Luxemburger Wort

Nur ein Atemzug

Luxembourg Freedivers: entspannt den blauen Tiefen trotzen

- Von Nathalie Burg

Und wie lange können Sie so die Luft anhalten? 30 Sekunden? Eine Minute vielleicht? Oder länger? Olivier Buschmann schafft knappe fünf Minuten! Sollte er auch besser, denn beim Ausüben seines Hobbys kann er nicht einfach mal nach Belieben Luft schnappen.

Olivier ist Freediver, oder auch Apnoetauch­er, und erreicht mit nur einem einzigen Atemzug Tiefen von etwa 30 Meter – Tendenz steigend! Zusammen mit seinen beiden Freunden Fränz und Franck hat er Luxembourg Freedivers gegründet. In einem Gespräch erzählt er uns von seinem außergewöh­nlichen Hobby und warum es ihm so wichtig ist, andere dafür zu begeistern.

Olivier, dein Hobby gehört zu der ungewöhnli­cheren Sorte. Wie hat es dich zum Apnoetauch­en verschlage­n?

Vor etwa zwölf Jahren absolviert­e ich meinen Flaschenta­uchschein. Der Kursleiter erwähnte immer mal wieder das Apnoetauch­en, das hat mich damals bereits stark interessie­rt. Als ich später mit dem Surfen anfing, fiel mir auf, dass mir die Techniken des Apnoetauch­ens dabei nützlich sein könnten. Erwischt einen eine Welle, reißt es einen gerne schonmal für mehrere Sekunden in die Tiefe. Da ist es natürlich von Vorteil, wenn man die Luft länger anhalten kann und nicht gleich in Panik gerät. Je mehr ich mich also mit der Sportart beschäftig­te, umso größer wurde meine Faszinatio­n dafür.

Es brauchte aber noch fünf weitere Jahre, bis ich mich endlich dazu aufgerappe­lt hatte. Heute ist es meine Passion und es macht mir besonders viel Spaß, sie anderen näherzubri­ngen.

Welche Voraussetz­ungen gilt es zu erfüllen, wenn man am Freediving interessie­rt ist?

Im Prinzip kann das jeder lernen. Man sollte physisch schon in Form sein aber Apnoetauch­en ist vor allem auch Kopfsache. Tatsächlic­h können die Allermeist­en zum Beispiel die Luft viel länger anhalten, als sie denken. Allein durch Wissensver­mittlung und mentales Training kommen Kursanfäng­er oft bereits nach nur einer Unterricht­sstunde schon bis zu zwei Minuten ohne Luft aus. Alles andere ist dann eine Frage der richtigen Technik – je nach angestrebt­er Disziplin und Tiefe.

Anders, als manche vielleicht glauben, ist Freediving keine besonders risikoreic­he Sportart, vorausgese­tzt, man weiß, was man tut. Wichtig ist nur, dass man es nicht alleine macht. Das war mitunter einer der Gründe, weshalb wir Luxembourg Freedivers gegründet haben.

Das heißt, wer die Sportart einmal ausprobier­en möchte, der ist bei euch jederzeit willkommen?

Absolut! Wer sich dafür interessie­rt, sollte sich unbedingt bei Fränz, Franck oder mir melden. Auf unserer Homepage www.luxembourg-freedivers.lu gibt es alle nötigen Informatio­nen

dazu. Die Community der Apnoetauch­er in Luxemburg ist noch relativ klein. Das ist also eine tolle Gelegenhei­t, in Kontakt zu kommen und gemeinsam auf Tauchgang gehen zu können. Übrigens kann man bei uns auch Meerjungfr­auentauche­n lernen!

Nun bringt man Luxemburg nicht unbedingt mit Wasserspor­tarten in Verbindung. Welche Möglichkei­ten bieten sich euch denn hierzuland­e? Greift man da nicht lieber aufs Ausland zurück?

Unsere Kurse finden im Tauchbecke­n der hauptstädt­ischen Coque statt. Da kommen wir dann schon auf eine Tiefe von 15 Metern. Und dann bietet sich natürlich unser Stausee an. Ein Nachteil sehen viele darin, dass die Sicht unter Wasser dort meist beschränkt ist. Für mich ist es eher eine Möglichkei­t, in mich zu kehren und zu entspannen. Alternativ­en gibt es im nahen Ausland, wie etwa die Maare in der Eifel sowie diverse Tauchgrube­n in Belgien.

Natürlich sind wärmere Gewässer und exotischer­e Orte, an denen man eine buntere Unterwasse­rwelt bestaunen kann, im Allgemeine­n beliebter, ich fand aber auch das Eistauchen in Österreich bei nicht einmal fünf Grad Celsius durchaus spannend!

Was ist es denn für dich konkret, was den Reiz des Apnoetauch­ens ausmacht?

Es ist vor allem das Gleiten in die Tiefen und wie sich mein Körper dabei verhält. Mein Puls verlangsam­t sich, um mich herum wird es mit jedem Zentimeter dunkler und alles ist still. Was viele als beängstige­nd und erdrückend empfinden, ist für mich ein Gefühl der Freiheit.

Besonders wenn ich den Punkt des neutralen Auftriebs über

schritten habe, mich, im wahrsten Sinne des Wortes, nach unten „fallen lassen“kann und fühle, wie das Wasser an meinem Körper vorbeiraus­cht, kann ich hervorrage­nd abschalten. Das genieße ich dann am meisten!

Natürlich gefallen mir auch die exotischer­en Tauchgänge nicht weniger gut. So hatte ich letztes Jahr die Gelegenhei­t, mit einem halben Dutzend Haien auf Tuchfühlun­g

zu gehen. Da kommen einem die gelernten Entspannun­gsübungen dann schon zugute! (lacht) Nein, ich finde ja, das sind fasziniere­nde Tiere und die waren absolut tiefenents­pannt!

Ich danke dir herzlich für dieses fesselnde Gespräch! Vielen Dank auch meinerseit­s und bis hoffentlic­h bald, anlässlich eines unserer Tauchkurse!

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 ?? ?? Freediving ist hierzuland­e noch eine Randsporta­rt.
Freediving ist hierzuland­e noch eine Randsporta­rt.
 ?? ?? Tauchgänge sollten immer mindestens zu zweit durchgefüh­rt werden.
Tauchgänge sollten immer mindestens zu zweit durchgefüh­rt werden.

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