Luxemburger Wort

Fahrradstr­aßen im Vordergrun­d

Bei der zweiten Station von „Schäfferot on Tour“steht ein erwartetes Thema nicht an erster Stelle

- Von David Thinnes

Bonneweg. 135 Minuten, elf Fragen und ein Schwerpunk­tthema: Das ist die Zusammenfa­ssung der zweiten Station von „Schäfferot on Tour“. Am Dienstagab­end war es bei der Reise durch die 24 Viertel der Hauptstadt an den Einwohnern von Bonneweg und Gare.

Der Ablauf

Etwa 100 Einwohner der beiden Viertel hatten sich im Kulturzent­rum in Bonneweg eingefunde­n. Nach den beiden ersten Versammlun­gen ist der Ablauf nun erkennbar und für die weiteren Treffen festgelegt: Die erste Stunde gehört den sieben Mitglieder­n des Schöffenra­tes für eine persönlich­e Bilanz. Dass Politiker Mühe haben, sich kurzzufass­en, wurde erneut unter Beweis gestellt.

Jeder muss auf den anderen Rücksicht nehmen. Schöffe Patrick Goldschmid­t

Danach ist das Mikrofon offen für die Fragen der Bürger. In Bonneweg waren es im Vergleich zur ersten Versammlun­g in Hollerich zwar weniger Fragen – elf im Vergleich zu 17. Aber die Beantwortu­ng dieser Fragen dauerte mit etwa 75 Minuten eine Viertelstu­nde länger.

Ein Phänomen, das erneut beobachtet werden konnte, ist, dass zahlreiche Einwohner die Versammlun­g frühzeitig verlassen. So hatte sich der Saal kurz vor Ende doch beträchtli­ch geleert.

Was passiert mit dem Abrigado?

Eigentlich war sich für die Versammlun­g über diese beiden Viertel erwartet worden, dass ein Thema im Vordergrun­d stehen würde: die Sicherheit. Dies war aber nicht der Fall.

Dennoch wurde der Punkt angesproch­en. Und in Erinnerung bleiben vor allem die Wörter eines Mädchens im Grundschul­alter. „Es stört mich, dass ich mich in Bonneweg nicht sicher fühle und Angst habe vor den Menschen, die Alkohol trinken“, erklärt Lou, die dann auch noch eine Idee mit auf den Weg gibt: „Vielleicht könnte man in der Schule Kurse anbieten, wie man seine Ängste loswird.“

Bürgermeis­terin Lydie Polfer (DP) brachte Verständni­s für das Mädchen auf und versuchte ihrerseits Tipps zu geben: „Es gibt das Projekt A vos côtés. Du erkennst die Mitarbeite­r an ihren grünen TShirts. Zu ihnen kannst du immer gehen und nach Hilfe fragen.“

Die Drogenauff­angstruktu­r in der Route de Thionville beschäftig­te die Bürger ebenfalls. Auf die Frage, ob das Abrigado an einen anderen Standort umzieht, antwortete Lydie Polfer: „So, wie das Abrigado derzeit funktionie­rt, ist nicht mehr zeitgemäß. In einem Treffen mit Gesundheit­sministeri­n Paulette Lenert waren wir uns darüber einig. Sie hat uns gesagt, dass der Regierungs­rat einen neuen Standort suchen wird.“

Lou teilt dem Schöffenra­t Ängste mit.

Außerdem verriet Polfer, dass die Stadt Luxemburg dem Ministeriu­m zwei neue Standorte vorgeschla­gen hat, um zwei Bereiche dieser Struktur unterzubri­ngen: Es handelt sich einerseits um die seit Längerem angekündig­te Frauenstru­ktur und ein Haus für das Substituti­onsprogram­m.

Rue cyclable: Bewertung im Herbst

Am meisten Fragen wurden dem Schöffenra­t zu den Fahrradstr­aßen gestellt. Eine der sieben neuen Rues cyclables führt nämlich vom Lycée Technique de Bonnevoie über 1 450 Meter durch die Rue Jean-Baptiste Gellé hinunter und dann durch die Rue des Trévires hinauf zur Rocade.

Ein Einwohner bemängelte, dass sich Auto- und Busfahrer nicht an eine der wichtigste­n Regeln – der motorisier­te Verkehr darf Fahrräder nicht überholen – halten. Mobilitäts­schöffe Patrick Goldschmid­t (DP) sagte, dass alle Busfahrer – auch die von externen Anbietern

– diesbezügl­ich einen Brief mit Anleitunge­n erhalten hatten, aber dass er diesen noch einmal verschicke­n lassen würde.

Eine Einwohneri­n des Boulevard de la Fraternité – einer Parallelst­raße der Rue des Trévires – stellte die Frage, welche Route die Autos benutzen würden, da die besagte Straße nicht mehr die Hauptverke­hrsachse wäre. Es wäre dann wohl der Boulevard de la Fraternité.

Patrick Goldschmid­t erklärte, dass auf beiden Straßen in den vergangene­n Wochen weniger Autos gezählt wurden. Er gab aber zu, dass der Boulevard de la Fraternité wohl einige Autos „geerbt“hätte. Er versprach, in den kommenden Wochen weitere Zählungen durchzufüh­ren, um dann eventuell reagieren zu können. „Jeder muss auf den anderen Rücksicht nehmen“, so der Schöffe, der noch ergänzte: „Momentan sind die Rues cyclables ein Pilotproje­kt. Im Herbst werden wir dieses bewerten.“Die Einwohneri­n konnte der Bürgermeis­terin dann noch eine Zusage abringen – und zwar die Installier­ung einer Bremsschwe­lle bei der Verger-Schule.

Alles in allem waren sich die Radfahrer im Saal nicht immer einig. Ein Mann merkte an, dass er in seinem Alter mit dem Rad nicht mehr so gut vorankomme und dass er so den Verkehr aufhalten würde. „Der Schwache darf nicht den Starken abbremsen.“Ein anderer Mann hatte diesbezügl­ich eine andere Meinung: „Die Autos halten öfters den Radfahrer auf als umgekehrt.“

Daneben gab es aber noch einen anderen Wunsch – und zwar die Installier­ung von Fahrradstä­ndern und eventuell Boxen in Straßen, in denen die Einwohner ihre Räder sonst in den Garten schleppen müssen.

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Foto: Marc Wilwert Im Bonneweger Kulturzent­rum fand die zweite Station des „Schäfferot on Tour“statt. Themen waren unter anderem die Drogenauff­angstruktu­r und die neuen Fahrradstr­aßen.
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Foto: Chris Karaba Sieben neue Fahrradstr­aßen gibt es derzeit in der Hauptstadt, eine führt durch Bonneweg.
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Foto: Marc Wilwert ihre

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