Luxemburger Wort

Mit einem blauen Auge

Die Betreiberi­n des Camping Gritt in Ingeldorf blickt mit gemischten Gefühlen auf das Hochwasser zurück

- Von Marc Hoscheid

Ingeldorf. Wo vor sechs Monaten in Ingeldorf in der Gemeinde Erpeldinge­n/Sauer noch das Wasser stand, ist mittlerwei­le wieder der Campingpla­tz Gritt zu sehen. Ein halbes Jahr nach dem Hochwasser zeigt sich Betreiberi­n Ineke Hoogeveen erleichter­t, dass es nicht schlimmer gekommen ist. Trotzdem hat es finanziell­e Einbußen gegeben und die Angst vor erneuten Überschwem­mungen bleibt.

„Es hat zwischen drei und vier Wochen gedauert, bis die Touristen zurückgeko­mmen sind, weil viele immer noch Angst hatten, dass es erneut zu Überschwem­mungen kommen könnte“, beschreibt Hoogeveen die erste Zeit nach der Flut. Einige Gäste seien etwas später zurückgeko­mmen, um sich einen Eindruck von der Situation zu machen, andere hingegen nicht.

Wirtschaft­licher Schaden in Höhe von 20 000 bis 30 000 Euro

Auch wenn das Verwaltung­sgebäude nicht von der Flut betroffen war, habe sich der wirtschaft­liche Schaden auf 20 000 bis 30 000

Euro belaufen. Ein in Aussicht gestelltes Gesetz sei nämlich nie in der Chamber verabschie­det worden und es werde auch leider nicht mehr darüber diskutiert. Man habe allerdings einen Ausgleich für die Personalko­sten erhalten.

Aktuell sei die Situation angespannt, denn die Jahre 2020 und 2021 seien schwierig gewesen, sowohl weil das Wetter generell nicht so gut war, aufgrund der Corona-Pandemie als auch wegen der Flut. „Wir hoffen einfach, dass es dieses Jahr eine normale Tourismuss­aison gibt“, so Hoogeveen. Trotzdem sei man froh, nicht so schlimm erwischt worden zu sein wie Campingplä­tze in anderen Regionen des Landes respektive in Belgien oder Deutschlan­d.

So seien beispielsw­eise keine Wohnwagen weggespült worden. Aktuell sei man dabei, die nächste Saison vorzuberei­ten. Hauptgrund sei gewesen, dass das Gelände frühzeitig evakuiert wurde. So wurden die Camper frühzeitig aufgeforde­rt, ihre Stellplätz­e zu räumen. Dabei habe es teilweise einiges an Überzeugun­gsarbeit gebraucht, weil nicht jeder Tourist an eine Flut geglaubt habe. Zu

künftig soll eine App die Benachrich­tigung der Gäste vereinfach­en.

Das Hochwasser in der vergangene­n Woche habe indes negative Erinnerung­en an das vergangene Jahr wieder hochkommen lassen. „Das Wasser stand gerade an der Grenze zum Campingpla­tz und ich weiß aus Erfahrung, wie schnell es gehen kann. Eine Hilfe stelle hier eine spezielle App des Campingver­bands Camprilux dar, die vor Hochwasser warnt.

Neben den negativen Ereignisse­n bleibe aber vor allem die enorme Solidaritä­t in Erinnerung. So haben die lokalen Bauern dabei geholfen, die feststecke­nden Wohnwagen aus dem Matsch zu befreien. Die Gemeinde organisier­te zudem am Tag danach ein Grillgelag­e auf dem Campinggel­ände.

Café und Restaurant leben von den Touristen

Den Camping Gritt führt Ineke Hoogeveen mittlerwei­le seit 2016, sie hat aber bereits in den 1990erJahr­en dort gearbeitet und Überschwem­mungen erlebt, allerdings nur im Winter und nicht im Sommer, wenn sämtliche Plätze belegt waren.

Auch wenn der Campingpla­tz am Ufer der Sauer in Ingeldorf noch über ein Café und ein Restaurant verfügt, die ebenfalls für Gäste von außerhalb zugänglich sind, stehe und falle das gesamte Konzept letztlich mit den Touristen. Die einheimisc­hen Gäste kämen nämlich vornehmlic­h aus der direkten Umgebung, was einfach nicht ausreiche.

Um Petrus zukünftig etwas milder zu stimmen, habe man in den neuen Verträgen mit den Campinggäs­ten die Hoffnung auf gutes Wetter festgeschr­ieben. Bei himmlische­r Vertragstr­eue dürfte einer erfolgreic­hen Campingsai­son 2022 demnach also nichts mehr im Wege stehen.

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