„Eine militärische und geheimdienstliche Allianz“
Warum Irans Präsident Ibrahim Raisi dem russischen Staatschef Wladimir Putin seine Aufwartung machte
Mit einer Nachhilfestunde für Wladimir Putin hatte Ibrahim Raisi am Mittwoch seinen Staatsbesuch in Moskau begonnen. Es sei ihm wichtig, den russischen Gastgeber daran zu erinnern, dass „die Islamische Republik seit 40 Jahren Widerstand gegen Amerika leistet“. Eine iranische Absegnung des russischen Truppenaufmarsches an der Grenze zur Ukraine bedeutete Raisis Durchhaltebotschaft zunächst nicht.
Zumindest im öffentlichen Teil seines Treffens mit Putin beschränkte sich der diplomatisch unerfahrene Hardliner aus Teheran darauf, das „Vorgehen der NATO im Kaukasus und Zentralasien zu verurteilen“. Die Ukraine erwähnte der Mann mit dem schwarzen Turban mit keinem Wort. Entsprechend vage äußerte sich auch der Kreml-Chef. Freundlich pries er die enge Zusammenarbeit mit Iran auf der „internationalen Bühne“. Als Beispiele nannte Putin Syrien, wo Russland gemeinsam mit Iran den Sturz von Baschar al Assad verhindert hatte, sowie Afghanistan.
Enge Beziehungen zu Moskau
Der iranische Staatspräsident gilt – im Gegensatz zu seinem eher westlich orientierten Amtsvorgängers Rohani – als Befürworter von engen Beziehungen mit Moskau – was er mit seinem ersten offiziellen Auslandsbesuch seit seinem Amtsantritt im August 2021 auch demonstrierte.
Seit Jahren feilen Diplomaten beider Länder an einem 20-JahresAbkommen nach dem Vorbild eines im September 2021 zwischen dem Iran und China unterzeichneten Wirtschafts- und Sicherheitsabkommen. Es sieht chinesische Investitionen von fast 400 Milliarden Dollar im Iran vor, der im Gegenzug verbilligtes Öl an Peking liefert. Der Schwerpunkt der russisch-iranischen Kooperation soll dagegen im militärischen Bereich liegen.
„Wichtiger als eine wirtschaftliche Partnerschaft mit Moskau ist eine militärische und geheimdienstliche Allianz“, sagte Mahmoud Shoori, der stellvertretende Direktor des Institutes für Iran – und Eurasienstudien in Teheran, der New York Times. Auch in Russland vertreten viele Analysten die Ansicht, dass eine verstärkte militärische Zusammenarbeit Russlands mit Iran und anderen Feinden der USA eines der besten Druckmittel des Kremls gegenüber Washington ist.
Interesse an schwerem Gerät
Vor diesem Hintergrund könnten die Beziehungen zwischen Iran und Russland schon bald einen „rasanten und dynamischen Weg einschlagen“, kündigte der iranische Außenminister Amir Abdollahian gestern in Moskau an. Die Wunschliste der iranischen Militärs ist lang: Neben Boden-Luft-Raketen des Typs S-400 zeigt Iran nach Informationen des Beiruter Internetportals Al Monitor vor allem an russischen SU 30-Jets, dem modernen Pilotenschulflugzeug Yak-130 sowie T-90 Panzern großes Interesse.
Öffentliche Verträge könnten bereits zum iranischen Neujahrsfest Newrouz im März unterzeichnet werden, spekuliert das Online-Magazin Middle East Eye. Konkret ist bisher nur eine gemeinsame Marineübung im Arabischen Meer, die in den kommenden Tagen beginnen soll. An dem Manöver sollen Kriegsschiffe aus Iran, Russland und China teilnehmen. Differenzen zwischen Teheran und Moskau gibt es vor allem zu Israel, das Putin als Freund und Partner, Iran dagegen als Erzfeind betrachtet. Ein nuklear bewaffneter Iran kommt für den Kreml-Chef ebenso wenig in Frage wie ein israelischer oder amerikanischer Angriff auf iranische Atomanlagen.