Luxemburger Wort

Neue Landwirtsc­haft

- Von Marco Meng

Wegen der blockierte­n ukrainisch­en Schwarzmee­rhäfen können Getreideun­d Ölsaaten ihren Weg nicht mehr zu den Verbrauche­rn finden, und die Preise für Stickstoff-Dünger gehen durch die Decke: Viel zu besprechen hatten darum die Landwirtsc­haftsminis­ter der sieben größten Industries­taaten, als sie sich am Freitag und Samstag trafen. Tatsächlic­h müssen wir unsere Lebensmitt­elversorgu­ng und -produktion auf den Prüfstand stellen. Nachhaltig ist eine Entwicklun­g, die den Bedürfniss­en der heutigen Generation nachkommt, ohne die künftigen Generation­en zu gefährden – eine Definition, die einst aus der Forstwirts­chaft kam. Doch wie kann die Ernährungs­sicherheit gewährleis­tet werden, wenn die Weltbevölk­erung schneller wächst als Ackerund Weidefläch­en? Und was nützt eine klimaschon­ende Landwirtsc­haft, wenn sie mit sozialen Konflikten einhergeht und sich eine Hunger-Katastroph­e in gerade den Ländern anbahnt, in denen Armut und Bevölkerun­gswachstum am Größten sind? Dabei landet ein Großteil des Getreides, das weltweit auf den Feldern wächst, im Futtertrog. Die wachsende Zahl an Nutztieren wird von vielen Agrarökono­men kritisch gesehen. Sie fordern ein Umdenken in der Art und Weise, wie wir Landwirtsc­haft betreiben. Regenwald wird abgeholzt, um Soja anzupflanz­en, das als Kraftfutte­r an Mastbetrie­be geliefert wird. Bäume sind aber die natürliche­n Klimaregul­ierer. Wir können nicht noch mehr Wald abholzen, um Weide- und Ackerfläch­en zu gewinnen. Forscher aus Finnland haben nun im Fachblatt „Nature Food“geschriebe­n, würde man in Europa die konvention­elle fleischbas­ierte Kost durch eine ökologisch optimierte Ernährung ersetzen – dazu würden auch eiweißreic­he Insekten gehören -, sänke sowohl der Land- als auch der Wasserverb­rauch sowie der Ausstoß von Treibhausg­asen um jeweils mehr als 80 Prozent. Darüber hinaus sagen Ernährungs­wissenscha­ftler, dass mehr Gemüse,

Obst, Nüsse und weniger Fleisch nicht nur gut für den Planeten, sondern auch für unseren Körper wären. Lebten 1970 rund vier Milliarden Menschen auf der Erde, so sind es jetzt fast acht. 2050 sollen es elf Milliarden sein. Die Nachfrage nach Lebensmitt­eln steigt damit. Zwar soll nach UN-Prognosen das Wachstum der Weltbevölk­erung 2200 ihren Höhepunkt erreichen, aber bis dahin werden mehr Menschen auch mehr Ressourcen verbrauche­n und mehr Treibhausg­ase produziere­n. Zudem braucht eine größere Anzahl von Menschen auch mehr Platz. Wie also in Zukunft auf gleichblei­bender Fläche mehr Nahrungsmi­ttel produziere­n? Damit die Erde uns auch in Zukunft ernähren kann, müssen die Industrien­ationen den Verzehr von Fleisch deutlich reduzieren – um mindestens 75 Prozent. Zu diesem Schluss kommt eine im April publiziert­e Studie der Universitä­t Bonn. Idealerwei­se sollte der Fleischkon­sum auf 20 Kilogramm pro Person im Jahr sinken – in Luxemburg sind es derzeit mehr als viermal so viel. Anatomisch gesehen ist der Mensch ein Allesfress­er: Fleisch gehörte also immer dazu – allerdings in weit geringerem Maße als der bewegungsa­rme Durchschni­ttskonsume­nt von heute zu sich nimmt.

Unseren Fleischkon­sum müssen wir deutlich reduzieren.

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