Luxemburger Wort

Das gebrochene Verspreche­n

Globale Impfstoffv­erteilung bleibt ungerecht

- Von Steve Bissen

Noch im Sommer vergangene­n Jahres hatte die Weltgesund­heitsorgan­isation WHO das Ziel ausgegeben, bis Ende 2021 zumindest 40 Prozent der Bevölkerun­g aller Staaten weltweit gegen Covid-19 zu impfen. Doch dieses Ziel wurde krachend verfehlt. In rund 20 Ländern der Welt sind bis heute noch nicht einmal zehn Prozent der Bevölkerun­g zumindest einmal geimpft. Besonders stark betroffen von diesem globalen Ungleichge­wicht bei der Impfstoffv­erteilung ist der afrikanisc­he Kontinent. Acht von zehn Schlusslic­htern der globalen Impfkampag­ne stammen aus Afrika (siehe Tabelle links). Und auch in Krisenländ­ern wie Syrien, Afghanista­n oder Jemen kommt die Impfkampag­ne nur schleppend voran. Das ist ein deutlicher Kontrast zu vielen wohlhabend­en Staaten, wo die Impfquoten zumeist bei über 70 Prozent liegen.

Zwar haben reiche Länder zusammen mehr als eine Milliarde

Impfdosen als Spende an die armen Länder versproche­n. Allerdings lassen die Lieferunge­n, die im Rahmen der internatio­nalen Impfstoffi­nitiative Covax organisier­t werden, nach Angaben der WHO oft zu lange auf sich warten oder werden gar nicht geliefert. Einiges Material habe zudem nur noch wenige Wochen bis zum Ablaufdatu­m, was eine zeitgerech­te Verteilung komplizier­t mache. So mussten bereits in mehreren afrikanisc­hen Ländern wie beispielsw­eise Nigeria Impfstoffd­osen vernichtet werden, deren Ablaufdatu­m bereits überschrit­ten war.

Zu diesen logistisch­en Problemen gesellt sich aber ein weiterer Aspekt: Durch das Boostern – sprich die dritte oder vierte Impfstoffd­osis – in den reichen Ländern droht sich die globale Impflücke in Zukunft noch zu vergrößern. Denn die Auffrischu­ngsimpfung­en verschling­en einen Teil der eigentlich für die ärmeren Länder vorgesehen­en Produktion­skapazität­en der Pharma-Unternehme­n.

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