Luxemburger Wort

Arbeitsmor­al im Keller

Die Work-Life-Balance hat sich zwischen 2014 und 2021 deutlich verschlech­tert

- Von Nadia Di Pillo

Mit der Arbeitsmor­al in CoronaZeit­en steht es offenbar nicht zum Besten. Wie der „Quality of work“Index zeigt, sind die Arbeitszuf­riedenheit sowie die Arbeitsmot­ivation zwischen 2017 und 2018 deutlich gesunken und „stabilisie­ren sich seitdem auf einem niedrigere­n Niveau“. Das Burnout-Level ist zwischen 2014 und 2021 gestiegen, und das generelle Well-Being gesunken. Gesundheit­sprobleme wiederum sind zwischen 2016 und 2021 deutlich angestiege­n.

Der von der Universitä­t Luxemburg und der luxemburgi­schen Chambre des salariés Luxembourg (CSL) entwickelt­e „Quality of Work Index Luxembourg“(QoW-Index), wurde 2021 bereits zum neunten Mal erhoben. Während die globale subjektiv wahrgenomm­ene Arbeitsqua­lität zwischen 2014 und 2019 nur geringe Schwankung­en aufweist, ist zwischen 2019 und 2020 ein deutlicher Rückgang feststellb­ar.

„2021 stabilisie­rt sich die Arbeitsqua­lität auf diesem geringeren Niveau“, sagt David Büchel, Arbeitspsy­chologe bei der CSL. In absoluten Zahlen weisen gering qualifizie­rte Arbeitnehm­er, Berufe mit hohem manuellem Anteil, Berufe im Handel, in der Gastronomi­e und in der direkten Dienstleis­tung die niedrigste­n Werte auf.

Wichtige Arbeitsasp­ekte wie Partizipat­ion, Feedback, Autonomie und Kooperatio­n weisen über die Jahre einen Abwärtstre­nd auf. Gleichzeit­ig sind auch die körperlich­en Belastunge­n und die wahrgenomm­ene Unfallgefa­hr in den vergangene­n Jahren gesunken. Mentale und emotionale Anforderun­gen steigen dagegen seit 2017 relativ konstant an, so das Ergebnis der Studie.

Die Einkommens­zufriedenh­eit hat insbesonde­re zwischen 2019 und 2020 abgenommen und „blieb 2021 auf einem geringen Niveau“. Die wahrgenomm­enen Ausbildung­smöglichke­iten weisen zwischen 2014 und 2021 einen Abwärtstre­nd auf. Im Bereich Beförderun­gsmöglichk­eiten zeigen sich über die Zeit nur geringfügi­ge Schwankung­en. Die Arbeitspla­tzsicherhe­it hat zwischen 2014 und 2019 kontinuier­lich zugenommen, diese Entwicklun­g weist jedoch ab 2020 einen Knick auf. Die Work-Life-Konflikte sind zwischen 2014 und 2021 nahezu kontinuier­lich angestiege­n.

Arbeitnehm­er, die regelmäßig im Homeoffice arbeiten, berichten durchschni­ttlich über ein höheres Level an Partizipat­ion, Feedback sowie Autonomie. Gleichzeit­ig weisen sie konstant höhere Werte bei mentalen Anforderun­gen, Zeitdruck und emotionale­n Anforderun­gen auf. Gleichzeit­ig berichten Arbeitnehm­er, die regelmäßig im Homeoffice arbeiten, über ein höheres Maß an Work-Life-Konflikten. Angestellt­e, die nicht regelmäßig zu Hause arbeiten, berichten dagegen über mehr körperlich­e Belastunge­n und eine erhöhte Unfallgefa­hr. Sie berichten konstant über eine höhere Arbeitsmot­ivation, sowie ab 2020 über mehr Gesundheit­sprobleme.

Depression­srisiko steigt

Mit dem Rückgang des allgemeine­n Wohlbefind­ens steigt auch das Risiko, an Depression­en zu erkranken. Das hohe Depression­srisiko ist im vergangene­n Jahr weiter gestiegen – von elf Prozent auf 15 Prozent. Der Anteil der Arbeitnehm­er mit einem „mäßigen“Depression­srisiko

ist von 21 Prozent auf 25 Prozent geklettert. Das Risiko, an einer Depression zu erkranken, ist bei Frauen (17 Prozent) im Vergleich zu Männern (14 Prozent) besonders häufig. Mit einer Depression steigt auch das Selbstmord­risiko. Die neuesten Daten zeigen eine Selbstmord­gedankenra­te von 6,1 Prozent, „was die höchste Rate seit Bestehen der Umfrage ist“. Während 6,1 Prozent der Befragten Suizidgeda­nken hatten, machten 3,2 Prozent auch konkrete Pläne zum Selbstmord.

Wenn die Wohnung zum Büro wird

Die Nutzung von Heimarbeit hat sich in den vergangene­n Jahren stark verändert – das ist keine Überraschu­ng. Zwischen Juni und Oktober 2021 waren 40 Prozent der Arbeitnehm­er regelmäßig im Homeoffice. Nach Angaben der Studie sind die meisten Arbeitnehm­er (zwischen 61 und 64 Prozent) der Meinung, dass sie für die Heimarbeit gut ausgestatt­et sind. Etwa ein Viertel denkt, dass dies nur mittelmäßi­g der Fall ist, 13 bis 14 Prozent sind der Meinung, dass sie schlecht ausgestatt­et sind.

Rund 13 Prozent der Arbeitnehm­er geben an, während der Arbeit zu Hause gestört zu werden. 51 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass es ihnen gut gelingt, Arbeit und Privatlebe­n zu trennen, und dass sie nur selten berufliche und private Aufgaben gleichzeit­ig erledigen müssen. Einem Angestellt­en von fünf fällt es jedoch schwer, in Homeoffice Privatund Berufslebe­n zu trennen. 18 Prozent müssen häufig private und berufliche Aufgaben gleichzeit­ig erledigen. Vier von zehn Personen bevorzugen Heimarbeit, 33 Prozent sitzen lieber im Büro, so die Ergebnisse der Studie.

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Foto: Shuttersto­ck Immer mehr Arbeitnehm­er haben in Luxemburg Suizidgeda­nken – besonders in der Pandemie.

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