Gemeinsam gegen die Pandemie
EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides zu Besuch in Luxemburg
Die Pandemie ist noch nicht vorbei, darüber waren sich gestern die EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides und Gesundheitsministerin Paulette Lenert einig. Neben Corona waren auch die medizinische Unterstützung der Ukraine, die Reorganisation der Generaldirektion Gesundheit und Lebensmittelsicherheit und der EU-Krebsplan Thema bei den Unterredungen in Luxemburg. Am Morgen hatte der Gast aus Brüssel gemeinsam mit Außenminister Jean Asselborn die SHUK (Structure d'hébergement d'urgence au Kirchberg) für ukrainische Schutzsuchende besichtigt.
Luxemburg gut aufgestellt
Während der Pandemie habe man sehr intensiv mit der EU-Kommission zusammengearbeitet, sagte Lenert am Nachmittag bei einer Pressekonferenz. Momentan sei eine gewisse Entspannung spürbar, doch ein großer Teil der Menschen in Europa sei noch nicht geimpft, auch wenn Luxemburg im Vergleich gut dastehe. Das Risiko neuer Virusvarianten bestehe aber weiter, es gelte also wachsam zu bleiben. Insgesamt sei Luxemburg für den Herbst jedoch gut aufgestellt, versicherte die Ministerin, die darauf hinwies, dass die Arbeiten für eine Impfpflicht voranschritten. Auch warte man mit Spannung auf das Ergebnis einer OECD-Bewertung der Pandemiebewältigung.
Was die zweite große Krise des Kontinents betrifft, so würden die ukrainischen Flüchtlinge bei ihrer Erstaufnahme in der SHUK medizinisch betreut und gegebenenfalls weitergeleitet. Auch der Impfstatus werde überprüft. Beim zweiten Gesundheitscheck sei die Zahl der Sprechstunden von 40 auf 500 pro Woche gestiegen. Luxemburg stelle 69 Betten in Krankenhäusern
für ukrainische Patienten zu Verfügung. Bislang seien zwei Krebspatienten hier aufgenommen worden.
Der herzzerreißenden Lage der ukrainischen Flüchtlinge stellte Stella Kyriakides die herzerwärmende Willkommenskultur und Solidarität der EU gegenüber. Bislang seien 200 Patienten aus dem EU-Grenzgebiet in andere EU-Mitgliedstaaten überführt worden. Das Tempo der Transfers nehme kontinuierlich zu. Vor Kurzem habe die EU-Kommission neun Millionen Euro für psychische Hilfe und Traumabewältigung zugunsten der ukrainischen Kriegsflüchtlinge bereitgestellt. Während anfangs vor allem Anfragen für die Behandlung von Krebspatienten eingingen, würden jetzt Patienten mit Kriegswunden dominieren.
Der Krieg in der Ukraine finde in einer Zeit statt, in der die Pandemie noch nicht überwunden sei, so die EU-Gesundheitskommissarin. Der Ausblick sei positiver. Luxemburg sei eines der Länder, in denen die Impfrate sehr hoch sei. „Doch die Pandemie ist nicht vorbei. Das Virus ist hier, um zu bleiben und wird sich weiterentwickeln.“Das Risiko der Entstehung von Varianten sei hoch.
Alle Teile der Welt erreichen
Sie habe am Mittwoch ihre Empfehlungen an die Mitgliedstaaten zur Bewältigung der aktuellen und kommenden Phasen der Pandemie vorgestellt, so die Kommissarin. Vor dem Herbst sollten die Länder ihre Stocks an Corona-Impfdosen erhöhen und ihr Vorgehen beim Testen und Sequenzieren neu aufstellen. Die EU-Kommission verfolge genau die Entwicklung neuer Covid-19-Medikamente und -Therapien, die die Europäische Arzneimittel-Agentur gegebenenfalls schnellstmöglich genehmigen werde. „Wir arbeiten auch an der Abstimmung von Reisemaßnahmen und der Weiterführung von globaler Solidarität für Impfstoffe.“
„Wir haben es mit einer Pandemie zu tun, und eine Pandemie kann nicht isoliert innerhalb der eigenen Grenzen bekämpft werden, weder in den Mitgliedstaaten noch in der EU.“Die EU sei fast die Apotheke der Welt, was die Zahl der exportierten Impfstoffe betreffe. „Wie werden weiterhin alles tun, um alle Teile der Welt zu erreichen und gegen Covid-19 zu impfen.“