„Die Bevölkerung muss vom Wasserstoff profitieren“
Uwe Witt, Ihre Stiftung hat eine Studie veröffentlicht, in der nicht nur die Chancen der Produktion von Wasserstoff in den Staaten des globalen Südens zur Sprache kommen. Was sind die Gefahren?
Dass es zu denselben Fehlentwicklungen wie bei der Erdöl-Förderung kommt, von der vor allem in afrikanischen Staaten nur wenige profitieren. Dagegen muss die Bevölkerung oft ihr Land hergeben und die Umweltschäden ausbaden.
Wie wollen sie das verhindern?
Indem Nachhaltigkeitskriterien formuliert werden, an die sich sowohl die afrikanischen Regierungen wie die Käufer des Wasserstoffs aus den Industrienationen zu halten haben. Einerseits ökologische Kriterien: dass es sich wirklich um „grünen“Wasserstoff handelt, der aus erneuerbarer Energie hergestellt wird. Und andererseits soziale Kriterien: dass auch die Bevölkerung von der Herstellung des Wasserstoffes profitiert. Durch die
Schaffung von Arbeitsplätzen, den Technologie-Transfer, den Aufbau von Wertschöpfungsketten und preiswerten Ökostrom für das jeweilige Land. Und zwar zusätzlich zu dem, der für die Wasserstoffproduktion benötigt wird. Wir nennen das „Zusätzlichkeit 2.0“
Wer sorgt dafür, dass es tatsächlich zur „Zusätzlichkeit“und nicht zu negativen Folgen kommt?
Uwe Witt mahnt zur Vorsicht beim Wasserstoff-Hype.
Zum einen die Vereinbarungen über die Wasserstoffpartnerschaften, die zwischen Hersteller- und Abnehmerstaaten geschlossen werden. Zum anderen brauchen wir in der EU belastbare Zertifizierungskriterien, die nicht unterlaufen werden können.
Und wir müssen die Nachfrage nach Wasserstoff dämpfen.
Warum das?
Die Herstellung von Wasserstoff ist enorm energieintensiv. Ihn für den Betrieb von Personenkraftwagen oder Gebäudewärme zu verwenden, ist Verschwendung. Verhindert werden muss zudem, dass die Staaten des globalen Südens ihre erneuerbare Energie in die Herstellung von Wasserstoff lenken, während sie ihren Eigenbedarf weiter aus Kohlekraftwerken oder mit Feuerholz decken.
Afrika hat jetzt mal die seltene Chance, aus dem Export von Wasserstoff Gewinn zu schlagen – und jetzt wollen Sie das wieder begrenzen.
Ein Gewinn wird es erst, wenn das Ganze den Interessen der Menschen vor Ort und der Umwelt zu Gute kommt.