Großer Kulturreichtum
Mit seinem neuen Bildband will Jacques Schneider den Menschen zeigen, was es in Luxemburgs Kirchen zu entdecken gibt
Luxemburg. Eine Entdeckungsreise zu den Kunstwerken, die die Menschen in Luxemburg umgeben – das will Jacques Schneider mit seinem neuen Buch „Léif Mamm“erreichen. Die Idee dazu kam dem Künstler schon vor acht Jahren. „Damals habe ich einen Bericht gelesen, in dem es darum ging, dass es in Luxemburg zwar museale Kunstwerke gibt, aber sehr wenig Kunst, die dem breiten Publikum zugänglich ist. Da dachte ich, das ist doch komisch, denn der Besuch einer Kirche ist gratis und dort gibt es enorm viele Kunstwerke.“
Eine Reise durchs Land
Daher bereiste Schneider die Gotteshäuser des Landes und fertigte Fotos und Zeichnungen von den Objekten an, die ihn besonders beeindruckten. Aus dem Material kreierte er dann sein Buch, das nun 320 Abbildungen von Skulpturen, Bildern, Kirchenfenstern sowie architektonischen Besonderheiten verschiedener Kirchen und rund 20 Fotos der Schlussprozession der Muttergottesoktave enthält.
Auf Texte hat der Künstler dabei bewusst und aus gleich zwei Gründen verzichtet. Zum einen sei es ästhetisch nicht ganz so elegant umzusetzen, die Bilder in drei Sprachen zu betexten – was in Luxemburg aber üblich sei. Der zweite, wichtigere Grund liegt aber in der Neutralität. Denn, das betont der Künstler, das Buch soll kein religiöses Buch sein – auch wenn es je nach Blickwinkel des Lesers persönlich als solches gedeutet werden kann. Dementsprechend will Schneider auch nicht durch Texte religiöse Position beziehen. „Ziel ist, Kultur und luxemburgisches Kulturerbe zu zeigen. Und den Leuten, die es nicht kennen, unser Universum näherzubringen.“
Besondere Geschichten
Für Jacques Schneider persönlich stechen vor allem zwei Werke hervor. Ein Engel in Junglinster und die Marienstatue in Girsterklaus. „Der Engel stammt aus einem ehemaligen belgischen Konvent und wurde von dort gerettet. Das ist interessant, denn normalerweise retten die Engel uns, nicht wir die Engel“, so der Künstler. Die Figur in Girsterklaus habe ebenfalls eine unglaubliche Geschichte, sei aber weniger bekannt als etwa die in der Kathedrale. „Es ist für mich auch interessant, etwas wertzuschätzen, was vielleicht weniger bekannt ist, aber sehr viel Charakter hat. Es ist einfach etwas passiert, als ich sie fotografiert habe.“
Die Fotos der Schlussprozession der Oktave haben für Schneider ebenfalls eine besondere Bedeutung. „Für mich ist das Ende wirklich der Moment, wo alle zusammen sind, alle zusammen feiern. Bei der Abschlussprozession sind religiöse Menschen dabei, die zum Beten kommen, aber auch viele, die einfach nur zuschauen wollen. Es ist für mich ein wichtiger Moment im luxemburgischen Leben.“Für ihn persönlich sei die Oktave auch eine präsente Kindheitserinnerung. „Ich fotografiere dort, seit ich klein bin. Die Prozession am Ende ist für mich auch immer ein Moment, in dem alles stillsteht.“
Mit „Léif Mamm“will der Künstler dazu anregen, das Kulturerbe des Großherzogtums zu entdecken. „Wenn man im Urlaub ist, gibt es gewisse Prozeduren. Häufig ist das Erste, was man sich anschaut, die Kathedralen, Moscheen und Synagogen vor Ort. Das macht man aber nicht, wenn man in Luxemburg wohnt. Man geht nicht einfach in irgendeine Kirche und schaut sie an. Es war aber interessant, alle diese Kirchen zu entdecken.“
Viele Gotteshäuser seien dabei auch in der Lage, mit Museen mitzuhalten, so der Künstler, der nochmals betont: „Es geht auch hier nicht um Religion, sondern um künstlerische Qualität und Entdeckung. Man entdeckt Welten, die man nicht kennt und sich niemals vorgestellt hätte. Ich will die Leute ermutigen, neugieriger zu werden und zu schauen, was es um sie herum alles gibt.“
Ziel ist, Kultur und luxemburgisches Kulturerbe zu zeigen. Jacques Schneider, Künstler
Jacques Schneider: „Léif Mamm“,
320 Seiten, € 40.
Das Buch ist ab morgen im Concept Store von Jacques Schneider im Shopping-Center Cloche d’Or erhältlich.