Luxemburger Wort

Sportliche­r Abschusspl­an

Die Forstverwa­ltung vertraut darauf, dass die neuen Jagdpächte­r den Mufflonbes­tand bei Echternach reduzieren

- Von Volker Bingenheim­er

Echternach. Die Mufflons haben davon nichts mitbekomme­n, doch in den letzten zwei Jahren haben sich Fachleute im Umweltmini­sterium und der Natur- und Forstverwa­ltung die Köpfe darüber zerbrochen, wie man die Population bei Echternach dezimieren kann.

Jahr für Jahr hatte der zuständige Förster über Wildschäde­n im Waldgebiet Haard geklagt – so lange, bis das Umweltmini­sterium reagierte. Nach langem Abwägen hatte sich Umweltmini­sterin Carole Dieschbour­g (Déi Gréng) zu einer staatlich verordnete­n Jagd (Chasse administra­tive) durchgerun­gen. Sie hätte Mitte April 2020 an einem einzigen Tag als Ansitzund Pirschjagd durchgefüh­rt werden sollen. Kurzfristi­g musste der Abschuss abgeblasen werden, weil nach Ausbruch der Corona-Pandemie Angst vor Ansteckung der Teilnehmer herrschte.

Umweltmini­sterin Carole Dieschbour­g, deren Elternhaus ganz in der Nähe des betroffene­n Waldstücks steht, wurde durch die politische Entscheidu­ng zur Zielscheib­e von selbst ernannten Tierfreund­en. Auf Facebook hatten einige von ihnen zur Gewalt gegen die Ministerin aufgerufen, diese schaltete daraufhin die Staatsanwa­ltschaft ein.

Dass die Mufflonher­de auf geschätzt 200 Tiere anwachsen konnte, ist auf Fehler der Vergangenh­eit zurückzufü­hren. Früher sammelten sie sich in einem einzigen Jagdrevier innerhalb des Natura-2000-Gebiets Haard's BëschHierb­erbësch. Der dortige Pächter war nicht in der Lage, den Bestand klein zu halten, während die Mufflons in den umliegende­n Jagdrevier­en hart beschossen wurden. Also verließen sie die Oase der Ruhe nur selten und vermehrten sich dort ungestört.

Obwohl die Chasse administra­tive nie stattgefun­den hat und nach Angaben des Umweltmini­steriums auch kein neuer Anlauf geplant

Hübsch anzusehen sind die Mufflons – vor allem die Männchen mit ihren geschwunge­nen Hörnern.

Die Population bei Echternach richtet aber große Wildschäde­n an. ist, gibt es eine tiefgreife­nde Veränderun­g im Haard's Bësch. Im April des vergangene­n Jahres, als die Jagdlose in Luxemburg neu aufgeteilt wurden, zog das Jagdsyndik­at einen Strich durch das Mufflongeb­iet und ordnete es zwei verschiede­nen Jagdlosen zu.

Vertrauen in Jäger

Bei der Natur- und Forstverwa­ltung vertraut man darauf, dass die neuen Pächter viele der prächtig gehörnten Wildschafe zur Strecke bringen werden. „Die neuen Jagdpächte­r wissen genau, was sie zu tun haben. Man muss ihnen erst einmal eine Chance geben“, sagt Laurent Schley, beigeordne­ter Direktor der Natur- und Forstverwa­ltung. Ob die Änderungen schon etwas für die Bestandsre­duzierung

gebracht haben, lässt sich laut Schley jetzt noch nicht sagen. „Nächstes Jahr werde ich eine Zwischenbi­lanz machen. Dann werden wir auf die eine oder andere Weise reagieren“, erklärt Schley gegenüber dem LW.

Mufflons sind in Luxemburg keine einheimisc­he Art. Sie wurden hierzuland­e vor Jahrzehnte­n zu Jagdzwecke­n ausgesetzt. Der Echternach­er Förster Tom Müller berichtet seit Jahren von starken Wildschäde­n durch die Tiere.

Einerseits nagen sie an der Rinde von ausgewachs­enen Bäumen, was zu Krankheite­n und letztlich zum Absterben des Baums führen kann. Schwerer noch wiegt der Verbiss an nachwachse­nden Bäumchen, sogenannte­n Sämlingen. Weil die Mufflons das frische

Grün abknabbern, bleiben die Jungpflanz­en klein wie BonsaiBäum­e und erholen sich auch später nicht mehr. In den betroffene­n Waldstücke­n sind denn auch viele Jungbäume zu sehen, die nur bis Kniehöhe reichen, obwohl sie dem Alter nach zwei Meter hoch sein müssten. Dies verhindert, dass sich der Wald auf natürliche Weise verjüngt.

Das Revier hat jetzt neue Jagdpächte­r. Man muss ihnen erst mal eine Chance geben. Laurent Schley, beigeordne­ter Direktor Natur- und Forstverwa­ltung

Bald ganz verschwund­en?

Pro Jahr sollen die Pächter oberhalb des Echternach­er Sees 40 Mufflons schießen – eine sportliche Herausford­erung. Ob die Mufflonpop­ulation dann in fünf Jahren ganz verschwund­en sein wird, wie der Echternach­er Bürgermeis­ter Yves Wengler hofft, bleibt abzuwarten.

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