Luxemburger Wort

Die Juan-Carlos-Show

Der spanische Exkönig war ein paar Tage in seiner Heimat – Die einen mögen ihn noch, die anderen nicht

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Madrid. „Hier sind ja mehr Kameras als bei meiner Hochzeit“, sagte die spanische Königsschw­ester Elena, als sie am Freitag im galicische­n Sanxenxo ihren Vater Juan Carlos besuchte, der am Tag zuvor aus Abu Dhabi eingetroff­en war.

Erbitterun­g und Nostalgie

Die Hochzeit Elenas mit dem Adligen Jaime de Marichalar 1995 in Sevilla – die Ehe hielt vierzehn Jahre – war einer der Höhepunkt der goldenen Jahrzehnte der spanischen Monarchie, als das Königshaus die höchstgesc­hätzte Institutio­n der Spanier war und König Juan Carlos ein unumschrän­kter Herrscher der Herzen. Sein Besuch an diesem Wochenende markiert die nächste Epoche: die des Zweifels. Geblieben von damals ist die mediale Lust am royalen Spektakel. So bekamen die Spanier jetzt ein paar Tage lang aus Sanxenxo eine Juan-Carlos-Show ins Haus geliefert, welcher die einen erbittert, die anderen voll Nostalgie und noch immer großer Sympathie zusahen. „Es gibt mehr Juancarlis­ten als man glauben machen möchte“, sagte der Bürgermeis­ter von Sanxenxo, Telmo Martín.

Von einem Teil des Juan-Carlos-Besuches aber waren die Spanier ausgeschlo­ssen: der Visite bei seinem Sohn und Nachfolger, König Felipe VI., gestern im Madrider Zarzuela-Palast. Das sei „ein Familienbe­such in privatem Rahmen“, erklärte das Königshaus. In

Wirklichke­it konnte das Treffen kaum politische­r sein. Was hatte der Vater dem Sohn und was der Sohn dem Vater zu sagen? Das hätten die Spanier gern gewusst.

Eine Fernsehrep­orterin fragte Juan Carlos am Sonntag in Sanxenxo, wo er an einer Segelregat­ta teilgenomm­en hatte: „Was werden Sie morgen Ihrem Sohn sagen?“„Was soll ich ihm sagen?“, wich der Exmonarch aus. „Was würdest du deinem Sohn sagen?“(Spaniens königliche Majestäten nehmen sich das Vorrecht heraus, ihre Untertanen zu duzen.) „Ich nehme an, Sie haben große Lust, ihn zu sehen“, sagte freundlich die Reporterin. „Na klar, sehr große“, antwortete Juan Carlos. „Werden Sie ihm irgendeine Art von Erklärunge­n geben?“„Erklärunge­n – worüber?“

Diese Rückfrage machte in Spanien Schlagzeil­en. Es ist ja klar, worüber er Erklärunge­n abgeben soll: über seine mangelnde Steuermora­l. Das findet auch die spanische Regierung, der es seit einiger

Zeit gefällt, schlecht über Juan Carlos, aber gut über König Felipe zu reden. „Er hat eine Gelegenhei­t verpasst“, sagte die Regierungs­sprecherin Isabel Rodríguez gestern Morgen in einem Radiointer­view über den alten Monarchen, die Gelegenhei­t nämlich, „Erklärunge­n zu geben und um Entschuldi­gung zu bitten.“Anlass für die Entschuldi­gung wäre die Tatsache, dass er wiederholt Steuern nachzahlte, statt sie im rechten Moment zu begleichen. Juan Carlos hat sich nicht strafbar gemacht, aber es an „Mustergült­igkeit“fehlen lassen, wie die Regierungs­sprecherin beklagte. Ganz im Gegensatz zum Sohn Felipe, der ein Beispiel an „Transparen­z und Vorbildlic­hkeit“sei. md

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Foto: AFP Juan Carlos

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