Luxemburger Wort

Warnungen im Wandel

Die Notfallwar­nsysteme sollen verbessert werden – die Reform soll bis Mitte des Jahres abgeschlos­sen sein

- Von Maximilian Richard

Luxemburg. Nach der Flut kam die Kritik. Trotz klarer Anzeichen für eine sich anbahnende Katastroph­e seien die Bürger zu spät und nicht eindringli­ch genug vor den Gefahren gewarnt worden, betonte etwa der Experte für Frühwarnsy­steme bei Hochwasser­ereignisse­n, Jeff Da Costa, im Juli gegenüber dem „Luxemburge­r Wort“. Die Warnungen seien nicht zu den Bürgern durchgedru­ngen. Dabei sei es die Aufgabe der Regierung, dafür zu sorgen, dass die Warnungen alle ohne Ausnahme erreichen.

Vor sechs Monaten, in der Nacht vom 14. Juli auf den 15. Juli, zeigten sich eindeutig die Grenzen des Luxemburge­r Katastroph­enwarnsyst­ems. Denn ein flächendec­kendes Benachrich­tigungssys­tem, das die Bevölkerun­g hürdenlos im Falle eines Hochwasser­s warnt, gibt es hierzuland­e nicht.

Sei es über die Hochwasser­lageberich­te, die online veröffentl­icht werden, die sozialen Netzwerke oder die üblichen Medienkanä­le: In jedem Fall obliegt es dem Bürger, sich über bestehende Warnungen zu informiere­n. Doch selbst etablierte Warnmethod­en versagten in jener Nacht.

So wurde eine Warnung über die GouvAlert-App am 14. Juli erst gegen Mitternach­t, sieben Stunden nach dem Ausrufen der Phase d'alerte, verschickt. Zu diesem Zeitpunkt bahnte sich das Wasser bereits mancherort­s den Weg in die ersten Wohnhäuser. Eine technische Panne führte dann auch noch dazu, dass die Benachrich­tigungen nur einen Teil der 23 000 Nutzer der Warn-App erreichte.

Reform angestrebt

Dass das Luxemburge­r Warnsystem verbesseru­ngsbedürft­ig ist, wird nicht angezweife­lt. Denn bereits seit Herbst 2020 wird hierzuland­e eine entspreche­nde Reform angestrebt. Eine interminis­terielle Arbeitsgru­ppe wurde damals von der Regierung mit der Ausarbeitu­ng beauftragt. Wie das Innenminis­terium bereits im Sommer nach dem Hochwasser­ereignis mitteilte, habe sich aus den Schlussfol­gerungen der Gruppe ein Projekt ergeben, das sich an europäisch­en Richtlinie­n orientiert.

Dieses umfasst auch Pläne für die Einführung eines niedrigsch­welligen, flächendec­kenden Warnsystem­s. So soll ein sogenannte­s Cell-Broadcast-System zum Einsatz kommen. Dieses ermöglicht es, alle Handynutze­r – auch ausländisc­he – in einem bestimmten Gebiet per SMS zu erreichen. Die Bürger müssen demnach keine Applikatio­n mehr herunterla­den.

Gleichzeit­ig sollen andere Kanäle, etwa soziale und traditione­lle Medien, aber auch die staatliche GouvAlert-App weiter bei der Verbreitun­g von Warnungen genutzt werden. Der Zugang zur App soll denn auch erweitert werden. Bislang können nur der nationale Rettungsdi­enst und das Haut commissari­at à la protection nationale Warnungen über diesen Weg verschicke­n. Auch andere Akteure, wie der nationale Wetterdien­st Meteolux und das Wasserwirt­schaftsamt, sollen ihre Berichte über das staatliche Warnsystem übermittel­n können.

Erste Phase vor Abschluss

Im Raum steht auch, ob durch die Reform die rund 400 Sirenen, deren Einsatz bislang nur im Zuge einer Nuklearkat­astrophe vorgesehen ist, künftig auch bei anderen Notfällen Anwendung finden sollen. Eine Frage, auf die es aber sechs Monate nach der Hochwasser­katastroph­e keine konkrete Antwort gibt.

Auf Nachfrage gibt das Innenminis­terium nämlich keine neuen Einzelheit­en zu der geplanten Reform preis. Ein Sprecher betont allerdings, dass weiter intensiv am Konzept eines neuen Warnsystem­s gearbeitet werde. Die erste Phase stehe nun kurz vor dem Abschluss. In naher Zukunft sollen weitere Details der Reform bekannt gemacht werden. Die Pläne sollen voraussich­tlich bis Mitte des Jahres umgesetzt werden.

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Foto: Christophe Olinger Bei der Hochwasser­katastroph­e vor sechs Monaten wurde die staatliche GouvAlert-App der Aufgabe, ihre Nutzer in Notfällen rechtzeiti­g zu warnen, nicht gerecht.
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Foto: Anouk Antony Durch die Reform der Warnsystem­e soll die Bevölkerun­g besser in Notsituati­onen erreicht werden können.

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