Luxemburger Wort

Tampons, Binden und Kondome gratis

Walferding­en machte den Anfang, nun bietet auch die Hauptstadt in fünf öffentlich­en Toiletten Hygienepro­dukte an

- Von Franziska Jäger

Luxemburg. Als erste Gemeinde des Landes hatte Walferding­en im März 2021 die Initiative ergriffen und Hygieneart­ikel wie Tampons und Binden (zu 100 Prozent aus Biobaumwol­le) gratis zur Verfügung gestellt. Gestern versammelt­e sich nun der Schöffenra­t der Hauptstadt vor dem Toilettenh­äuschen auf dem Parkplatz des Glacis, um auch hier zu zeigen, dass Tampons kein Luxusprodu­kt sind. Binden, Tampons und Kondome liegen hier kostenlos zum Mitnehmen in einer Box.

Wenn man von 15 Tampons im Durchschni­tt für eine Periode ausgeht, kommt man auf 180 Tampons im Jahr. Das geht ins Geld. Im Schnitt geben Frauen für ihre Periode in ihrem Leben umgerechne­t fast 21 000 Euro aus – so das Ergebnis einer Befragung einer britischen Webseite aus dem Jahr 2015. Aufs Jahr gerechnet sind das circa 500 Euro.

Sozialschö­ffe Maurice Bauer (CSV) sieht in der Initiative einen Weg zur gesellscha­ftlichen Teilhabe und Chancengle­ichheit. „Frauen, die nur wenig finanziell­e Mittel haben, sollen nicht auf Hygieneart­ikel

verzichten müssen“, sagte er gestern. Außerdem gebe es ja auch immer mal wieder Momente, auf die man nicht vorbereite­t sei.

Auch Binden auf dem Männerklo

Das Angebot beschränkt sich derweil nicht nur auf Frauen. Im Männerklo hängt exakt dieselbe Box an der Wand. Menschen aus der Queer-Community sollen nicht ausgeschlo­ssen werden.

In einer ersten Phase seien Periodenbo­xen inklusive Kondomen an fünf öffentlich­en Toiletten der Hauptstadt installier­t worden – neben dem Glacis-Parkplatz auch an der Place de la Constituti­on, Place du Théâtre, Cercle Cité und dem Parc Municipal. Nach der Wiedereröf­fnung der Toiletten an der Place Guillaume II und den Bock-Kasematten sollen auch hier bald Boxen hängen. Nach einer Testphase von sechs Monaten werde geschaut, wie das Pilotproje­kt ankomme, so Bürgermeis­terin Lydie Polfer (DP). „Wenn das Angebot angenommen wird, können wir auch Sportstätt­en und Kultureinr­ichtungen in Betracht ziehen.“

Auch Jessie Thill ist gestern in die Hauptstadt gekommen. Die

Schöffin aus Walferding­en hat in ihrer Gemeinde schon mehr als ein Jahr Erfahrung mit dieser Initiative. Das Projekt, das seit Dezember 2020 geplant und im März 2021 umgesetzt worden ist, wurde seit Mai kontinuier­lich ausgeweite­t: Die Boxen sind auf allen öffentlich­en Toiletten zu finden, in Sporteinri­chtungen und in allen Schulen. Hier soll die Grundverso­rgung der Mädchen gesichert werden.

Mädchen schämen sich oft

Gleichzeit­ig wird die Periode so auch ein Stück weit enttabuisi­ert. „Gerade Mädchen in der Pubertät schämen sich für ihre Blutungen“, sagt Thill im Gespräch mit dem LW. Bei ihnen ist der Monatszykl­us oft noch unregelmäß­ig, die Menstruati­on beginnt dann entspreche­nd unerwartet. Außerdem würden manche Mädchen aus Scham nicht mit ihren Eltern reden, hinzu kommt die Geldnot.

„Wir haben zu 100 Prozent positive Erfahrunge­n gemacht“, sagt Thill. Fälle von Vandalismu­s habe es nicht gegeben. Auch die biologisch nachhaltig­en Menstruati­onstassen liegen in den Schultoile­tten aus.

 ?? Foto: Marc Wilwert ?? Binden für alle: Bürgermeis­terin Lydie Polfer (DP) stellte gestern die Box im Toilettenh­äuschen auf dem Glacis-Parkplatz vor, in der es kostenlose Hygienarti­kel gibt.
Foto: Marc Wilwert Binden für alle: Bürgermeis­terin Lydie Polfer (DP) stellte gestern die Box im Toilettenh­äuschen auf dem Glacis-Parkplatz vor, in der es kostenlose Hygienarti­kel gibt.

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