Mit einem blauen Auge
Die Betreiberin des Camping Gritt in Ingeldorf blickt mit gemischten Gefühlen auf das Hochwasser zurück
Ingeldorf. Wo vor sechs Monaten in Ingeldorf in der Gemeinde Erpeldingen/Sauer noch das Wasser stand, ist mittlerweile wieder der Campingplatz Gritt zu sehen. Ein halbes Jahr nach dem Hochwasser zeigt sich Betreiberin Ineke Hoogeveen erleichtert, dass es nicht schlimmer gekommen ist. Trotzdem hat es finanzielle Einbußen gegeben und die Angst vor erneuten Überschwemmungen bleibt.
„Es hat zwischen drei und vier Wochen gedauert, bis die Touristen zurückgekommen sind, weil viele immer noch Angst hatten, dass es erneut zu Überschwemmungen kommen könnte“, beschreibt Hoogeveen die erste Zeit nach der Flut. Einige Gäste seien etwas später zurückgekommen, um sich einen Eindruck von der Situation zu machen, andere hingegen nicht.
Wirtschaftlicher Schaden in Höhe von 20 000 bis 30 000 Euro
Auch wenn das Verwaltungsgebäude nicht von der Flut betroffen war, habe sich der wirtschaftliche Schaden auf 20 000 bis 30 000
Euro belaufen. Ein in Aussicht gestelltes Gesetz sei nämlich nie in der Chamber verabschiedet worden und es werde auch leider nicht mehr darüber diskutiert. Man habe allerdings einen Ausgleich für die Personalkosten erhalten.
Aktuell sei die Situation angespannt, denn die Jahre 2020 und 2021 seien schwierig gewesen, sowohl weil das Wetter generell nicht so gut war, aufgrund der Corona-Pandemie als auch wegen der Flut. „Wir hoffen einfach, dass es dieses Jahr eine normale Tourismussaison gibt“, so Hoogeveen. Trotzdem sei man froh, nicht so schlimm erwischt worden zu sein wie Campingplätze in anderen Regionen des Landes respektive in Belgien oder Deutschland.
So seien beispielsweise keine Wohnwagen weggespült worden. Aktuell sei man dabei, die nächste Saison vorzubereiten. Hauptgrund sei gewesen, dass das Gelände frühzeitig evakuiert wurde. So wurden die Camper frühzeitig aufgefordert, ihre Stellplätze zu räumen. Dabei habe es teilweise einiges an Überzeugungsarbeit gebraucht, weil nicht jeder Tourist an eine Flut geglaubt habe. Zu
künftig soll eine App die Benachrichtigung der Gäste vereinfachen.
Das Hochwasser in der vergangenen Woche habe indes negative Erinnerungen an das vergangene Jahr wieder hochkommen lassen. „Das Wasser stand gerade an der Grenze zum Campingplatz und ich weiß aus Erfahrung, wie schnell es gehen kann. Eine Hilfe stelle hier eine spezielle App des Campingverbands Camprilux dar, die vor Hochwasser warnt.
Neben den negativen Ereignissen bleibe aber vor allem die enorme Solidarität in Erinnerung. So haben die lokalen Bauern dabei geholfen, die feststeckenden Wohnwagen aus dem Matsch zu befreien. Die Gemeinde organisierte zudem am Tag danach ein Grillgelage auf dem Campinggelände.
Café und Restaurant leben von den Touristen
Den Camping Gritt führt Ineke Hoogeveen mittlerweile seit 2016, sie hat aber bereits in den 1990erJahren dort gearbeitet und Überschwemmungen erlebt, allerdings nur im Winter und nicht im Sommer, wenn sämtliche Plätze belegt waren.
Auch wenn der Campingplatz am Ufer der Sauer in Ingeldorf noch über ein Café und ein Restaurant verfügt, die ebenfalls für Gäste von außerhalb zugänglich sind, stehe und falle das gesamte Konzept letztlich mit den Touristen. Die einheimischen Gäste kämen nämlich vornehmlich aus der direkten Umgebung, was einfach nicht ausreiche.
Um Petrus zukünftig etwas milder zu stimmen, habe man in den neuen Verträgen mit den Campinggästen die Hoffnung auf gutes Wetter festgeschrieben. Bei himmlischer Vertragstreue dürfte einer erfolgreichen Campingsaison 2022 demnach also nichts mehr im Wege stehen.