Entdecken, staunen, lernen
Mit „Emma K“das Kafkaeske im Leben richtig anpacken und aus der Welt schaffen
Es ist nie zu früh und auch nie zu spät, um einen Heranwachsenden an die große Literatur heranzuführen. Oder zumindest ihm Brücken zu wichtigen literarischen Werken zu bauen; und ihm gleichzeitig auch auf eine spielerische Art das zu vermitteln, was diese Literatur so alles mit sich führt.
„Emma K.“ist als Bühnenstück dafür bestens geeignet. Es richtet sich an Heranwachsende ab zehn Jahren, und auch Teenager finden darin ganz bestimmt Dinge, die sie zutiefst berühren. Angelehnt ist dieses Schauspiel an Kafkas mysteriösen – und zuweilen auch beängstigenden – Roman „Der Prozess“und hat zudem etwas von der Erzählung des Prager Schriftstellers „Die Verwandlung“, wie Regisseurin Pascale Noé Adam meint.
Fabula Rasa: Geschichten anders erzählen
Sie hat das Stück inszeniert. Premiere war im November 2021 im Düdelinger Kulturzentrum Opderschmelz; nun wird es am Wochenende in den Rotondes beim Festival Fabula Rasa aufgeführt. Das schon traditionelle Rendezvous für Geschichten in allen erdenklichen Darstellungsformen – auf der Bühne, in der Galerie und in Workshops – ist jedes Mal ein wichtiger Höhepunkt zum Jahresbeginn im Programm des Kulturzentrums am Bahnhof und erstreckt sich diesmal sogar über drei Wochenenden (bis 6. Februar).
Der belgische Stückeschreiber und Theaterregisseur Guiseppe
Lonobile hat „Emma K.“geschrieben und auch schon einmal inszeniert. „Aber ganz anders, als ich es jetzt tun werde“, betont Pascale Noé Adam. Sie ist über diesen Text gestolpert, nachdem sie vor einem Jahr „Roulez Jeunesse“von Luc Tartar inszeniert hatte; ein Stück, das beim selben Verlag herausgekommen ist wie „Emma K.“
„Ich habe einen ganzen Stapel an Bühnenstücken für Kinder aus diesem Verlag gelesen, und dieses hat mich aber ganz besonders angesprochen“, erklärt sie. „Als ich ,Emma K.’ entdeckte, wusste ich sofort, wie ich es auf die Bühne bringen könnte, und mir schwebte vor , mit meiner Zwillingsschwester Nathalie zusammenzuarbeiten. Sie ist Künstlerin und ist zuständig für die Szenografie, als Zwillinge haben wir beide Ästhetiken, die leicht zueinanderfinden; sie im Bühnendekor, in der Malerei, in den Videos, ich bei der Inszenierung.“
Am Morgen als Emma ihren zwölften Geburtstag feiern will, sind ihre Eltern und ihr kleiner Bruder nicht da. Offenbar sind sie in den Urlaub gefahren, erzählt ein
Inspektor dem Mädchen. Dieser verwandelt sich nach und nach in eine Fliege. Er verfügt auch, dass Emma ab sofort unter Hausarrest steht und er auf sie aufpassen werde. Auch wenn Emma nicht versteht, was man ihr so vorwirft, ist sie doch fest entschlossen, sich mit allen Mitteln gegen diese gelinde gesagt absurde, ja kafkaeske Situation zu wehren ...
Man sollte nicht alles glauben, sich aber seine eigene Meinung bilden und sich selbst kennenlernen. Regisseurin Pascale Noé
Schauspielerin auf der Bühne, Stimmen aus dem Off
„Es geht in diesem Stück um den freien Willen eines jeden“, sagt die Regisseurin. Das will sie den jungen Zuschauern nahebringen. Emma habe es nur ihrem starken Willen zu verdanken, dass sie mit der Erfahrung des Erlebten nach und nach auch entdeckt, was Freiheit tatsächlich bedeutet. „Man sollte hinterfragen, man sollte nicht alles glauben, sich dafür aber seine eigene Meinung bilden und sich auch selbst dabei kennenlernen“, so Noé.
Auf der Bühne steht Schauspielerin Anne Klein. Dank Bildern der Schwester Nathalie Noé Adam, die auf große Leinwände angestrahlt werden, entsteht das Bühnenbild. Off-Stimmen geben dem Stück eine sonore Atmosphäre. 55 Minuten dauert die Aufführung, die vom Collectif Bombyx zusammen mit den Rotondes, dem Cube 521 und dem Kulturzentrum Opderschmelz koproduziert wurde.
Vorstellungen am Samstag um 19 Uhr und am Sonntag um 17 Uhr in den Rotondes. Am 24. März im Cube in Marnach. Auf Luxemburgisch.
www.rotondes.lu