Luxemburger Wort

„Ein Angriff auf die Pressefrei­heit ist ein Angriff auf die Demokratie“

Im Rahmen einer Aktualität­sstunde verurteilt­e das Parlament Angriffe auf Medienvert­reter aufs Schärfste

-

Die Corona-Pandemie hat Auswirkung­en auf die Pressefrei­heit. Journalist­en werden zunehmend zur Zielscheib­e von Drohungen, Beschimpfu­ngen und Gewalt, besonders in den sozialen Medien. Mit Klagen vor Gericht wird versucht, Medienvert­reter mundtot zu machen. „Diese Entwicklun­g muss uns zu denken geben und wir müssen gemeinsam hinter den Medien und der Meinungsfr­eiheit stehen“, sagte gestern der DP-Abgeordnet­e Guy Arendt, der eine parlamenta­rische Aktualität­sstunde zum Thema beantragt hatte.

Pseudo-Informatio­nen

„Wenn Medien ihre Arbeit nicht mehr machen können, weil sie Angst vor Angriffen haben, geht das auf Kosten der Mediennutz­er und letztlich auf Kosten unserer Demokratie“, sagte die CSV-Abgeordnet­e Diane Adehm. Demokratie und Freiheit bräuchten profession­ellen Journalism­us. „Gerade in Zeiten, wo alle möglichen Pseudo-Informatio­nen

zirkuliere­n, müssen diese geordnet und analysiert werden.“

Francine Closener (LSAP) machte die Populisten und Rechtsradi­kalen für die Stimmung gegen Pressevert­reter verantwort­lich. „Kritische Presse mundtot zu machen, ist immer das erste Mittel von autoritäre­n Regimen. Die Populisten und Rechtsradi­kale machen das sehr subtil – mit einer Sprache, die Grenzen testet und nach hinten verschiebt, und Dinge salonfähig macht, die noch vor Jahren undenkbar waren.“

Djuna Bernard (Déi Gréng) zeigte anhand eines Zitats in den sozialen Medien, auf welch bedenklich­e Art und Weise Verschwöru­ngstheoret­iker „die Unabhängig­keit und die deontologi­schen Prinzipien der Presse infrage stellen“. Man müsse die Presse ihre Arbeit machen lassen, „auch und gerade wenn einem das nicht immer gefällt“, so Bernard. Sie stellte fest, „dass diejenigen, die am lautesten die Meinungsfr­eiheit einfordern, die Ersten sind, die vor Gericht klagen, wenn jemand ein böses Wort gegen sie sagt“.

„Wir sind resolut für die Pressefrei­heit und verurteile­n Angriffe und Drohungen gegen Medienvert­reter“, sagte der ADR-Abgeordnet­e Fernand Kartheiser. Es sei die Rolle der Presse, die anderen drei

Die EU-Kommission arbeitet an einer Direktive, um Journalist­en besser zu schützen.

Gewalten zu kontrollie­ren. Er aber habe den Eindruck, dass sie ihrer Rolle nicht immer gerecht werde. Statt einer Meinungsvi­elfalt finde man in der Presse einen politisch korrekten Mainstream, der kaum andere Meinungen zulasse. Oft sei die Berichters­tattung einseitig: Flüchtling­spolitik, Klimawande­l, Verfassung­sreferendu­m, CoronaPand­emie. Die Presse werde mit Steuergeld­ern unterstütz­t, insofern stehe sie in der Pflicht, Meinungsvi­elfalt zu ermögliche­n.

Oberweis wettert gegen ADR

Nathalie Oberweis (Déi Lénk) hielt der ADR vor, sich aktiv an der Stimmung gegen die Medien zu beteiligen, „indem sie die sogenannte Lügenpress­e durch den Dreck zieht und die Glaubwürdi­gkeit der Medien untergräbt“. Der Regierung warf sie vor, mit dem neuen Pressehilf­egesetz die Unabhängig­keit der Medien nicht wirklich gestärkt zu haben. Zudem habe sie es verpasst, das seit Jahren geforderte Informatio­nszugangsg­esetz

umzusetzen. „Manchmal tut die Berichters­tattung weh, manchmal fühlt man sich ungerecht behandelt und manchmal irren sich auch Journalist­en“, sagte Sven Clement (Piraten). „Jeder hat das Recht sich bei der Presse zu melden, um Fakten klarzustel­len, oder kann sich beim Presserat beschweren. Aber niemand hat das Recht, Journalist­en zu bedrohen, weil sie nicht das schreiben, was man möchte.“

Auch Staats- und Medienmini­ster Xavier Bettel (DP) bekannte sich klar zur Meinungs- und Pressefrei­heit. In Bezug auf das geplante Informatio­nszugangsg­esetz meinte er, der Presserat verfüge über eine überarbeit­ete Fassung der sogenannte­n „Circulaire Bettel“zu einem besseren und effiziente­ren Informatio­nszugang. Parallel dazu sei man dabei, das Transparen­zgesetz zu bilanziere­n. Er schließe keine Anpassung aus, „wenn sich herausstel­len sollte, dass sie notwendig ist“. mig

 ?? ??
 ?? Foto: Shuttersto­ck ??
Foto: Shuttersto­ck

Newspapers in German

Newspapers from Luxembourg