Eine wunderbare Verträumtheit
Die österreichische Band Bilderbuch legt ihr neues Album rund um die Liebe vor
Eine Band wie aus dem Bilderbuch: Vor allem Sänger und Gitarrist Maurice Ernst schaut super aus. Genregrenzen – Indie-Rock, Dancefloor-Pop, Glamour-Disco, Art-Funk – schmelzen unter seiner Ägide wie Butter in der heißen Pfanne. Gegründet hat man sich als Klostergymnasiasten-Band in Kremsmünster in Oberösterreich, wo man damit begann, Märchen zu vertonen. Doch bald war man in Wien beheimatet.
Essenziell war lange Zeit ein herrlicher Surrealismus der Texte, eine skurrile Lässigkeit, die auf das Schönste mit den blondierten Haaren von Ernst zusammenging. So in etwa funktionierte Bilderbuch einige Jahre, deren hedonistische Popmusik in etwa so klang, wie der Sportwagen im Video von „Maschin“aussieht. Knallgelb, cool, catchy, total überkandidelt.
„Es gibt zu wenig Sex in der deutschsprachigen Musik“, sagte die Band früher. Dann kam Corona und nun sind sie zurück mit ihrem siebten Album, das sie „Gelb
Ist Das Feld“(Maschin Records/Universal Music) genannt haben. In diesem Werk geht es nicht mehr um Sex, sondern um die Liebe. „Sterne über uns / machen uns so happy / nur du und ich und der / Rest der Welt“, heißt es in „Nahuel Huapi“– und das Thema zieht sich durch das ganze Album.
Sonnenumstrahlte Popmusik
Vor einigen Jahren war Bilderbuch die aufregendste Band im deutschsprachigen Raum. Heute sind sie immer noch eine der besten. „For Rent“etwa beginnt mit einer wunderbaren Johnny MarrGitarrenlinie. So klingt sonnenumstrahlte Popmusik, die keine Angst mehr vor Romantik hat und in der es heißt: „Ich nehm mir Zeit nehm mir Zeit für mein Baby / und mein Baby nimmt sich natürlich Zeit für mich / alles was sie hat / ist Liebe for rent.“
Oder auch „Dates“: Hier trifft Westcoast-Pop der Sixties auf Softrock, auf Indie-Pop der 1980er. Das ganze Album ist überhaupt eine Verbeugung an die coolste Musik vergangener Dekaden, an die schönsten Liebeslieder der PopGeschichte. Wunderbare Exotik gibt es zu hören: „La Pampa“ist reine Nostalgie, eine Erinnerung an ein fernes Argentinien, an Weite und Ruhe – und das nächste Stück
Bilderbuch, eine Band mit origineller Lässigkeit. ist dann eines der schönsten, das Bilderbuch jemals geschrieben haben: „Ab Und Auf“, im Falsett gesungen, ist eine schlingernde SoulFunk-Ballade aus einer anderen Welt, wird aber fast noch getoppt von „Zwischen Deiner Und Meiner Welt“. Das Album schließt mit „Gelb Ist Das Feld“, das die wunderbare Verträumtheit dieser Band unter Beweis stellt.
Die Schönheit dieser schwelgerischen Musik hat ihre Wurzeln auch in den 1980er Jahren. Pophistorisch bemerkenswerte Bands wie Orange Juice oder The Smiths sind in Hörweite, aber auch Phoenix, Air, Tom Petty oder Steely Dan. Natürlich ist das noch Bilderbuch, doch klar ist auch: Sie haben sich verändert. „Gelb Ist Das Feld“ist ein Album, das sich von der Ironie, von der Künstlichkeit abwendet und seine warme Schönheit in alten, etwas entrückten Sounds, vor allem in den Sounds von Gitarren findet.
Dazu singt Maurice Ernst mehr als sonst von traurigen Dingen, von Trennung und Abschied, von zwischenmenschlicher Kälte. Dass diese Dinge bei Bilderbuch noch immer mit originellster Lässigkeit gepaart sind, macht die Band nicht weniger ehrlich, sondern sogar umso besser.
stehen: „Ein musikalischer Spaß KV 522“von Wolfgang Amadeus Mozart, „Konzertstück op. 41“von Julius Rietz und Andreas N. Tarkmann, „Wenn Bach Bienen gezüchtet hätte“von Arvo Pärt, „Symphonie n°60 en ut majeur Hob. I:60, Il Distratto“von Joseph Haydn und die Ouvertüre aus „Il Signor Bruschino“von Gioacchino Rossini. C./nos
Tickets gibt es bei unter Tel: 47 08 95 1 und www.luxembourg-ticket.lu Weitere Infos:
www.sel.lu