Wechselbad der Rollen
Pascal Schumacher zwischen der Reset-Residenz, dem neuen Album „Luna“und der Literatur
Für das Gespräch am Donnerstagmorgen bittet Pascal Schumacher erst einmal noch um etwas Zeit – verdientermaßen. Er hat mit seinen Schützlingen des Festivals Reset noch den Abend verbracht, entschuldigt er sich. „Es ist schön, mal eine andere Perspektive einzunehmen. Als Promotor letztlich dann im Publikum zu sitzen und mit einem Auge auf das zu achten, was auf der Bühne passiert, und mit dem anderen, wie das Publikum reagiert“, hält er zu seiner Rolle im Rahmen des internationalen Künstlertreffens fest.
Er bekommt heute und morgen abermals Gelegenheit dazu: Die Konzerte des Festivals stehen in Neimënster an. „Wir haben uns an die Corona-Bedingungen angepasst und machen erstmals auch einen Abend, in dem alle einzeln an unterschiedlichen Punkten der Abtei in Grund vorgestellt werden. Das gibt dem Festival auch wieder eine neue Facette.“
Seit Anbeginn dieser besonderen Zusammenkünfte hilft der Luxemburger Musiker, Musikdozent und Komponist hinter den Kulissen mit, geht dafür auf Talentsuche und ermöglicht zusammen mit dem Kulturzentrum Neimënster nicht nur künstlerische Neuproduktion, sondern eröffnet für die Kunstschaffenden neue Perspektiven. „Nicht immer sind die Erwartungen eingetroffen, die ich anfangs bei der Zusammenstellung schöpft dabei auch immer neue Perspektiven. „Für Profimusiker ist das gut, sich ab und an zu hinterfragen und sich aufzustellen“, sagt Schumacher, der neben seiner Lehrtätigkeit seine Ambitionen auf der Bühne und als Komponist nie aufgegeben hat. „Natürlich spüre ich dann auch, wie Corona das alles verändert hat und uns vor Herausforderungen stellt. Und doch wirkt der Einstieg in dieses Jahr gut“, sagt er. Sein Terminkalender
ist gut gefüllt; nach dem Festival folgt ein letzter Konzertabend des Programms „Sol“, mit dem er nach der Herausgabe des gleichnamigen Albums unterwegs war. „Mit dem Théâtre National du Luxembourg verbinde ich schon lange viel“, sagt er zu der eher ungewöhnlichen Location dafür. Der Schritt zu einem Auftritt dort sei also gewissermaßen eine logische Folge gewesen. Doch dann sei ihm aufgefallen, dass Elise Schmit in dieser Spielzeit Residenzautorin des Theaters ist – warum dann nicht zusammenarbeiten? „Noch konnten wir nicht proben, aber ich bin sehr gespannt, wie sich die Texte und Musik miteinander verbinden werden“, so Schumacher. Wieder eine Rollenveränderung – und man merkt im Gespräch seine Freude daran.
Neue Wege und immer wieder Anpassung
Als wäre das noch nicht genug, folgt dann auch noch der Startpunkt für die Veröffentlichung des neuen Albums „Luna“. „Ich hatte so viele Sachen noch im Schrank und habe aber dennoch Neues geschrieben. Und ich wollte unbedingt mit einem Streicherensemble aufnehmen und mein Portfolio wieder anders erweitern“, sagt er. Anders als „bei Sols improvisierter Vitalität“sie die Klangwelt des neuen Albums – laut dem Pressedossier – „etwas abwägender, langsamer vielleicht und insgesamt gedämpfter. Die Musik ist reflektierender und fühlt sich dadurch reifer an.“
„Ich habe auf Luna weichere Schlägel als sonst benutzt. Es war nicht absichtlich, aber am Ende hat mich dieser weichere Klang inspiriert. Dadurch klang das Vibrafon wärmer und reifer“, so der Komponist. Oder wie die Marketingkampagne die Klänge und Künstleraufnahmen mit Weichzeichner poetisch in Worte kleidet: „Damit wird Luna zu einer spätabendlichen, intimen Begegnung, die dennoch genug energetisches Potenzial in sich trägt, um die Vorzüge der Nacht zu zelebrieren und das Empfinden unaufgeregt zum Aufblühen einzuladen. Wie der helle Mond, der zum Fenster hereinscheint und daran erinnert, dass selbst in einsamen Nächten ein strahlender Freund zur Seite steht.“