„Ich habe einen Schlussstrich gezogen“
Ex-Nationalspielerin Cathy Schmit strebt nach ihrer schweren Verletzung kein Comeback in der Basketball-Liga an
Sie hätte lieber am Ende dieser Saison aufgehört. Aber Cathy Schmit hat akzeptiert, dass ihre lange Karriere in Luxemburgs höchster BasketballSpielklasse nun aufgrund einer schweren Verletzung früher als geplant zu Ende ist. Die Kapitänin der Musel Pikes erlitt im Pokal-Viertelfinalspiel gegen Amicale Steinsel am 1. Dezember einen Achillessehnenriss. Die 31Jährige arbeitet nach ihrer Operation an ihrer Genesung, ein Comeback in der LBBL ist aber kein Ziel mehr für sie.
Cathy Schmit, wie geht es Ihnen?
Den Umständen entsprechend gut. Natürlich hätte ich mir die Verletzung gerne erspart. Das Gehen mit Krücken ist gewöhnungsbedürftig. Aber ich mache das Beste daraus.
Der Riss der Achillessehne ist eine der schwersten Sportverletzungen überhaupt. Betroffene berichten häufig von einem Geräusch wie ein Peitschenknall und starken Schmerzen. Wie haben Sie den schlimmen Moment erlebt?
Ein Achillessehnenriss war auch für mich immer eine Horrorvorstellung gewesen. Als dies nun mir passierte, war es nicht so schlimm wie befürchtet. Ich habe kein Peitschenhieb-Geräusch gehört und hatte keine großen Schmerzen. Es hat sich angefühlt, als wäre mir jemand von hinten in die Hacken getreten. Ich habe mich umgedreht, aber da war niemand. Vermutlich habe ich das linke Bein überdehnt, als ich mich auf dem Weg zum Korb nach vorne abdrückte.
Der Unfall geschah im letzten Viertel der Pokalpartie. Haben Sie vom Spiel danach noch etwas mitbekommen?
Wir hatten uns nach einem deutlichen Rückstand zurückgekämpft. Im letzten Viertel war ich recht optimistisch, dass wir es schaffen könnten. Nach dem Unfall habe ich mich auf die Bank gesetzt und die Mannschaft angefeuert.
Waren Sie nicht geschockt?
Doch, ich war geschockt. Moralisch war ich ziemlich fertig. Denn in meinem Kopf war gleich der Gedanke, dass das jetzt mein letztes Spiel war. Aber körperlich ging es mir nicht schlecht. Ich habe gehofft, dass die Mannschaft ins Halbfinale kommt, was dann leider nicht klappte.
Sie wussten gleich, dass die Verletzung Ihr Karriere-Ende bedeuten würde?
Ja. Es ist schwer. Ich hätte gerne bis zum Ende der Saison gespielt. Für mich stand schon länger fest, dass es meine letzte Saison in der ersten Mannschaft sein würde. Ich weiß nicht, ob ich nach der Rehabilitation noch einmal Lust bekomme, ein bisschen Basketball zu spielen. Aber dann orientiere ich mich vielleicht eher in Richtung 3 x 3. Noch einmal zurückzukehren in die höchste Basketball-Liga der Frauen wäre ein sehr großer Aufwand. Ich habe das so lange gemacht. Ich glaube nicht, dass ich noch einmal dazu bereit bin. Ich habe gedanklich schon vor der Verletzung einen Schlussstrich gezogen.
Manchmal ändern Sportler ihre Meinung gerade aufgrund einer Verletzung mit dem Argument, dass man so nicht aufhören wolle…
Man soll zwar nie „nie“sagen. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass ich aufhöre. Die Option 3 x 3 behalte ich im Hinterkopf. Ich glaube auch, dass es bei der Rehabilitation für mich ganz gut ist, dass ich nicht auf einen bestimmten Zeitpunkt für ein Comeback hinarbeiten muss. Ich würde mich sonst wohl zu sehr unter Druck setzen. Bei einer Achillessehnenverletzung braucht man vor allem Geduld.
Wie sieht der Behandlungsplan aus?
