Tampons, Binden und Kondome gratis
Walferdingen machte den Anfang, nun bietet auch die Hauptstadt in fünf öffentlichen Toiletten Hygieneprodukte an
Luxemburg. Als erste Gemeinde des Landes hatte Walferdingen im März 2021 die Initiative ergriffen und Hygieneartikel wie Tampons und Binden (zu 100 Prozent aus Biobaumwolle) gratis zur Verfügung gestellt. Gestern versammelte sich nun der Schöffenrat der Hauptstadt vor dem Toilettenhäuschen auf dem Parkplatz des Glacis, um auch hier zu zeigen, dass Tampons kein Luxusprodukt sind. Binden, Tampons und Kondome liegen hier kostenlos zum Mitnehmen in einer Box.
Wenn man von 15 Tampons im Durchschnitt für eine Periode ausgeht, kommt man auf 180 Tampons im Jahr. Das geht ins Geld. Im Schnitt geben Frauen für ihre Periode in ihrem Leben umgerechnet fast 21 000 Euro aus – so das Ergebnis einer Befragung einer britischen Webseite aus dem Jahr 2015. Aufs Jahr gerechnet sind das circa 500 Euro.
Sozialschöffe Maurice Bauer (CSV) sieht in der Initiative einen Weg zur gesellschaftlichen Teilhabe und Chancengleichheit. „Frauen, die nur wenig finanzielle Mittel haben, sollen nicht auf Hygieneartikel
verzichten müssen“, sagte er gestern. Außerdem gebe es ja auch immer mal wieder Momente, auf die man nicht vorbereitet sei.
Auch Binden auf dem Männerklo
Das Angebot beschränkt sich derweil nicht nur auf Frauen. Im Männerklo hängt exakt dieselbe Box an der Wand. Menschen aus der Queer-Community sollen nicht ausgeschlossen werden.
In einer ersten Phase seien Periodenboxen inklusive Kondomen an fünf öffentlichen Toiletten der Hauptstadt installiert worden – neben dem Glacis-Parkplatz auch an der Place de la Constitution, Place du Théâtre, Cercle Cité und dem Parc Municipal. Nach der Wiedereröffnung der Toiletten an der Place Guillaume II und den Bock-Kasematten sollen auch hier bald Boxen hängen. Nach einer Testphase von sechs Monaten werde geschaut, wie das Pilotprojekt ankomme, so Bürgermeisterin Lydie Polfer (DP). „Wenn das Angebot angenommen wird, können wir auch Sportstätten und Kultureinrichtungen in Betracht ziehen.“
Auch Jessie Thill ist gestern in die Hauptstadt gekommen. Die
Schöffin aus Walferdingen hat in ihrer Gemeinde schon mehr als ein Jahr Erfahrung mit dieser Initiative. Das Projekt, das seit Dezember 2020 geplant und im März 2021 umgesetzt worden ist, wurde seit Mai kontinuierlich ausgeweitet: Die Boxen sind auf allen öffentlichen Toiletten zu finden, in Sporteinrichtungen und in allen Schulen. Hier soll die Grundversorgung der Mädchen gesichert werden.
Mädchen schämen sich oft
Gleichzeitig wird die Periode so auch ein Stück weit enttabuisiert. „Gerade Mädchen in der Pubertät schämen sich für ihre Blutungen“, sagt Thill im Gespräch mit dem LW. Bei ihnen ist der Monatszyklus oft noch unregelmäßig, die Menstruation beginnt dann entsprechend unerwartet. Außerdem würden manche Mädchen aus Scham nicht mit ihren Eltern reden, hinzu kommt die Geldnot.
„Wir haben zu 100 Prozent positive Erfahrungen gemacht“, sagt Thill. Fälle von Vandalismus habe es nicht gegeben. Auch die biologisch nachhaltigen Menstruationstassen liegen in den Schultoiletten aus.