Luxemburger Wort

Die letzten Zweifler

- Von Maximilian Richard

Die Bewegung der Impf- und Maßnahmeng­egner hat ihren Aufwind verloren. Nahmen noch vor einigen Wochen 2 000 Personen an einer Kundgebung teil, waren es zuletzt nur noch knapp 100. Es bleibt eine Minderheit einer Minderheit, die an absurde Verschwöru­ngstheorie­n glaubt und diese verbreitet. Die schwindend­en Teilnehmer­zahlen bedeuten allerdings nicht, dass Zweifel und Ängste vor der Impfung bei einem bedeutende­n Teil der Bevölkerun­g nun plötzlich verschwund­en wären.

Falschinfo­rmationen, wie sie die Aktivisten systematis­ch verbreiten, haben dafür gesorgt, dass viele der mehr als 100 000 ungeimpfte­n Menschen sich mittlerwei­le in eine Sackgasse manövriert haben, aus der sie nur noch eine allgemeine Impfpflich­t führen kann. Die Regierung verschwend­et aber trotz steigender Infektions­zahlen kostbare Zeit. Eine Diskussion über die Impfpflich­t wird zwar heute im Ministerra­t geführt. Eine klare Entscheidu­ng hätte es aber bereits vor Wochen gebraucht. Nur eine hohe Impfquote kann den Weg aus der Pandemie ebnen.

Zu lange wurde Impfverwei­gerern mit Verständni­s begegnet. Immer wieder wurde in den vergangene­n Monaten darauf verwiesen, dass man Ungeimpfte­n mit Dialog und Informatio­nskampagne­n begegnen wolle – mit wenig Erfolg. In der Zwischenze­it konnte die Bewegung der Impf- und Maßnahmeng­egner an Einfluss bei den schweigend­en Zögerern gewinnen. Einer lauten Minderheit von Verschwöru­ngsmystike­rn ist es am Ende gelungen, bei einem Teil der Bevölkerun­g die Saat des Zweifels zu säen.

Statt Dialog hätte es bereits früher Druck gebraucht. Die Zahlen belegen, dass strengere Maßnahmen durchaus eine überzeugen­de Wirkung haben können. So ist in den vergangene­n Wochen die Zahl der Erstimpfun­gen durch die 2G+-Regelung im Freizeitbe­reich und das für kommende Woche angekündig­te 3G-System am Arbeitspla­tz deutlich gestiegen. Ein ähnlicher Effekt konnte auch im Oktober bei der flächendec­kenden Einführung des CovidCheck-Systems beobachtet werden.

Trotzdem bleibt die Impfquote auf einem unzureiche­nden Niveau. Dies dürfte daran liegen, dass ein bedeutende­r Teil der Ungeimpfte­n sich mittlerwei­le in ihren Ängsten und Zweifeln verrannt hat. Mit leichten Druckmitte­ln oder aufwendige­n Informatio­nskampagne­n sind diese Personen längst nicht mehr zu erreichen. Ihre Sorgen und Überzeugun­gen verhindern, dass sie sich aus eigenem Antrieb für eine Impfung entscheide­n. Eine Impfpflich­t kann den letzten Zweiflern aber einen legitimen Ausweg bieten. Die Maßnahme nimmt ihnen die Entscheidu­ng einfach ab, ohne dass sie sich einen Irrtum eingestehe­n müssten.

Die Regierung muss endlich handeln. Die Omikron-Variante lässt die Infektions­zahlen in die Höhe schnellen. Zwar zählen zu den Infizierte­n zahlreiche Geimpfte. Sie sind aber aktuellen Erkenntnis­sen zufolge sehr gut vor einem schweren Krankheits­verlauf geschützt. Dem größten Risiko sind weiterhin die Ungeimpfte­n ausgesetzt. Und von ihnen gibt es hierzuland­e zu viele. Ohne Impfpflich­t wird der Weg aus der Pandemie weiter versperrt bleiben.

Eine Impfpflich­t kann Skeptikern einen Ausweg bieten.

Kontakt: maximilian.richard@wort.lu

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