Schokolade macht glücklich
Warum wir ausgerechnet jetzt zulegen und Heißhunger auf Fettiges und Süßes haben
Die Festtage sind vorbei und so manch einer denkt nun an eine Diät. Doch der Zeitpunkt ist denkbar ungünstig gewählt, denn ausgerechnet jetzt im Winter haben wir besonders großen Heißhunger auf Fettiges und Süßes. Aber warum ist das so?
Die Wissenschaft hat eine ganze Reihe von Erklärungsmodellen parat. Beim Winterspeck denkt man vielleicht als Erstes an die Tierwelt, schließlich futtern sich Igel, Bär und Co. eine ordentliche Wampe an, um gut durch den Winter zu kommen, wenn die Nahrung knapp ist. Wissenschaftler winken allerdings ab, wenn es darum geht, diese Theorie auf den heutigen Menschen zu übertragen, denn schließlich würden wir Menschen keinen Winterschlaf halten und bräuchten somit auch keine derartige Vorsorge zu treffen. Zudem erfolge die Gewichtszunahme bei den Tieren schon relativ früh im Spätsommer und nicht erst im Winter.
Eine ganze Reihe von Studien
Daraus ergibt sich die Frage: Wann nehmen wir Menschen am meisten zu und vor allem wie viel? Es gibt eine Reihe von Studien, die sich mit den saisonalen Schwankungen des Körpergewichts befassen. Einige von ihnen konnten keine außergewöhnliche Gewichtszunahme in der dunklen Jahreszeit feststellen. Andere schon. Besonders interessant ist die Studie Ira S. Ockenes von der Universität von Massachusetts und seinem Team, die dieser in der „Europäischen Fachzeitschrift über klinische Ernährung“veröffentlicht hat. Das Team ermittelte darin die Kalorienaufnahme und physische Aktivität von 593 Versuchsteilnehmer im Alter von 20 bis 70 Jahren und zwar regelmäßig über den Zeitraum eines ganzen Jahres hinweg. Die Wissenschaftler konnten feststellen, dass die durchschnittliche Kalorienaufnahme der Probanden im Herbst gerade einmal um 86 Kilokalorien pro Tag höher lag als im Frühjahr. Diese saisonale Variation war in der Altersgruppe der 40- bis 50Jährigen mit 134 Kilokalorien pro
Tag am größten und wies in der Altersgruppe der 50- bis 60-Jährigen kaum Schwankungen auf. Aber selbst bei den 40- bis 50-Jährigen betrug die Differenz über das ganze Jahr betrachtet, gerade einmal 0,66 Kilogramm, was wohl zu wenig ist, um noch als echter Winterspeck durchzugehen.
Während die Versuchsteilnehmer, die sich in ihren Vierzigern befanden, die größte Kalorienaufnahme des Jahres zur Zeit der Wintersonnenwende (21. Dezember) hatten, nahmen die Probanden, die sich in ihren Fünfzigern befanden, bereits im späten November die meisten Kalorien im Jahr auf.
Lediglich die 60- bis 70-Jährigen erreichten ihr Kalorienmaximum schon im frühen Juli des Jahres. Die saisonalen Schwankungen sind dieser Studie nach also altersabhängig. Wobei zu bedenken ist, dass sich nicht nur die Kalorienaufnahme, sondern auch das Verbrennen der Kalorien auf das Körpergewicht auswirkt, was auch die Forscher in ihrer Untersuchung
berücksichtigt wissen wollen.
Weniger Sport im Winter
Wenig überraschend stellten sie dann diesbezüglich in ihrer Studie fest: „Den geringsten Grad an physischer Aktivität ermittelten wir im Winter und den höchsten im Frühling.“Da die Tage in der dunklen Jahreszeit kürzer sind und es an Tageslicht fehlt, produziert unser Körper jetzt vermehrt das Schlafhormon Melatonin, das für Schläfrigkeit, Trägheit und Antriebslosigkeit verantwortlich ist, ja sogar Depressionen befördern kann.
Aber nicht nur das. Das Melatonin wird nämlich lichtabhängig in der Zirbeldrüse des Gehirns gebildet und zwar durch Biosynthese aus dem Glückshormon Serotonin. Mit anderen Worten: In der dunklen Winterzeit sinkt unser Spiegel des Glückshormons Serotonin auf ganz natürliche Art und Weise ab. Eine Erhöhung des Serotonin-Spiegels ist jetzt also herzlich willkommen und genau den lassen Zucker und fettreiches Essen in die Höhe schnellen.
Einige Wissenschaftler machen aber auch die Gewohnheiten und Traditionen dafür verantwortlich, dass wir im Winter einen Heißhunger auf Süßes und Fettiges entwickeln. Demnach verbinden wir den Winter und die Gemütlichkeit der dunklen Jahreszeit ganz einfach mit viel Süßem wie Schokolade, heißem Kakao, Keksen und Vanillepudding, aber auch mit fettem, deftigem Essen. Da fällt einem natürlich sofort das ausgiebige Schlemmen an den Weihnachtsfeiertagen ein.
Die Hälfte des Gewichts bleibt
Wie sehr fällt das Festtagsmenü ins Gewicht? Das wollte auch die finnische Biomedizinerin Elina Helander von der Universität Tampere mit ihrem Team wissen. Dazu ermittelten die Wissenschaftler das Körpergewicht von rund 3 000 Versuchsteilnehmern im Durchschnittsalter von 42 Jahren aus Deutschland, Japan und den USA jeweils zehn Tage vor Weihnachten und auch zehn Tage danach.
Die Ergebnisse der Studie, die im „New England Journal of Medicine“veröffentlicht wurden, sind interessant. Die Japaner legten nämlich mit 0,5 Prozent ihres ursprünglichen Körpergewichts am christlichen Weihnachtsfest noch mehr zu als die US-Amerikaner mit 0,4 Prozent. Die deutschen Versuchsteilnehmer schlemmten Weihnachten am meisten und steigerten ihr Ursprungsgewicht im Schnitt um ganze 0,6 Prozent. Leider schlossen die finnischen Wissenschaftler ihre Studie mit einem nicht ganz optimistischen Ausblick: „Etwa die Hälfte dieses zugenommenen Gewichts verschwindet kurz nach den Feiertagen wieder, die andere Hälfte bleibt allerdings bis in die Sommermonate erhalten und sogar darüber hinaus.“
Wir verbinden die Gemütlichkeit der dunklen Jahreszeit mit viel Süßem wie Schokolade und heißem Kakao.