Quarantäneregeln gelockert
Gewerkschaft SNE spricht von „Durchseuchung der Grundschule“
In den Schulen steigen die Zahl der Corona-Neuinfektionen rasant. In der Woche vom 3. Januar hatte die Santé 1 797 positive Fälle im Fondamental und 1 822 Fälle im Secondaire gemeldet. Laut dem neuen Wochenbericht, der gestern veröffentlicht wurde, wurden in der Woche des 10. Januar im Fondamental insgesamt 2 984 positive Fälle gezählt, im Secondaire waren es 1 929, also nur geringfügig mehr als in der Vorwoche. 34 Klassen befanden sich in einem Szenario 4 (mehr als fünf Fälle), dies in 22 Grundschulen und in fünf Sekundarschulen.
Bereits am Dienstag hatte Bildungsminister Claude Meisch (DP) im Rahmen einer Fragestunde im Parlament mitgeteilt, dass sich in der Woche des 10. Januar 34 Klassen in einem Szenario 4 befunden hätten. In diesen Klassen wurden alle Schüler, die nicht geimpft oder genesen sind, unter Quarantäne gestellt.
Neue Regeln im Zyklus 1
Am selben Tag hat Minister Meisch die Schulen darüber unterrichtet, dass die Quarantäneregeln nun auch im Zyklus 1 gelockert werden, das heißt, dass auch dort die Klassen (die Ungeimpften und nicht Genesenen) erst ab sechs Fällen unter Quarantäne gestellt werden. Das Syndicat national des enseignants (SNE) spricht in einer Pressemitteilung von einer „Durchseuchung“und vermutet, dass die Lockerung darauf abzielt, „Klassenschließungen zu vermeiden und den Schulbetrieb so lange wie möglich aufrecht zu erhalten“. Das sei einerseits verständlich, andererseits aber löse dieses Vorgehen bei vielen Lehrkräften nur Kopfschütteln aus und stoße auf Unverständnis.
Die Gewerkschaft fragt sich, „ob in Anbetracht der rasant steigenden Infektionszahlen in den
Grundschulen und der Bevölkerung jetzt wirklich der Zeitpunkt gekommen ist, die Quarantänebestimmungen im ersten Zyklus zu mildern“– zumal im Zyklus 1 keine Maskenpflicht gilt und die Lehrer mit den Kindern in engem körperlichen Kontakt sind.
„Wenn das Ziel der Regierung wirklich eine Durchseuchung der Gesellschaft mittels einer Infektionswelle unter den Jüngsten ist, dann sollte sie der Bevölkerung im Allgemeinen und den Professionellen des Erziehungsbereichs im Besonderen zumindest reinen Wein einschenken“, so noch die Lehrergewerkschaft.
Dem Wochenbericht der Santé ist zu entnehmen, dass die Positivrate bei den Null- bis Zehnjährigen mit 38 Prozent und bei den Zehn- bis 19-Jährigen mit 43,9 Prozent am höchsten ist. In der Altersgruppe bis neun Jahre wurden 2 560 Kinder positiv getestet, in der Gruppe zehn bis 19 Jahre waren es 2 154 Personen.
In der Woche des 10. Januar wurden insgesamt 37 804 PCRTests durchgeführt, von denen 11 728 positiv waren (Positivrate: 31,02 Prozent). Die getesteten Personen waren im Schnitt 28 Jahre alt (Vorwoche: 31,3 Jahre). 22 625 Personen befanden sich wegen einer Infektion in Isolation (Vorwoche: 14 657) und 8 787 Personen in Quarantäne (Vorwoche: 6 222). Der R-Wert lag bei 1,03 (Vorwoche: 1,46).
Von den 11 728 positiv getesteten Personen sind 5 406 un- oder nur teilgeimpft, 6 323 sind komplett geimpft. Bei den Ungeimpften
liegt die Inzidenz bei 2 808 Fällen pro 100 000 Einwohner, bei den vollständig Geimpften bei 1 430 pro 100 000 Einwohner.
Situation im Krankenhaus
67 Personen wurden wegen einer Covid-Erkrankung im Krankenhaus behandelt, davon 19 auf der Intensivstation. 14 der 19 Intensivpatienten sind nicht geimpft, fünf sind vollständig geimpft. Von den 48 Patienten auf der normalen Pflegestation sind 26 ungeimpft, 22 sind komplett geimpft. Die Krankenhauspatienten sind im Schnitt 48 Jahre alt.
Sieben Personen sind in der Woche des 10. Januar in Verbindung mit einer Covid-Erkrankung gestorben (Vorwoche: 13). Das Durchschnittsalter der Verstorbenen liegt bei 78 Jahren.
Die Infektionswelle greift auch in den Alten- und Pflegeheimen weiter um sich. Am Mittwoch teilte Familienministerin Corinne Cahen (DP) in einem Video via Facebook mit, dass aktuell 108 Bewohner aus 22 Alters- und Pflegeheimen mit Corona infiziert seien. Vor exakt einer Woche hatte sie bei einer Pressekonferenz 42 positive Fälle gemeldet.
In den meisten Fällen handle es sich um geboosterte Personen, deshalb komme es auch nur selten zu schweren Krankheitsverläufen. Fünf Personen befänden sich im Krankenhaus, so noch die Ministerin, die an die ungeimpften Menschen appellierte, sich unbedingt impfen zu lassen.
Impfungen
In der Woche des 10. Januar wurden 47 372 Impfdosen verabreicht, 4 039 Personen haben eine erste Impfung erhalten, 4 232 eine zweite und 39 101 Personen eine Boosterimpfung. Aktuell sind in Luxemburg 454 784 Personen komplett geimpft, das entspricht einer Impfquote von 75,5 Prozent aller Einwohner über fünf Jahre.
In den Schulen und Altenheimen steigen die Infektionszahlen rasant an.