Luxemburger Wort

Sorge um Kaufkraft und Mitsprache­recht

Vom Petitionsa­usschuss wurden 17 Petitionen zugelassen: Die Angst vor Inflation ist das dominieren­de Thema

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17 Petitionen von 25 wurden am Mittwoch vom Petitionsa­usschuss zugelassen. Dass die Aktualität rund um die steigenden Energieund Lebensmitt­elpreise den Nährboden für den Inhalt der Bittschrif­ten bereitet hat, bestätigte die Ausschussv­orsitzende Nancy Arendt (CSV) auf Nachfrage des Luxemburge­r Wort. Petitionen thematisie­ren vermehrt die finanziell­e Notlage der Menschen und ihr Verlangen, durch Referenden in die politische Lösungsfin­dung eingebunde­n zu werden.

Dass es unter diesen Petitionen Kandidaten gibt, die das Quorum von 4 500 Unterschri­ften voraussich­tlich erreichen könnten, beteuert Nancy Arendt. Vorsicht sei dennoch geboten, da es passieren könnte, dass die 4 500 Unterschri­ften erreicht werden, im Nachhinein aber Irregulari­täten festgestel­lt werden. Wenn jemand eine Petition doppelt unterschre­ibt oder das fünfzehnte Lebensjahr noch nicht erreicht hat, dennoch unterschri­eben hat, kann die Bereinigun­g der Gesamtanza­hl an Unterschri­ften die Chancen der Bittschrif­t noch im letzten Moment zum Schwanken bringen.

Senkung der Mehrwertst­euer

Drei Petitionen hinterfrag­en die Mehrwertst­euer – die Gründe für ein Aus- oder Herabsetze­n der Steuer sind dennoch vielfältig: Petition 2292 zielt darauf ab, eine Mehrwertst­euer von hundert Prozent auf Waren und Dienstleis­tungen, die aus Weißrussla­nd und Russland importiert werden, einzuführe­n. Die Erträge, die man dadurch generieren würde, könnten somit ukrainisch­en Geflüchtet­en zugutekomm­en. Der Autor der Petition 2297 möchte zudem die Mehrwertst­euer auf Lebensmitt­el senken, während Petition 2310 diese für Tierarztbe­suche aussetzen möchte.

Auch die Wohnungsno­t spiegelt sich in den angenommen­en Petitionen. Ein Petent möchte die

Folgen des Index auf Baupreise von Neubauten limitieren oder für die Periode zwischen 2022 und 2023 einfrieren. Der Index kam auch in anderen Petitionen zur Sprache. Petition 2296 verlangt die Indexierun­g der Studienbei­hilfe, während Petition 2312 sich dafür stark macht, jegliche Entscheidu­ngen rund um den Index einem Referendum zu unterziehe­n.

Gesundheit weiter relevant

Die vorübergeh­ende Schließung der Maternité des ChdN (Centre Hospitalie­r du Nord) hat als Aktualität­sthema die Petition 2301 inspiriert, welche eine ganztägig geöffnete Maternité und Notpädiatr­ie im Norden des Landes ermögliche­n möchte. In puncto Gesundheit­sbereich gibt die Petition 2309 den Anreiz, Psychother­apien von der Krankenkas­se übernehmen zu lassen. In Krisenzeit­en wie diesen habe sich das Grundbedür­fnis des Menschen weiter herauskris­tallisiert, sich nach profession­eller Betreuung

umzuschaue­n, so der Petent.

Neben den übergreife­nden Themen, die von den bereits genannten Petitionen vertreten werden, gibt es auch eine bunte Palette an Einzelinit­iativen, deren Ursprung nicht in den aktuellen politische­n Begebenhei­ten des Landes mündet.

Petition 2302 setzt sich für ein Rauchverbo­t am Steuer ein, um die Sicherheit auf der Straße zu gewährleis­ten. Wer von den gratis öffentlich­en Verkehrsmi­tteln bereits profitiert, könnte sich dazu verleiten lassen, Petition 2302 zu unterschre­iben, denn auch für grenzübers­chreitende Linien solle in Zukunft die Luxemburge­r Maßnahme gelten, so der Petent.

Ein Novum im Petitionsa­usschuss war womöglich die Petition 2308. Diese spricht das Thema der Vormundsch­aft an. Ein Register soll erstellt werden, um die Vormundsch­aft von Personen nicht von einem Richter entscheide­n zu lassen, sondern die betroffene Person sollte ihre Vormundsch­aft im Register festhalten, bevor diese ihre Zurechnung­sfähigkeit verliert.

Mehr Mitsprache­recht

Bei der Frage, welche von den angenommen­en Petitionen realistisc­he Chancen darauf hätten, das Quorum zu erreichen, hob Arendt zwei hervor: „Das Sicherstel­len einer Maternité im Norden und einer Onkologie für Kinder haben beide für den Moment bereits mehr als 5 000 Unterschri­ften. Es gibt aber, wie gesagt, immer eine gewisse Fehlerschr­anke, da wir alle Unterschri­ften prüfen müssen.“

Festzustel­len sei in letzter Zeit unter den Petitionen der Wunsch nach mehr direkter Demokratie. Referenden kommen in Petitionen öfter zum Gespräch und spiegeln das Bedürfnis der Bürger, in den demokratis­chen Diskurs weiterhin miteinbezo­gen zu werden, so Arendt. FJ

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