Seit der Operation am 7. Dezember trage ich einen Spezialschuh, in dem der Fuß zunächst in Spitzstellung fixiert wurde. Im Zwei-Wochen-Rhythmus wurde der Winkel kleiner, seit Kurzem ist der Fuß wieder in Normalstellung bei 90 Grad. Ich bin zwei
Mal in der Woche beim Physiotherapeuten und mache auch selbst täglich meine Übungen. Bald wird der Spezialschuh durch eine Ferseneinlage ersetzt. In einem Monat kann ich mit Radfahren und Schwimmen beginnen.
Sind Sie geduldig genug für eine Ruhepause wie jetzt?
Ich hatte mir gleich vorgenommen, die Zeit gut zu nutzen und endlich mal die Bücher zu lesen, die ich schon länger lesen wollte. Bis Weihnachten habe ich es geschafft, mich kaum zu bewegen. Dann habe ich mit Krafttraining für den Oberkörper angefangen. Die Rolle der Couch Potato liegt mir nicht.
Gefühlt waren Sie vor Ihrer
17. Erstliga-Saison kaum verletzt. Ist es die erste große Blessur?
Ich hatte viel Glück. Jetzt hatte ich mal Pech. Vorher war ich vielleicht mal umgeknickt oder ich hatte eine kleine Zerrung. Andere haben schon früh in ihren Karrieren mehrere Kreuzbandrisse. Diese jungen Sportler tun mir sehr leid. Ich hätte es ganz schlecht verdauen können, wenn mir das früher passiert wäre. Jetzt hat es mich zwar richtig schlimm erwischt. Aber ich bin dankbar für die lange verletzungsfreie
Zeit.
Man hatte den Eindruck, dass die ganze Luxemburger Basketballszene geschockt von ihrem Unfall war. Haben Sie viele Genesungswünsche erhalten?
Ja. Mir haben so viele Menschen geschrieben, auch solche, mit denen ich bisher gar nicht viel zu tun hatte. Diese ganzen positiven Nachrichten, für die ich ebenfalls sehr dankbar bin, haben mir über die erste schwere Zeit hinweggeholfen. Und irgendwann habe ich die Situation akzeptiert.
Sie waren eine sehr wichtige Spielerin der Musel Pikes. Was trauen Sie der Mannschaft in der weiteren Saison sportlich zu?
Eine Lücke wird immer irgendwie gefüllt. Eine Spitzenplatzierung
ist weiterhin möglich. Die Musel Pikes haben starke Talente, zum Beispiel Lara Schmit, die auf meiner Position spielt (und nicht mit Cathy Schmit verwandt ist, Anm. d. Red.). T71 Düdelingen wird wohl Topfavorit bleiben. Aber die Saison ist noch lang und unberechenbar.
Sie haben seit 2007 je vier Meisterund vier Pokaltitel gewonnen. 2014 war die Mannschaft letztmals Champion. Auch danach gehörten die Musel Pikes immer zu den Favoriten. Mit einem Titel klappte es jedoch nicht mehr, obwohl es manchmal knapp war.
Wie geht es Ihnen damit?
Ich wollte es wirklich. Ich hätte mir gewünscht, dass wir nach der langen Pause wieder Titel holen und auch erstmals mit mir als Kapitänin. So ist es leider nicht gekommen. Andere spielen auch lange und gewinnen nie einen Titel. Ich war früh in meiner Karriere schon erfolgsverwöhnt und freue mich darüber. Dass jetzt keine weiteren Titel mehr dazugekommen sind, ist kein Beinbruch. Die vergangene und die aktuelle Saison werte ich trotzdem als Erfolg. Denn die Art und Weise, wie wir gespielt haben, entspricht dem Konzept von Basketball, das ich mir vorstelle. Es hat großen Spaß gemacht. Was mich im Laufe meiner Karriere wirklich gestört hat, waren die Phasen, in denen wir die Profispielerinnen oft wechseln mussten. Einige von ihnen haben sich nicht professionell verhalten. Das hat mich genervt. Aber die letzten eineinhalb Saisons werde ich in guter Erinnerung behalten.
Die Rolle der Couch Potato liegt mir nicht. Cathy Schmit