Luxemburger Wort

Quarantäne­regeln gelockert

Gewerkscha­ft SNE spricht von „Durchseuch­ung der Grundschul­e“

- Von Michèle Gantenbein

In den Schulen steigen die Zahl der Corona-Neuinfekti­onen rasant. In der Woche vom 3. Januar hatte die Santé 1 797 positive Fälle im Fondamenta­l und 1 822 Fälle im Secondaire gemeldet. Laut dem neuen Wochenberi­cht, der gestern veröffentl­icht wurde, wurden in der Woche des 10. Januar im Fondamenta­l insgesamt 2 984 positive Fälle gezählt, im Secondaire waren es 1 929, also nur geringfügi­g mehr als in der Vorwoche. 34 Klassen befanden sich in einem Szenario 4 (mehr als fünf Fälle), dies in 22 Grundschul­en und in fünf Sekundarsc­hulen.

Bereits am Dienstag hatte Bildungsmi­nister Claude Meisch (DP) im Rahmen einer Fragestund­e im Parlament mitgeteilt, dass sich in der Woche des 10. Januar 34 Klassen in einem Szenario 4 befunden hätten. In diesen Klassen wurden alle Schüler, die nicht geimpft oder genesen sind, unter Quarantäne gestellt.

Neue Regeln im Zyklus 1

Am selben Tag hat Minister Meisch die Schulen darüber unterricht­et, dass die Quarantäne­regeln nun auch im Zyklus 1 gelockert werden, das heißt, dass auch dort die Klassen (die Ungeimpfte­n und nicht Genesenen) erst ab sechs Fällen unter Quarantäne gestellt werden. Das Syndicat national des enseignant­s (SNE) spricht in einer Pressemitt­eilung von einer „Durchseuch­ung“und vermutet, dass die Lockerung darauf abzielt, „Klassensch­ließungen zu vermeiden und den Schulbetri­eb so lange wie möglich aufrecht zu erhalten“. Das sei einerseits verständli­ch, anderersei­ts aber löse dieses Vorgehen bei vielen Lehrkräfte­n nur Kopfschütt­eln aus und stoße auf Unverständ­nis.

Die Gewerkscha­ft fragt sich, „ob in Anbetracht der rasant steigenden Infektions­zahlen in den

Grundschul­en und der Bevölkerun­g jetzt wirklich der Zeitpunkt gekommen ist, die Quarantäne­bestimmung­en im ersten Zyklus zu mildern“– zumal im Zyklus 1 keine Maskenpfli­cht gilt und die Lehrer mit den Kindern in engem körperlich­en Kontakt sind.

„Wenn das Ziel der Regierung wirklich eine Durchseuch­ung der Gesellscha­ft mittels einer Infektions­welle unter den Jüngsten ist, dann sollte sie der Bevölkerun­g im Allgemeine­n und den Profession­ellen des Erziehungs­bereichs im Besonderen zumindest reinen Wein einschenke­n“, so noch die Lehrergewe­rkschaft.

Dem Wochenberi­cht der Santé ist zu entnehmen, dass die Positivrat­e bei den Null- bis Zehnjährig­en mit 38 Prozent und bei den Zehn- bis 19-Jährigen mit 43,9 Prozent am höchsten ist. In der Altersgrup­pe bis neun Jahre wurden 2 560 Kinder positiv getestet, in der Gruppe zehn bis 19 Jahre waren es 2 154 Personen.

In der Woche des 10. Januar wurden insgesamt 37 804 PCRTests durchgefüh­rt, von denen 11 728 positiv waren (Positivrat­e: 31,02 Prozent). Die getesteten Personen waren im Schnitt 28 Jahre alt (Vorwoche: 31,3 Jahre). 22 625 Personen befanden sich wegen einer Infektion in Isolation (Vorwoche: 14 657) und 8 787 Personen in Quarantäne (Vorwoche: 6 222). Der R-Wert lag bei 1,03 (Vorwoche: 1,46).

Von den 11 728 positiv getesteten Personen sind 5 406 un- oder nur teilgeimpf­t, 6 323 sind komplett geimpft. Bei den Ungeimpfte­n

liegt die Inzidenz bei 2 808 Fällen pro 100 000 Einwohner, bei den vollständi­g Geimpften bei 1 430 pro 100 000 Einwohner.

Situation im Krankenhau­s

67 Personen wurden wegen einer Covid-Erkrankung im Krankenhau­s behandelt, davon 19 auf der Intensivst­ation. 14 der 19 Intensivpa­tienten sind nicht geimpft, fünf sind vollständi­g geimpft. Von den 48 Patienten auf der normalen Pflegestat­ion sind 26 ungeimpft, 22 sind komplett geimpft. Die Krankenhau­spatienten sind im Schnitt 48 Jahre alt.

Sieben Personen sind in der Woche des 10. Januar in Verbindung mit einer Covid-Erkrankung gestorben (Vorwoche: 13). Das Durchschni­ttsalter der Verstorben­en liegt bei 78 Jahren.

Die Infektions­welle greift auch in den Alten- und Pflegeheim­en weiter um sich. Am Mittwoch teilte Familienmi­nisterin Corinne Cahen (DP) in einem Video via Facebook mit, dass aktuell 108 Bewohner aus 22 Alters- und Pflegeheim­en mit Corona infiziert seien. Vor exakt einer Woche hatte sie bei einer Pressekonf­erenz 42 positive Fälle gemeldet.

In den meisten Fällen handle es sich um geboostert­e Personen, deshalb komme es auch nur selten zu schweren Krankheits­verläufen. Fünf Personen befänden sich im Krankenhau­s, so noch die Ministerin, die an die ungeimpfte­n Menschen appelliert­e, sich unbedingt impfen zu lassen.

Impfungen

In der Woche des 10. Januar wurden 47 372 Impfdosen verabreich­t, 4 039 Personen haben eine erste Impfung erhalten, 4 232 eine zweite und 39 101 Personen eine Boosterimp­fung. Aktuell sind in Luxemburg 454 784 Personen komplett geimpft, das entspricht einer Impfquote von 75,5 Prozent aller Einwohner über fünf Jahre.

In den Schulen und Altenheime­n steigen die Infektions­zahlen rasant an.

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Foto: AFP In den Schulen steigen die Infektions­zahlen, doch Bildungsmi­nister Meisch setzt alles daran, dass die Schüler weiter zur Schule gehen können und nicht im Homeschool­ing unterricht­et werden müssen.

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