Aufstand gegen Corona-Lockdown
In mehr als 50 Städten der Niederlande öffneten Gastronomen ihre Gaststätten
Von Zeeland bis Groningen, von Limburg bis Nord-Holland; in mehr als 50 Städten und Gemeinden der Niederlande probten die Wirte und Gastronomen den Aufstand gegen den für sie noch immer geltenden Corona-Lockdown. Er gilt nun schon seit dem 19. Dezember 2021 und ist von der Haager Regierung gerade für die Gastronomie noch bis mindestens Ende Januar verlängert worden. Geschäfte und beispielsweise Frisörläden dürfen dagegen nun wieder täglich bis 17. Uhr geöffnet sein. Die Gastronomie und Kultureinrichtungen, wie Museen und Kinos dagegen nicht.
„Das kann nicht mehr so weiter gehen. Uns steht das Wasser bis zum Hals. Wir müssen wieder öffnen dürfen. Dafür protestieren wir heute. Der Bürgermeister unterstützt uns“, sagt Pauline Ogstrop, Besitzerin des „Lunchroom Bongers“im südniederländischen Valkenburg im RTL-TV. Sie und alle Gastronomen haben in den Niederlanden schon am vergangenen Freitag als erste den Lockdown für die Gastronomie durchbrochen und ihre Gaststätten wieder geöffnet.
Bürgermeister von Valkenburg Daan Prevoo unterstützt sie. Prevoo dazu: „Es ist einfach nicht fair, dass die Haager Regierung die Gastronomie geschlossen hält. Deshalb toleriere ich die Protestaktion der Gastronomen dagegen. Man muss der Gastronomie wieder eine Perspektive bieten.“
„Wir geben ein Signal ab“
Doch diese Perspektive hat die niederländische Gastronomie derzeit nicht. Deshalb lassen die Wirte ihren Frustrationen freien Lauf. Sie ignorieren den für sie geltenden Corona-Lockdown. Sie praktizieren den zivilen Ungehorsam.
Premierminister Mark Rutte zeigt ein gewisses Verständnis dafür, das die Wirte und Gastronomen nun auf die Barrikaden gehen und diese trotz Verbots ihre Kneipen und Restaurants vielerorts wieder geöffneten haben.
„Ich hoffe, dass die Bürgermeister mit der entstandenen Situation vernünftig umgehen. Man kann zwar kurz das Ventil und die Türen einmal öffnen, aber das darf nicht strukturell werden. Die Gemeinden und Bürgermeister haben einen gewissen Spielraum, um Protestaktionen zu tolerieren. Aber wir haben klare Absprachen über die Corona-Regeln und die müssen eingehalten werden“, mahnt der Haager Regierungschef Rutte.
Richard den Hartog, Eigentümer des „Café Het College“in der
Mariastraat in Utrecht, öffnete am vergangen Samstag sein Café ebenfalls. Er warb um die Kunden sogar mit kostenlosem Kaffee oder Tee plus einem Stück Apfelkuchen. „Es geht uns heute nicht darum, Geld zu verdienen. Wir wollen auf unsere schlimme Lage aufmerksam machen. Wir scannen auch erst den QR-Codes des Impfpasses auf dem Smartphone von allen unseren Gästen und halten uns an die übrigen Corona-Regeln. Wir geben heute ein Signal ab mit dieser Öffnung“, sagt er.
Lange aber blieb „Café Het College“in Utrecht nicht geöffnet. Die Beamten des Ordnungsamts und die Polizei rückten an. Richard den Hartog musste sein Café wieder schließen. Denn in den niederländischen
Avis de sociétés Großstädten Amsterdam, Rotterdam, Den Haag und Utrecht entschieden sich die Bürgermeister für eine Null-Toleranz-Politik. Hier ließen sie die Öffnung der Gastronomie nicht zu.
Bürgermeister Jan van Zanen von Den Haag erklärte. „Wir handhaben die geltenden Corona-Regeln, aber das tun wir auf menschliche Art und Weise. Wer sie übertritt, der wird erst verwarnt, danach drohen wir eine Strafe an, erst im dritten Schritt verhängen wir auch ein Bußgeld.“
Fünfte Welle rollt
Die Strafe für Gastronomen, die ihre Etablissements trotz CoronaLockdowns öffnen, beträgt 4 000 Euro. Für viele Gastronomen, die ohnehin schon am Rande des Ruins stehen, ist sie aber keine wirkliche Abschreckung mehr. Sie wollen und müssen wieder Geld verdienen, um überleben zu können. Sie wollen das auch tun, während die fünfte Welle der Corona-Pandemie mit der Omikron-Variante rollt. Das Omikron-Virus ist zwar hochansteckend und die Zahl der Infektionen in den Niederlanden steigt. Sie liegt derzeit bei täglich um rund 33 000. Aber die Zahl der Hospitalisierungen von CoronaKranken sinkt, ebenso wie die Belegung der Intensiv-Betten mit Corona-Patienten in Hospitälern. Aber dennoch will die Haager Regierung noch keine Entwarnung geben.
Wir wollen auf unsere schlimme Lage aufmerksam machen. Richard den Hartog, Caféeigentümer