. Auch die hohe Sicherheit wird als ProArgument angeführt, Stichwort dezentral organisierte Blockchains. Es bestehen zwar durchaus Gegenargumente – wie die Unbeständigkeit des Kurses sowie die zweifelhafte CO2-Bilanz, die durch hohe Serverleistungen beim „Generieren“der digitalen Tokens anfällt –, doch das scheint dem Erfolg keinen Abbruch zu tun.
Nach großen Online-Reisebüros wie Travala und Expedia werden auch immer mehr Hotels aktiv. Dazu zählt etwa die Gruppe „The Pavilions“mit Sitz in Hongkong und Häusern in Amsterdam, Lissabon, Madrid und Rom. Durch die Partnerschaft mit dem Zahlungsdienst
Coindirect können Gäste in allen 13 Häusern mit Bitcoin, Ethereum und knapp 40 anderen virtuellen Währungen bezahlen – basierend auf der Währung und dem Ort, an dem sie sich zum Zeitpunkt der Buchung befinden.
Kanada, Spanien, Schweiz
Und während eine Reihe von Hotels mit einem entsprechenden digitalen Bezahlangebot liebäugelt, hat Sandman, eine Hotelkette mit rund 50 Standorten in Kanada und Großbritannien, längst Fakten geschaffen. Ebenso die 17 in Spanien und Portugal befindlichen Casual Hoteles sowie das luxuriöse The Chedi Andermatt. Dort lassen sich sämtliche Rechnungen ab 200 Franken mit Bitcoin und Ethereum begleichen.
Der General Manager Jean-Yves Blatt nennt indessen noch einen weiteren Grund, warum sich sein Haus bei diesem Thema engagiert: „Damit setzen wir gegenüber unseren Hotelgästen ein eindeutiges Statement, dass wir aufgeschlossen gegenüber neuen Technologien sind und gleichzeitig ein neues Bezahlerlebnis als Zusatzservice bieten.“srt