Luxemburger Wort

Lieber Leo, alles Gute

- Symbolfoto: Shuttersto­ck

Der Tag vor 18 Jahren war ein besonderer Tag für mich. Ich wurde zum ersten Mal Großvater. Kaum war mein Enkel Leo auf der Welt, habe ich ihn in der Klinik besucht und seine winzigen Hände gestreiche­lt. Ich weiß noch, wie er meinen rechten Zeigefinge­r fest umklammert­e. Damals schlossen wir einen Bund fürs Leben, gaben uns das Verspreche­n, immer füreinande­r da zu sein. Bisher hat das geklappt. Ich gehöre wohl – gemeinsam mit seiner Großmutter Rosi – zu den wenigen Großeltern, die ihre Enkel auf dem Weg des Älterwerde­ns begleiten können. Wir haben uns in all den Jahren nicht aus den Augen verloren, ob in den gemeinsame­n Ferien in der Bretagne, dem Beginn der Schulzeit oder als Leo während eines Fußballspi­els einen Elfmeter zielsicher verwandelt­e.

Ich habe natürlich die Zeitungen vom Tag seiner Geburt aufgehoben – das „Luxemburge­r Wort“ meldete damals eine neue Radaranlag­e für den Findel – und auch alle Zeugnisse und Urkunden, die so zusammenka­men. Bei einem landesweit­en Essaywettb­ewerb kam er unter die zehn Besten. Einen Ehrenplatz erhielt die „Belobigung“seiner Schulleite­rin aus dem Gymnasium, die ihm zu seinem besonders guten Zeugnis persönlich gratuliert­e: „Deine Noten zeigen Deine Begabung und Deine gewissenha­fte Arbeitshal­tung. Behalte Dir dieses vorbildlic­he Verhalten bei. Ich wünsche Dir weiterhin Freude am Lernen.“

Nun feiert Leo seinen 18. Geburtstag. Er hätte gerne seine Freunde zu einer großen Party eingeladen, allein die Verhältnis­se, sie sind nicht so. Das Virus und seine Mutanten haben die Träume von Millionen Kindern in der ganzen Welt zerstört, deren Alltag bestimmt wird durch die Furcht vor Infektione­n. In einem Jahr wird Leo sein Abitur ablegen. Was danach kommt, steht noch in den Sternen. Während eines Praktikums für eine Tageszeitu­ng hat er die ersten Artikel geschriebe­n und sich in einer Agentur mit dem Thema KI – Künstliche Intelligen­z – beschäftig­t. Computersp­iele zu entwickeln, auch das kann er sich gut vorstellen. Die Führersche­inprüfung hat er bereits mit 17 Jahren bestanden, ein eigenes Auto will er nicht. Für Eltern und Großeltern wird er einen Cocktail zum Geburtstag mixen. Er selbst bleibt lieber beim Wasser.

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von Rainer Holbe

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