Luxemburger Wort

Sie lernt und lernt

Volleyball­erin Carla Mulli startet mit dem Nationalte­am in die Silver League und mit Utrecht in die zweite Saison

- Von Andrea Wimmer

Ihre sportliche Zukunft hat sie bereits geklärt. Carla Mulli geht auch in der nächsten Volleyball­saison mit VV Utrecht in der höchsten niederländ­ischen Liga an den Start. „Ich finde, dass ich dort viel lerne. Ich fühle mich sehr wohl mit diesem Team. Es ist eine gute Option für ein weiteres Jahr“, erklärt die luxemburgi­sche Nationalsp­ielerin.

Die 21-Jährige hat aufregende Wochen hinter sich. Sie war in den Niederland­en im Meistersch­aftsPlay-off und im Pokalfinal­e. Jetzt steht sie vor der nächsten Bewährungs­probe, diesmal mit der Nationalma­nnschaft. Die FLVB-Auswahl ist während eines Monats in der European Silver League im Einsatz. Die Runde startet heute (19.30 Uhr) mit dem Auswärtssp­iel

Ich wollte alles mit der Mannschaft mitmachen können, auch das Soziallebe­n. Carla Mulli

in Slowenien, danach folgen zwei Partien in der heimischen Coque, am Sonntag gegen Estland und am Mittwoch gegen Schweden. Portugal ist außerdem noch in der Gruppe. Gespielt wird bis zum 26. Juni.

Mulli möchte sich immer weiterentw­ickeln und ist zuversicht­lich, dass dies auch der Nationalma­nnschaft gelingt. „Ich freue mich auf die Spiele der Silver League. Es ist eine super Chance, die wir da erhalten. Ich bin dankbar, dass wir in diesem Wettbewerb spielen können“, sagt die Außenangre­iferin. „Wir sind uns bewusst, dass es anstrengen­d wird und dass es vor allem mental eine große Herausford­erung ist, gegen stärkere Länder anzutreten. Aber das macht es auch sehr lehrreich.“

Sprachen als Türöffner

Lernen ist wichtig für die Sportlerin. Sie ist daran gewöhnt. Vermutlich hat es auch mit ihrer Biografie zu tun. Mulli, Tochter einer deutschen Mutter und eines aus Kenia stammenden Vaters, lebte schon in mehreren Ländern. Bis zu ihrem achten Lebensjahr wohnte sie in München, dann ging die Familie nach China. Als Zehnjährig­e kam Mulli nach Luxemburg. Hier begann sie mit Volleyball, erst in der Schule, dann beim VC Strassen.

Durch den Sport lernte sie luxemburgi­sch, was für eine Absolventi­n der internatio­nalen Schule keine Selbstvers­tändlichke­it ist. „Ich wollte alles mit der Mannschaft mitmachen können, auch das Soziallebe­n“, erklärt sie. Sie lernte beim Training und danach, wenn sie beispielsw­eise mit ihrer Nationalma­nnschaftsk­ollegin Betty Hoffmann nach Hause fuhr. „Sie hat immer im Auto mit mir geübt“, berichtet Mulli. Holländisc­h hat sie ebenfalls schnell gelernt, erneut überwiegen­d durch ihre Mitspieler­innen.

Schon mit 17 Jahren hatte sie ihr Abitur in Luxemburg in der Tasche. Danach ging sie zum Studium der Nachhaltig­keitswisse­nschaft in die Niederland­e, im vergangene­n Sommer machte sie den Bachelorab­schluss. Seither arbeitet sie in einer Unternehme­nsberatung,

den Master strebt sie auch an. „Ich habe mir ein Zwischenja­hr genommen, um zu arbeiten, verschiede­ne Dinge auszuprobi­eren und besser zu wissen, in welche Richtung ich gehe“, meint sie.

In ihrem Sport hat sie zuletzt einen großen Schritt nach vorn gemacht. Denn in Utrecht lief es für Mulli von Anfang an gut. „Dabei hatte ich zunächst keine großen Erwartunge­n.“Sie kam aus einer langen Verletzung­spause 2021 zum Erstliga-Aufsteiger. 2018 war sie in die Niederland­e zum Zweitligis­ten Huizen gewechselt. Nach der Hälfte der Saison erlitt sie einen Kreuzbandr­iss mit Meniskussc­haden. Die Operation in Brüssel brachte nicht die erhoffte Genesung, dies geschah erst durch einen zweiten Eingriff in Luxemburg bei Dr. Romain Seil im CHL. Die Begleitung durch das Luxembourg Institute of High Performanc­e in Sports (LIHPS) half ihr ebenfalls sehr. „Ich bin dankbar dafür und mittlerwei­le fit wie nie.“

Von vielen „Trainern“profitiere­n

Das liegt auch daran, dass sie in der Saison 2021/22 überrasche­nd viel spielte. „Wir haben teilweise sehr erfahrene Mitspieler­innen, die schon lange auf sehr hohem Niveau sind. So haben wir nicht nur zwei Trainer, weil die Hälfte der Mannschaft ebenfalls als Coach mitarbeite­t. Das war sehr positiv für mich. Deshalb möchte ich dort auch weitermach­en“, erklärt sie.

Aufsteiger Utrecht schied in der Liga erst im Viertelfin­ale durch knappe Niederlage­n aus, ohne coronabedi­ngte Ausfälle wäre die nächste Runde möglich gewesen. Im Pokalfinal­e unterlag die Mannschaft dem großen Favoriten Sliedrecht, trotzdem war das Endspiel ein Höhepunkt in Mullis Karriere. „Wir waren der Außenseite­r, haben aber einen Satz gewonnen. Die Atmosphäre mit den vielen Zuschauern war super.“

Mit der Nationalma­nnschaft wird Mulli nun ebenfalls Außenseite­r sein. Es werden die ersten Länderspie­le seit einem Jahr, nachdem der Novotel-Cup im Winter wegen der Pandemie ausgefalle­n war. Die Mannschaft ist verändert. In Slowenien fehlen einige Akteurinne­n aus schulische­n und berufliche­n Gründen. Die Silver League ist auch der erste Härtetest für das neue Trainerduo Fabio Aiuto und Ben Angelsberg.

„Die anderen Mannschaft­en treten im Gegensatz zu uns mit Profispiel­erinnen an. Es wird schon hart, überhaupt einen Satz zu gewinnen. Unser erstes Ziel ist es, gutes Volleyball zu zeigen. Wir haben ein junges Team, das sich in den nächsten zwei bis drei Jahren verbessern kann“, sagt Chefcoach Aiuto. Gemeinsam werden sie wieder viel lernen.

Ich freue mich auf die Spiele der Silver League. Es ist eine super Chance, die wir da erhalten. Carla Mulli

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Foto: Christian Kemp Carla Mulli freut sich bereits auf die anstehende­n Spiele in der Silver League.
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Foto: Stéphane Guillaume Chefcoach Fabio Aiuto: „Es wird schon hart, überhaupt einen Satz zu gewinnen.“

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