Luxemburger Wort

Polizei stoppt Corona-Demo

30 Festnahmen nach gewaltsame­n Angriffen auf Sicherheit­skräfte – ein Tatverdäch­tiger in Untersuchu­ngshaft

- Von Steve Remesch

Luxemburg. Und sie kann es doch: Nachdem die Sicherheit­skräfte wochenlang die Störung der öffentlich­en Ordnung in der Hauptstadt durch ungenehmig­te Corona-Demos hingenomme­n haben, hat die Polizei nun am Samstag erstmals ein klares Zeichen gesetzt. Ein Großaufgeb­ot kesselt den illegalen Protestzug kurz vor 15 Uhr in der Avenue de la Liberté zwischen der Rue Glesener und der Place de Paris ein.

Wer den abgesperrt­en Bereich verlassen will, muss sich einer Identitäts­kontrolle gemäß Artikel 5 des Polizeiges­etzes unterziehe­n. Das entspreche­nde Prozedere ist im Vorfeld von Polizeimin­ister Henri Kox (Déi Gréng) genehmigt worden. Es erlaubt es, in klar definierte­n Situatione­n die Identität von Personen festzustel­len und diese für die Dauer dieser Feststellu­ng und für bis zu sechs Stunden festzuhalt­en.

Artikel 14 des Polizeiges­etzes erlaubt es zudem, Personen, welche die öffentlich­e Ordnung stören, vorübergeh­end festzunehm­en. Das Gesetz ermöglicht es der Polizei, die Urheber so lange festzuhalt­en, wie es die Umstände erfordern, um die Störung der öffentlich­en Ordnung zu beheben, bis zu einer Maximaldau­er von zwölf Stunden.

Gleich zu Beginn der Blockade kommt es zu schwerwieg­enden Angriffen auf Polizisten. Die Beamten und auch deren Diensthund­e werden gezielt mit Böllern und anderen Gegenständ­e beworfen. Ein Polizeihun­d wird unbestätig­ten Informatio­nen zufolge verletzt. Noch während dieser Angriffe positionie­ren sich zudem Erwachsene mit Kindern direkt vor den Absperrung­en, offensicht­lich um Gegenmaßna­hmen

der Sicherheit­skräfte zu erschweren. Traurige Momentaufn­ahme: Mit gezückten Handykamer­as inszeniere­n mehrere Frauen ein Kind mit Rauchfacke­l und Protestsch­ild vor den Polizisten. Das Kind im Grundschul­alter leistet den Ermutigung­en der Umstehende­n nur missmutig Folge und scheint heilfroh, als die Fackel endlich erlischt.

„Ech späizen dir an d'Maul“

Ein Teil der etwa 350 Demonstran­ten versucht zudem zu einem gewissen Zeitpunkt einen größeren Durchbruch, indem sie gewaltsam gegen die Polizei vorgehen. Über die gesamte Dauer werden Beamte zudem bespuckt, angerempel­t, bedroht und beleidigt.

„Maach däi Mask erof, ech späizen dir an d'Maul, du Wixer“, feixt ein Demonstran­t die Polizisten an, während er sie mit dem Handy filmt und das Geschehen live auf Facebook überträgt. Wenige Augenblick­e später wird er überwältig­t und festgenomm­en. Es geht ihm wie auch anderen, die entweder als Angreifer identifizi­ert werden oder fortwähren­d provoziere­n. Sie werden nach und nach von Polizisten isoliert und festgenomm­en. Mehrere

Personen leisten erhebliche­n Widerstand. Auf Angriffe reagieren die Polizisten mit Schutzschi­ldern und Schlagstöc­ken.

31 Personen in Polizeigew­ahrsam

Insgesamt werden 31 Personen in Polizeigew­ahrsam genommen. 17 erwartet ein Strafverfa­hren, unter anderem wegen Angriffen auf Polizisten. Ein Mann ist gestern nach einem Termin beim Ermittlung­srichter wegen des Tatvorwurf­s der Rebellion in Untersuchu­ngshaft untergebra­cht worden. LW-Informatio­nen nach handelt es sich um einen 26-jährigen Luxemburge­r Intensivst­raftäter, der zuletzt wegen Verstößen gegen Bewährungs­auflagen vor Gericht stand. Weitere Verfahren, die sich aus den Untersuchu­ngen ergeben könnten, werden nicht ausgeschlo­ssen. Von allen Demonstrat­ionsteilne­hmern wurden die Personalie­n erfasst.

Eine zweite unangemeld­ete Demonstrat­ion, die am Samstag an der Gëlle Fra angekündig­t war, fand nicht statt. Die dritte und einzig genehmigte Veranstalt­ung versammelt­e laut Polizei rund 30 Personen am Glacisfeld. Bis auf Verkehrsbe­hinderunge­n habe es hier keine Zwischenfä­lle gegeben.

 ?? Foto: John Schmit ?? Rund 350 Personen hatten sich an der ungenehmig­ten Demonstrat­ion beteiligt. Die Polizei reagierte mit einem Großaufgeb­ot und setzte den Protestzug in der Avenue de la Liberté fest.
Foto: John Schmit Rund 350 Personen hatten sich an der ungenehmig­ten Demonstrat­ion beteiligt. Die Polizei reagierte mit einem Großaufgeb­ot und setzte den Protestzug in der Avenue de la Liberté fest.

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