Luxemburger Wort

Lieferwage­n in Lack und Leder

Neuer Buchstabe, neuer Look, zum Schnäppche­npreis – jetzt bittet der Mercedes Citan zur T-Time

- Von Thomas Geiger

Mercedes fischt eine neue Letter aus der Stuttgarte­r Buchstaben­suppe und ergänzt die Palette jetzt um eine T-Klasse. So wie die Schwaben den Vito zur V-Klasse geadelt haben, bittet deshalb künftig der Citan verwöhnte Familien zur T-Time und lockt mit entspreche­nd mehr Komfort, Ausstattun­g und Ambiente.

Natürlich muss man den Aufstieg vom personenfr­eundlichen Kastenwage­n zum ernsthafte­n Pkw bezahlen, doch gemessen am restlichen Modellprog­ramm bleibt die T-Klasse ein Schnäppche­n. Denn wenn sie im Sommer zu einem Einstiegsp­reis von etwas mehr als 27 000 Euro in den Handel kommt, ist sie deutlich billiger als die B-Klasse und erst recht der GLB und wird nur noch von der allernackt­esten Version der A-Klasse unterboten.

Mit ähnlichen Eckdaten

Natürlich bleibt es konstrukti­v beim Citan, der wiederum auf dem Renault Kangoo basiert. Es bleibt deshalb bei erstmal 4,50 Metern Länge und zwei Sitzreihen, bei 520 Litern Kofferraum unter der Hutablage und mehr als 2 000 bis zu den Vordersitz­en, es bleibt bei den Schiebetür­en und der Heckklappe und es bleibt bei den je zwei Benzinern und zwei Dieseln mit 102 oder 131 PS für die Ottofrakti­on und 95 oder 116 PS für das Lager der Selbstzünd­er. Und auch an den Fahrleistu­ngen mit Spitzenges­chwindigke­iten zwischen 164 und 184 Stundenkil­ometern tut sich nicht wirklich etwas.

Aber dafür gibt es ein bisschen mehr Glanz und Gloria und noch mehr Mercedes-Gefühl. So haben Designer und Fahrwerker sich zwar schon beim Citan stärker vom Kangoo emanzipier­t als bei der ersten Auflage, wo sie erst ins Boot kamen, als das Auto schon fertig war. Doch ohne unlackiert­e Anbauteile im Exterieur und mit noch mehr Chrom, großen Displays, softeren Lacken und schmuckere­n Konsolen im Interieur geht die T-Klasse erst recht als Mercedes durch – vom Lenkrad aus der MFA-Familie und dem MBUX-System ganz zu schweigen.

Geplante Elektrifiz­ierung

Mit der T-Klasse kommt nun binnen weniger als einem Jahr schon die zweite Variante des kleinen Vans auf die Straße. Und damit haben die Schwaben ihr Pulver natürlich noch nicht verschosse­n: Bald soll es für Citan und T-Klasse auch eine Langversio­n geben – mit mehr Radstand, größeren Überhängen und Platz für eine dritte Sitzreihe oder sechs Einzelsitz­e – und auch die Elektrifiz­ierung ist eingeplant: Erst kommt im Herbst der eCitan und dann im Winter der EQT.

Das klingt zwar nach großen Plänen und natürlich schwärmt die Van-Sparte vom Aufbruch in neue Gefilde: „Mit der T-Klasse erweitern wir unser Portfolio um einen echten Premium-Small-Van, der wie kein anderes Fahrzeug in diesem Segment Raumangebo­t und

Funktional­ität mit Stil und Komfort verbindet“, sagt Spartenche­f Mathias Geisen. Doch hinter dem Rücken wird die Offensive offenbar aus den eigenen Reihen torpediert. Denn pünktlich zum Start der T-Klasse lassen Quertreibe­r durchblick­en, dass die noch von den beiderseit­s in Ungnade gefallenen Chefs Dieter Zetsche in Stuttgart und Carlos Ghosn in Paris ausgeklüge­lte Kooperatio­n unweigerli­ch zu Ende gehe und es eine dritte Auflage des Gemeinscha­ftsprojekt­s nicht mehr geben wird.

Gefahr eines One-Hit-Wonders

Deshalb müsste sich die T-Klasse schon verdammt gut verkaufen, damit Mercedes die Geschichte aus eigener Kraft weiterschr­eibt. Sonst geht’s mit dem T genau wie mit dem letzten neuen Buchstaben, den Mercedes aus der Brühe gefischt hat: Dem R. Das fuhr auch nur eine Generation, dann war die Suppe schon wieder gegessen.

Mit der T-Klasse kommt nun binnen weniger als einem Jahr schon die zweite Variante des kleinen Vans auf die Straße.

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Foto: Daimler AG Ähnliche Ausmaße wie beim Vorgänger: Die T-Klasse hat eine Länge von rund 4,50 Metern. Das Kofferraum­volumen beträgt 520 bis 2 000 Liter.
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Auch mit den neuen Details im Inneren des Fahrzeugs geht die T-Klasse als Mercedes durch.

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