Luxemburger Wort

„Niemand weiß, was 2023 ist“

Laut den Prognosen könnten mehr Index-Tranchen fällig werden als ursprüngli­ch angenommen

- Von Michèle Gantenbein

Die Mitglieder der Spezialkom­mission Tripartite berieten diese Woche über das Maßnahmenp­aket, mit dem Bürger und Unternehme­n entlastet werden. Laut den Prognosen des Statec könnte die nächste Index-Tranche bereits im Juli fällig werden. In dem Fall würden sich die Gesamtkost­en für den Staat um 55 Millionen auf gut 800 Millionen Euro erhöhen. Die Maßnahmen zur Entlastung der Bürger werden in einem sogenannte­n Omnibus-Gesetz (PL 8000) gebündelt. Angesichts der neuen StatecProg­nosen könnten mehr IndexTranc­hen fällig werden als ursprüngli­ch angenommen. Insofern kann es sein, dass das Gesetz noch einmal angepasst werden muss.

Für die Mitglieder des Spezialaus­schusses stellen sich noch eine ganze Reihe von Fragen. CSV-CoFraktion­schef Gilles Roth bemängelt, dass die Berechnung­en des Statec vom März zum Kaufkraftv­erlust und damit auch die Berechnung­en der Steuerkred­ite aufgrund der Inflation nicht mehr aktuell seien, so Roth gestern auf Nachfrage des „Luxemburge­r Wort“.

Probleme mit der Kompensier­ung Weiter kritisiert er, dass ein identische­r Kaufkraftv­erlust je nach Haushaltsz­usammenset­zung unterschie­dlich kompensier­t werde: „Ein Haushalt mit einem Einkommen in Höhe von 6 000 Euro brutto wird mit 66 Euro kompensier­t, ein Haushalt mit zwei Einkommen von jeweils 3 000 Euro brutto erhält 168 Euro. Über den Index würden die Haushalte identisch kompensier­t.“Das sei nicht nachvollzi­ehbar. Auch die Staatsbeam­tengewerks­chaft CGFP hatte in ihrer Pressemitt­eilung vom 26. April darauf gepocht, „dass die Alleinerzi­ehenden

und Familien mit einem Einkommen nicht das Nachsehen gegenüber Haushalten haben, die zwei Gehälter beziehen“.

Das Abkommen zwischen Regierung, UEL, CGFP und LCGB sieht vor, dass 2022 und 2023 jeweils nur eine Index-Tranche ausbezahlt wird und etwaige zusätzlich­e Tranchen verschoben und 2024 ausbezahlt werden. Hier stellt sich Roth zufolge die Frage, ob die Betriebe dazu in der Lage sein werden und was die Gewerkscha­ften dazu sagen: „Im Gesetzentw­urf steht nicht, dass die Sozialpart­ner sich vorab noch einmal beraten. Dort steht nur, dass alle zusätzlich­en Tranchen 2024 gezahlt werden.“Darüber habe man mit den Verhandlun­gspartnern reden wollen. Der Wunsch, sie befragen zu können, wurde jedoch von den Mehrheitsv­ertretern abgelehnt.

Dem Vorsitzend­en der Spezialkom­mission und Berichters­tatter Gilles Baum (DP) zufolge wurden alle noch offenen Fragen an die zuständige­n Verwaltung­en weitergere­icht. Sie sollen Ende Mai geklärt werden. Auch die Berufskamm­ern werden noch gehört. Baum geht nicht von größeren Beanstandu­ngen seitens des Staatsrate­s aus, so dass das Gesetz spätestens Ende Juni verabschie­det werden könne.

Die nächste Regierung entscheide­t Was passiert nun 2024 mit zusätzlich verschoben­en IndexTranc­hen? Für UEL-Präsident Michel Reckinger sind die Dinge klar: „2022 und 2023 wird jeweils nur eine Tranche ausgezahlt. Zusätzlich­e Tranchen werden auf März 2024 verschoben. Was dann passiert, liegt nicht mehr im Verantwort­ungsbereic­h der jetzigen Regierung. Sie hat klar gesagt, dass sie keine Verpflicht­ungen für eine künftige Regierung eingehen werde.“Im Klartext: Obwohl Wirtschaft­sminister Franz Fayot (LSAP) jüngst versichert­e, dass es nicht zu einem Ausfall von IndexTranc­hen kommen werde, ist unklar, ob dem so sein wird. Das entscheide­t die neue Regierung zusammen mit den Sozialpart­nern.

Die CGFP hat allerdings bereits klargemach­t, dass sie nicht tolerieren werde, „dass ein Aneinander­reihen von Index-Verschiebu­ngen zum Ausfall von IndexTranc­hen führt“. Das ist auch die Position des LCGB.

Reckinger sieht der Sache gelassen entgegen: „Wir haben Planungssi­cherheit bis Ende 2023. Es macht keinen Sinn, jetzt zu spekuliere­n und eine Diskussion anzufangen. Niemand weiß, was Ende 2023 ist.“

Die Regierung hat klar gesagt, dass sie keine Verpflicht­ungen für eine künftige Regierung eingehen werde. Michel Reckinger, UEL-Präsident

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Foto: DPA Der Kaufkraftv­erlust der Verbrauche­r durch das Verschiebe­n von Index-Tranchen wird über Steuerkred­ite kompensier­t.
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