Luxemburger Wort

Grausames Déjà-vu

Wieder kein Henkelpott für Trainer Pep Guardiola und Manchester City

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Nach diesen 120 denkwürdig­en Minuten schien Pep Guardiola um Jahre gealtert. Die Augen müde, der Gang gebeugt – die Prophezeiu­ng des „Telegraph“trat womöglich gerade ein: „Pep Guardiola wird von dieser Kapitulati­on für den Rest seines Lebens verfolgt.“

Keine Frage: Der bittere Halbfinal-K.-o. von Manchester City in der Champions League gegen Real Madrid war vor allem für Guardiola ein Desaster. „Ja, es ist grausam“, gab der niedergesc­hlagene Trainer nach der 1:3-Niederlage nach Verlängeru­ng im Rückspiel bei den Königliche­n zu.

Auch im sechsten Anlauf mit dem Scheichclu­b wird Guardiola den Henkelpott nicht gewinnen, genau wie zuvor in seinen drei Jahren bei Bayern München nicht. Guardiola wartet seit seinem

Wir werden wieder aufstehen. Pep Guardiola

zweiten Triumph mit dem FC Barcelona 2011 auf den erneuten Gewinn der Königsklas­se. Kein anderer Trainer ist häufiger im Halbfinale ausgeschie­den als der Spanier (sechs Mal). Das ist Wasser auf die Mühlen seiner Kritiker, die dem brillanten Taktiker oft vorwerfen, in den ganz großen Spielen zu versagen.

Guardiola erlebte gegen Real „die Fußball-Version einer Kernschmel­ze“, schrieb die „Sun“. Die „Daily Mail“verglich Manchester­s Abschneide­n in der Champions League unter Guardiola als eine „lange gerade Straße, die mit den Trümmern einer Katastroph­e nach der anderen übersät ist“.

„Magie schlägt Kontrolle“

Irgendwie passte es ins Bild, dass ausgerechn­et die alternden RealStars mit Trainer Carlo Ancelotti, der mit seiner Art des Coachings aus der Zeit gefallen schien, Guardiola stürzten. Ancelotti fragte während des Spiels sogar Toni Kroos, wen er denn einwechsel­n sollte. „Der Trainer hatte selbst ein paar Zweifel“, verriet Kroos. Unter Guardiola undenkbar!

Doch vielleicht hat genau das den Unterschie­d ausgemacht. „Magie schlägt Kontrolle“, schrieb „The Guardian“. Einen konkreten Vorwurf, das Spiel vercoacht zu haben, konnte man dem stolzen Katalanen nicht machen. City spielte zwar nicht überragend, aber gut, sah nach dem Führungsto­r von Riyad Mahrez (73.') wie der sichere Sieger aus. Auch die Jokerrolle von Ilkay Gündogan konnte man nachvollzi­ehen. „Der Fußball ist unberechen­bar“, sagte Trainer Guardiola.

Und nun? Ein neuer Anlauf in der kommenden Saison. Denn der Triumph in der Königsklas­se ist der Hauptgrund, warum die Besitzer Guardiola einst geholt hatten. „Wir werden wieder aufstehen“, versprach der 51-Jährige.

Das müssen sie auch, denn am Sonntag wollen sie mit einem Sieg gegen Newcastle United einen weiteren Schritt Richtung Meistertit­el machen. Doch der wäre zweifelsoh­ne nichts anderes als ein Trostpreis. sid

Der Trainer hatte selbst ein paar Zweifel. Toni Kroos

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Fotos: AFP Pep Guardiola scheitert zum sechsten Mal in einem Champions-League-Halbfinale.
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Die Real-Spieler feiern Carlo Ancelotti nach dem Finaleinzu­g.

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