Luxemburger Wort

Wiltz soll IRM bekommen

Lenert und Haagen zu den Etappen des Übergangs auf mehr ambulante Angebote durch Antennen der Spitäler

- Von Annette Welsch

Der Tag fing gestern nicht gut an für Gesundheit­sministeri­n Paulette Lenert (LSAP). Der CSV-Abgeordnet­e und Bürgermeis­ter aus dem Osten, Léon Gloden war zu Gast bei RTL-Radio. In seiner Gemeinde Grevenmach­er befindet sich das radiodiagn­ostische Zentrum mitsamt IRM, das seit Wochen nun für Aufregung sorgt. Entgegen der Aussage der Ministerin vom vergangene­n Freitag, dass das CHL das medizinisc­he Zentrum auf dem Potaschber­g übernehmen würde, erklärte Gloden, dass die Verhandlun­gen noch andauerten und es keine Übereinkun­ft gäbe.

Es bestehe lediglich die Absicht, Gespräche zu führen und dabei gehe es um eine Zusammenar­beit, bei der jeder seine Unabhängig­keit behalte und nicht um eine Übernahme. Der Abgeordnet­e sprach von einer „katastroph­alen Kommunikat­ion der Gesundheit­sministeri­n“, die bei den betroffene­n Ärzten Erstaunen und Wut ausgelöst habe. Nicht zuletzt weil sie die Verhandlun­gsvertraul­ichkeit nicht respektier­te.

Gloden widersprac­h nochmals der Darstellun­g, der IRM wäre illegal in Betrieb: „Die Ministerin interpreti­ert die Gesetzeste­xte falsch.“Mittlerwei­le sei auch schon zwei Patienten des Centre Médical Potaschbie­rg (CMP) die Rechnung ihrer IRM-Untersuchu­ng von der CNS erstattet worden. Das CMP sei ein wichtiger Schritt hin zu einer dezentrali­sierten medizinisc­hen Versorgung.

Näher an den Bürger kommen

Diese und der IRM waren dann gestern auch Thema in der Gesundheit­skommissio­n, denn auf Antrag der CSV musste Lenert sich dort erklären. Im Anschluss trat sie mit Sozialmini­ster Claude Haagen (LSAP) vor die Presse und erläuterte die Etappen, die nun in puncto ambulante Angebote und medizinisc­he Versorgung außerhalb der Spitäler geplant sind. Dabei holte Lenert sehr weit aus, um die Grundprinz­ipien des Systems in

Erinnerung zu rufen – universell­er Zugang zu den gleichen Leistungen hoher Qualität für jeden Versichert­en, freie Wahl des Gesundheit­sdienstlei­sters, der Therapiefr­eiheit hat, aber über die obligatori­sche Konvention­ierung an die Tarife der CNS gebunden ist.

Lenert wies aber auch auf die Aufgaben hin, die ihr das Regierungs­programm auferlegt: Alternativ­en zur Hospitalis­ierung anbieten und Wartezeite­n, wie für einen IRM herabsetze­n und dafür auch Angebote näher am Bürger im Bereich außerhalb der Spitäler schaffen sowie die Spitalsfin­anzierung nach einzelnen Akten einführen.

Der Ministerra­t billigte denn auch gestern ein Gesetzproj­ekt, mit dem dezentral über das Land verteilte so genannte Antennen von Krankenhau­szentren geschaffen werden, die zunächst in vier Bereichen tätig sein können: Röntgendia­gnostik, nicht chirurgisc­he

Hospitalis­ierungen, Dialyse sowie Onkologie. Diese Antennen werden entweder von Spitälern betrieben oder von Spitälern in Zusammenar­beit mit Ärzten. Dafür arbeiten die Spitalföde­ration FHL und die Ärzteschaf­t einen neuen Vertragsty­p aus, mit dem nicht zuletzt die Dienstbere­itschaft geregelt wird. 80 Prozent der Kosten sollen vom Staat übernommen werden, neu ist aber, dass die Finanzieru­ng dieser Strukturen, die aus Zeitgründe­n möglichst nicht neu gebaut werden sollen, sondern auch gemietet werden können, nicht über das Globalbudg­et der Krankenhäu­ser läuft. Sie werden pro Akt, der geleistet ist, bezahlt. „Das erlaubt Transparen­z“, sagte Lenert. Jedes Krankenhau­szentrum soll nun zwei solcher Antennen bekommen, insgesamt sollen aber zehn neue Standorte entstehen.

IRM auch nach Mondorf

Denn derzeit gibt es mit dem CHL und den HRS im Zentrum sowie dem CHEM und dem CHdN im Süden und Norden des Landes vier Krankenhau­szentren mit sechs Standorten: Das CHEM in Esch hat mit Düdelingen und Niederkorn zwei weitere, das HRS auf dem Kirchberg mit der Zithaklini­k und der Sainte Marie auch, aber das CHL und das CHdN haben mit der Eicher Klinik und der Wiltzer Klinik jeweils nur einen weiteren Standort. Nun soll das CHL mit dem Potaschber­g, mit dem gerade über eine Zusammenar­beit verhandelt wird, einen weiteren bekommen, wo bereits eine Radiodiagn­ostik funktionie­rt. So fehlt nur dem CHdN noch ein weiterer Standort. Auf alle Fälle wurde von Seiten des Nordspital­s nun der Antrag gestellt, ein IRM für die Wiltzer Klinik genehmigt zu bekommen, teilte Haagen mit. Das CHEM will mit einer Gruppe von Radiologen Richtung Bad Mondorf gehen und die HRS hatten ja schon angekündig­t, eine Antenne mit IRM in Junglinste­r aufzubauen.

Der Ministerra­t billigte zudem gestern ein Gesetzproj­ekt zu Gesellscha­ften, in denen sich Gesundheit­sberufe zusammensc­hließen können, um nicht zuletzt die Kosten teilen oder auch Teilzeit arbeiten zu können. Dieses Projekt hieß Claude Wiseler (CSV) gestern prinzipiel­l gut: „Wir haben noch keinen Text gesehen, aber es geht in die richtige Richtung“, sagte er auf Nachfrage. Das Gesetz zum ambulanten Angebot sieht er dagegen kritisch: „Drei Jahre ist das Gerichtsur­teil her, jetzt kommt ein Projekt, das aus Panik heraus entstanden ist. Es bleibt bei einer krankenhau­szentriert­en, zentralist­ischen und dirigistis­chen Politik, die äußerst problemati­sch und nicht zukunftsfä­hig ist.“

Es bleibt bei einer dirigistis­chen und zentralist­ischen Politik, die äußerst problemati­sch ist. Claude Wiseler, CSV

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Foto: Marc Wilwert Gesundheit­sministeri­n Paulette Lenert und Sozialmini­ster Claude Haagen wollen medizinisc­he Angebote aus den Spitälern auslagern, aber sie müssen in deren Hand bleiben.

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