Einsamer Eselritt
Der Diekircher Busdienst Loui-Express hat bei der Auslastung noch Luft nach oben
Diekirch. Nein, es ist kein Schreibfehler, der Name des Diekircher Busdienstes Loui-Express wird tatsächlich so geschrieben. Dabei handelt es sich nämlich um eine Reminiszenz an den gleichnamigen Esel, der seit über 200 Jahren das Maskottchen der Stadt an der Sauer ist. Doch in Sachen Beliebtheit scheint der animalische Namensvetter noch die Nase vorn zu haben, denn bei der Auslastung des Busdienstes besteht noch Luft nach oben, wie ein Selbsttest belegt.
Es ist 12.23 Uhr, eigentlich sollte der Loui-Express jetzt die Haltestelle Bamertal anfahren, aber es dauert ein paar Minuten länger, bis der weiße Minibus vom Stadtzentrum her kommend am Ende der lang gezogenen Kurve erscheint. Einzig der Fahrer befindet sich im Bus, ansonsten besteht die freie Auswahl unter rund 15 Sitzplätzen. Natürlich geht es ganz nach hinten in die Mitte, denn jeder der sich noch an seine Schulzeit erinnern kann, weiß, dass es sich dabei um den angesagtesten Platz handelt.
Die Fahrt der Linie Zwei führt unter anderem über die Kluuster, das Rathaus, den Friedhof, die Esplanade und wieder zurück ins Bamertal. Weil niemand eingestiegen ist und eine Fahrt sowieso nicht ausreicht, um ein halbwegs objektives Bild zu zeichnen, wird eine zweite Runde gedreht. Das führt jedoch direkt zu Misstrauen beim Busfahrer, wie der Blick in den Rückspiegel verrät. „Das hier ist kein Taxi, wo willst du hin?“, schallt es leicht ruppig nach hinten. Also lieber mal nach vorne setzen und erklären, dass es sich um eine Reportage für die Zeitung handelt.
Vom Imam zum Busfahrer
Daraufhin wird der Tonfall des Busfahrers mit serbischen Wurzeln freundlicher. Das ursprüngliche Misstrauen erklärt sich durch negative Erfahrungen mit Jugendlichen aus der Vergangenheit, die mehrere Runden mit dem Bus drehten und am Ende Abfall hinterließen. Generell handele es sich bei den Passagieren aber eher um ältere Personen. An der Haltestelle auf der Kluuster steigt ein Postbeamter, der trockenen Fußes zu seinem Wagen am Bahnhof kommen will, ein.
Nachdem der zweite Fahrgast ausgestiegen ist, wird in der Rue du Walebroch eine kurze Rauchpause eingelegt, andernfalls sei man dem Zeitplan einen Schritt voraus, wie der Busfahrer erklärt. Nach dem etwa zweiminütigen Zwischenstopp geht es weiter und die Fahrt endet erneut auf der Kluuster.
Von hier geht es mit der Linie Eins weiter, die von der Kluuster über den Camping, die Place Bech und die Esplanade zurück zum Ausgangspunkt führt. Als einziger Gast und mit der kürzlich erworbenen Gesprächserfahrung wird dieses Mal sofort in der ersten Reihe Platz genommen. Der Busfahrer entpuppt sich dann auch als besonders kommunikativ. „Ich komme aus Bosnien-Herzegowina und habe nach meiner Ankunft in Luxemburg ab 2015 zwei Jahre als Imam in der Moschee in Wiltz gearbeitet“, erklärt der ausgebildete Theologe auf Französisch. Grund für den Berufswechsel sei die geringe Bezahlung gewesen.
Mit Pfefferspray bedroht
Er bevorzuge die Fahrt mit dem Loui-Express gegenüber anderen Touren, beispielsweise von Ettelbrück nach Bastogne. „Hier in Diekirch sind die Menschen höflicher, sie grüßen und verabschieden sich auch.“Allerdings weiß der 31-Jährige auch von einem Zwischenfall
zu berichten, bei dem er von einem Fußgänger, den er über die Straße lassen wollte, mit Pfefferspray bedroht wurde und die Polizei rufen musste. Zwischendurch steigt eine Dame ein.
Gegen 14 Uhr ist die erste Rundfahrt durch Diekirch beendet. Weil laut Aussage beider Busfahrer die meisten Passagiere am Morgen und am Abend mitfahren, geht es kurz nach 17 Uhr auf eine erneute Rundfahrt. Während auf der Linie Zwei kein weiterer Fahrgast einsteigt, ist es bei der anschließenden Fahrt mit der Linie Eins das Wiedersehen mit jener Dame, die bereits am Vormittag zugestiegen war. „Ich war einkaufen und habe mich zum zweiten Mal gegen Corona impfen lassen“, erklärt sie auf Nachfrage hin.
Hilfe mit den Einkaufstüten
Sie nutze den Loui-Express öfters: „Es ist praktisch, weil man im Zentrum nicht immer einen Parkplatz findet und die Fahrer einem mit den Einkaufstüten helfen.“Auch beim Aussteigen gibt es eine leichte Hilfestellung durch die Busfahrerin, denn in der früh einsetzenden Dunkelheit kann es schon einmal vorkommen, dass man eine
Seit dem 1. Oktober 2020 bietet die Stadt Diekirch den Citybus-Dienst Loui-Express an. Der Vertrag mit dem privaten Busunternehmen Simon läuft über drei Jahre. Aktuell werden zwischen 9 und 19 Uhr zwei Linien im 20-MinutenTakt per Minibus bedient. Ziel ist es, dass jene Menschen, die in der Peripherie wohnen, bei ihrem Weg ins Zentrum das Auto stehen lassen.
Station früher als geplant aussteigen will.
Neuer Tag, neues Glück, doch auch am zweiten Tag steigt lediglich ein weiterer Fahrgast ein. Erstaunlicherweise schafft der Mann mittleren Alters es, im Bamertal ein-, auf der Kluuster aus- und auf Höhe des Polizeibüros schon wieder einzusteigen, und das alles innerhalb von 15 Minuten. „Ich habe Tabak für einen Freund gekauft“, erklärt der Mann, der den Loui-Express laut eigener Aussage öfters benutzt. Warum dies nicht mehr Menschen tun, bleibt ein Geheimnis.