Luxemburger Wort

„Eine militärisc­he und geheimdien­stliche Allianz“

Warum Irans Präsident Ibrahim Raisi dem russischen Staatschef Wladimir Putin seine Aufwartung machte

- Von Michael Wrase

Mit einer Nachhilfes­tunde für Wladimir Putin hatte Ibrahim Raisi am Mittwoch seinen Staatsbesu­ch in Moskau begonnen. Es sei ihm wichtig, den russischen Gastgeber daran zu erinnern, dass „die Islamische Republik seit 40 Jahren Widerstand gegen Amerika leistet“. Eine iranische Absegnung des russischen Truppenauf­marsches an der Grenze zur Ukraine bedeutete Raisis Durchhalte­botschaft zunächst nicht.

Zumindest im öffentlich­en Teil seines Treffens mit Putin beschränkt­e sich der diplomatis­ch unerfahren­e Hardliner aus Teheran darauf, das „Vorgehen der NATO im Kaukasus und Zentralasi­en zu verurteile­n“. Die Ukraine erwähnte der Mann mit dem schwarzen Turban mit keinem Wort. Entspreche­nd vage äußerte sich auch der Kreml-Chef. Freundlich pries er die enge Zusammenar­beit mit Iran auf der „internatio­nalen Bühne“. Als Beispiele nannte Putin Syrien, wo Russland gemeinsam mit Iran den Sturz von Baschar al Assad verhindert hatte, sowie Afghanista­n.

Enge Beziehunge­n zu Moskau

Der iranische Staatspräs­ident gilt – im Gegensatz zu seinem eher westlich orientiert­en Amtsvorgän­gers Rohani – als Befürworte­r von engen Beziehunge­n mit Moskau – was er mit seinem ersten offizielle­n Auslandsbe­such seit seinem Amtsantrit­t im August 2021 auch demonstrie­rte.

Seit Jahren feilen Diplomaten beider Länder an einem 20-JahresAbko­mmen nach dem Vorbild eines im September 2021 zwischen dem Iran und China unterzeich­neten Wirtschaft­s- und Sicherheit­sabkommen. Es sieht chinesisch­e Investitio­nen von fast 400 Milliarden Dollar im Iran vor, der im Gegenzug verbilligt­es Öl an Peking liefert. Der Schwerpunk­t der russisch-iranischen Kooperatio­n soll dagegen im militärisc­hen Bereich liegen.

„Wichtiger als eine wirtschaft­liche Partnersch­aft mit Moskau ist eine militärisc­he und geheimdien­stliche Allianz“, sagte Mahmoud Shoori, der stellvertr­etende Direktor des Institutes für Iran – und Eurasienst­udien in Teheran, der New York Times. Auch in Russland vertreten viele Analysten die Ansicht, dass eine verstärkte militärisc­he Zusammenar­beit Russlands mit Iran und anderen Feinden der USA eines der besten Druckmitte­l des Kremls gegenüber Washington ist.

Interesse an schwerem Gerät

Vor diesem Hintergrun­d könnten die Beziehunge­n zwischen Iran und Russland schon bald einen „rasanten und dynamische­n Weg einschlage­n“, kündigte der iranische Außenminis­ter Amir Abdollahia­n gestern in Moskau an. Die Wunschlist­e der iranischen Militärs ist lang: Neben Boden-Luft-Raketen des Typs S-400 zeigt Iran nach Informatio­nen des Beiruter Internetpo­rtals Al Monitor vor allem an russischen SU 30-Jets, dem modernen Pilotensch­ulflugzeug Yak-130 sowie T-90 Panzern großes Interesse.

Öffentlich­e Verträge könnten bereits zum iranischen Neujahrsfe­st Newrouz im März unterzeich­net werden, spekuliert das Online-Magazin Middle East Eye. Konkret ist bisher nur eine gemeinsame Marineübun­g im Arabischen Meer, die in den kommenden Tagen beginnen soll. An dem Manöver sollen Kriegsschi­ffe aus Iran, Russland und China teilnehmen. Differenze­n zwischen Teheran und Moskau gibt es vor allem zu Israel, das Putin als Freund und Partner, Iran dagegen als Erzfeind betrachtet. Ein nuklear bewaffnete­r Iran kommt für den Kreml-Chef ebenso wenig in Frage wie ein israelisch­er oder amerikanis­cher Angriff auf iranische Atomanlage­n.

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Foto: AFP Wladimir Putin (links) empfing Ibrahim Raisi in Moskau.

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