Das gebrochene Versprechen
Globale Impfstoffverteilung bleibt ungerecht
Noch im Sommer vergangenen Jahres hatte die Weltgesundheitsorganisation WHO das Ziel ausgegeben, bis Ende 2021 zumindest 40 Prozent der Bevölkerung aller Staaten weltweit gegen Covid-19 zu impfen. Doch dieses Ziel wurde krachend verfehlt. In rund 20 Ländern der Welt sind bis heute noch nicht einmal zehn Prozent der Bevölkerung zumindest einmal geimpft. Besonders stark betroffen von diesem globalen Ungleichgewicht bei der Impfstoffverteilung ist der afrikanische Kontinent. Acht von zehn Schlusslichtern der globalen Impfkampagne stammen aus Afrika (siehe Tabelle links). Und auch in Krisenländern wie Syrien, Afghanistan oder Jemen kommt die Impfkampagne nur schleppend voran. Das ist ein deutlicher Kontrast zu vielen wohlhabenden Staaten, wo die Impfquoten zumeist bei über 70 Prozent liegen.
Zwar haben reiche Länder zusammen mehr als eine Milliarde
Impfdosen als Spende an die armen Länder versprochen. Allerdings lassen die Lieferungen, die im Rahmen der internationalen Impfstoffinitiative Covax organisiert werden, nach Angaben der WHO oft zu lange auf sich warten oder werden gar nicht geliefert. Einiges Material habe zudem nur noch wenige Wochen bis zum Ablaufdatum, was eine zeitgerechte Verteilung kompliziert mache. So mussten bereits in mehreren afrikanischen Ländern wie beispielsweise Nigeria Impfstoffdosen vernichtet werden, deren Ablaufdatum bereits überschritten war.
Zu diesen logistischen Problemen gesellt sich aber ein weiterer Aspekt: Durch das Boostern – sprich die dritte oder vierte Impfstoffdosis – in den reichen Ländern droht sich die globale Impflücke in Zukunft noch zu vergrößern. Denn die Auffrischungsimpfungen verschlingen einen Teil der eigentlich für die ärmeren Länder vorgesehenen Produktionskapazitäten der Pharma-Unternehmen.