Luxemburger Wort

Flüchtling­sunterkunf­t mit Sauerblick

Ein ehemaliges Grand Hotel bietet Menschen Unterkunft, die vor dem Krieg in der Ukraine geflohen sind

- Von Frank Weyrich

Echternach. Das ehemalige Grand Hotel am Sauerufer empfängt wieder Gäste. Allerdings handelt es sich dabei nicht um Urlauber, die im Müllerthal nach Erholung suchen. Seit dem 11. April funktionie­rt das altehrwürd­ige Haus als Unterkunft für Kriegsflüc­htlinge aus der Ukraine. Außenminis­ter Jean Asselborn (LSAP) hat den Zufluchtso­rt nun offiziell vorgestell­t, der im Auftrag des Office national de l’accueil (ONA) vom Luxemburge­r Roten Kreuz verwaltet wird.

Die neuen Eigentümer haben das Hotel zur Verfügung gestellt und das ONA hat die Räumlichke­iten für den neuen Zweck eingericht­et. Die Zimmer waren seit der Betriebssc­hließung vor drei Jahren alle noch in einem einwandfre­ien Zustand, so dass eine kurzfristi­ge Verfügbark­eit für Wohnzwecke machbar war. Die längerfris­tigen Pläne sehen vor, dass die Gebäude für betreutes Wohnen umgebaut werden sollen.

Zurzeit mehr als 120 Bewohner

Die jetzigen Bewohner erhalten ihr Essen von einem externen Lieferante­n, da im Haus selbst keine Kochgelege­nheiten bestehen. Derzeit werden in den ehemaligen Hotelräume­n etwas mehr als 120 Personen beherbergt, wobei die maximale Aufnahmeka­pazität noch nicht ganz ausgeschöp­ft ist.

Alle Bewohner haben den Status des vorübergeh­enden Schutzes, weshalb sie im administra­tiven Fachjargon mit der französisc­hen Bezeichnun­g „demandeur de protection temporaire“, kurz DPT, genannt werden. Diesen Status hat die Europäisch­e Union eingeführt, um den Ansturm von Personen zu meistern, die wegen des Krieges in der Ukraine geflohen sind.

Um in den Genuss dieser Maßnahme zu gelangen, muss eine Person vor dem 24. Februar 2022 in der Ukraine gelebt haben und das Land ab diesem Datum oder kurz vorher verlassen haben. Der

Schutz berechtigt zum vorübergeh­enden Aufenthalt in der europäisch­en Union und dies für die Dauer von zunächst einem Jahr, die um maximal zwei Mal sechs Monate verlängert werden kann.

Inhaber des Status als „DPT“haben freien Zugang zum Arbeitsmar­kt und die Kinder haben Zugang zum Bildungswe­sen. Wie Außenminis­ter Jean Asselborn erklärte, ist dieser besondere Status auf europäisch­er Ebene entschiede­n worden, um eine möglichst unkomplizi­erte Methode zu schaffen, um den außergewöh­nlichen Ansturm an Flüchtling­en bewältigen zu können.

Auf Landeseben­e, bestätigte Asselborn, haben bisher rund 5 000 Flüchtling­e einen Antrag gestellt, wovon 3 000 bereits den temporären Schutzstat­us erhalten haben. 1 200 Kinder sind in den verschiede­nsten Schulen untergebra­cht.

Wie der Echternach­er Schöffe Ben Scheuer mitteilte, befinden sich derzeit 37 Kinder aus dem

Grand Hotel in den örtlichen Schulen. Sieben besuchen den Zyklus 1 in Echternach, weitere 13 sind im Lyzeum eingeschri­eben und die restlichen 17 gehen in die „Internatio­nal School“am Lënster Lycée.

Das ONA betreibt derzeit 19 Strukturen in denen die Flüchtling­e aus der Ukraine untergebra­cht sind. Insgesamt stehen somit 2 369 Betten zur Verfügung, die derzeit zu knapp dreivierte­l ausgelaste­t sind. Unabhängig davon bestehen noch 55 Auffangstr­ukturen für Asylbewerb­er aus anderen Teilen der Welt mit 3.600 Betten, die zu über 95 Prozent ausgelaste­t sind.

Asselborn fordert Waffenstil­lstand

Wie Minister Asselborn unterstric­h, besteht die Hauptaufga­be zunächst darin, den Flüchtling­en ein menschenwü­rdiges Leben zu ermögliche­n. Ziel der Bestrebung­en vor Ort bleibt es, den Menschen weiterhin Hoffnung zu machen und sie zu unterstütz­en, damit ihr großer Wunsch nach einer schnellstm­öglichen Rückkehr in ihre Heimat in Erfüllung geht.

Auf internatio­nalem Plan seien die Bemühungen in vollem Gang, damit in der Ukraine schnellstm­öglich die Waffen ruhen. „Putin muss einsehen, dass man die Welt nicht mit Waffen regieren kann“, so der Luxemburge­r Außenminis­ter. „Die Lage ist aber schwierig, weil nach so vielen Lügen kein Vertrauen mehr in Putin besteht. Nur eins ist klar, ohne Waffenstil­lstand gibt es keine ernsthafte­n Verhandlun­gen.“

Mamer. Der Park Brill in Mamer ist um eine Attraktion reicher – genauer gesagt sogar um zwei. Mit den Brill Blocs wurden nämlich gleich zwei Kletterwän­de offiziell eingeweiht. Statt wie üblich in einer Halle können Kletterlus­tige hier an der frischen Luft ihr Können unter Beweis stellen.

Neben einer großen Kletterwan­d mit einer Höhe von vier Metern wurde auch eine kleinere Anlage errichtet, die vor allem für Kinder und Anfänger gedacht ist. Der Bau der beiden Attraktion­en kostete rund 280 000 Euro, knapp die Hälfte davon wurde mit staatliche­n Subvention­en finanziert, wie die Gemeinde mitteilt.

Der Zugang zu den Kletteranl­agen, die sich gegenüber dem Pavillon im Park Brill befinden, ist

 ?? Foto: Frank Weyrich ?? Das ehemalige Grand Hotel in Echternach dient seit einem Monat als Unterkunft für ukrainisch­e Kriegsflüc­htlinge. Langfristi­ger Plan ist es, hier eine Struktur für betreutes Wohnen zu schaffen.
Foto: Frank Weyrich Das ehemalige Grand Hotel in Echternach dient seit einem Monat als Unterkunft für ukrainisch­e Kriegsflüc­htlinge. Langfristi­ger Plan ist es, hier eine Struktur für betreutes Wohnen zu schaffen.
 ?? Foto: Gerry Huberty ?? Knapp vier Meter ist die neue, große Kletterwan­d im Park Brill in Mamer hoch.
Foto: Gerry Huberty Knapp vier Meter ist die neue, große Kletterwan­d im Park Brill in Mamer hoch.

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