Sie lernt und lernt
Volleyballerin Carla Mulli startet mit dem Nationalteam in die Silver League und mit Utrecht in die zweite Saison
Ihre sportliche Zukunft hat sie bereits geklärt. Carla Mulli geht auch in der nächsten Volleyballsaison mit VV Utrecht in der höchsten niederländischen Liga an den Start. „Ich finde, dass ich dort viel lerne. Ich fühle mich sehr wohl mit diesem Team. Es ist eine gute Option für ein weiteres Jahr“, erklärt die luxemburgische Nationalspielerin.
Die 21-Jährige hat aufregende Wochen hinter sich. Sie war in den Niederlanden im MeisterschaftsPlay-off und im Pokalfinale. Jetzt steht sie vor der nächsten Bewährungsprobe, diesmal mit der Nationalmannschaft. Die FLVB-Auswahl ist während eines Monats in der European Silver League im Einsatz. Die Runde startet heute (19.30 Uhr) mit dem Auswärtsspiel
Ich wollte alles mit der Mannschaft mitmachen können, auch das Sozialleben. Carla Mulli
in Slowenien, danach folgen zwei Partien in der heimischen Coque, am Sonntag gegen Estland und am Mittwoch gegen Schweden. Portugal ist außerdem noch in der Gruppe. Gespielt wird bis zum 26. Juni.
Mulli möchte sich immer weiterentwickeln und ist zuversichtlich, dass dies auch der Nationalmannschaft gelingt. „Ich freue mich auf die Spiele der Silver League. Es ist eine super Chance, die wir da erhalten. Ich bin dankbar, dass wir in diesem Wettbewerb spielen können“, sagt die Außenangreiferin. „Wir sind uns bewusst, dass es anstrengend wird und dass es vor allem mental eine große Herausforderung ist, gegen stärkere Länder anzutreten. Aber das macht es auch sehr lehrreich.“
Sprachen als Türöffner
Lernen ist wichtig für die Sportlerin. Sie ist daran gewöhnt. Vermutlich hat es auch mit ihrer Biografie zu tun. Mulli, Tochter einer deutschen Mutter und eines aus Kenia stammenden Vaters, lebte schon in mehreren Ländern. Bis zu ihrem achten Lebensjahr wohnte sie in München, dann ging die Familie nach China. Als Zehnjährige kam Mulli nach Luxemburg. Hier begann sie mit Volleyball, erst in der Schule, dann beim VC Strassen.
Durch den Sport lernte sie luxemburgisch, was für eine Absolventin der internationalen Schule keine Selbstverständlichkeit ist. „Ich wollte alles mit der Mannschaft mitmachen können, auch das Sozialleben“, erklärt sie. Sie lernte beim Training und danach, wenn sie beispielsweise mit ihrer Nationalmannschaftskollegin Betty Hoffmann nach Hause fuhr. „Sie hat immer im Auto mit mir geübt“, berichtet Mulli. Holländisch hat sie ebenfalls schnell gelernt, erneut überwiegend durch ihre Mitspielerinnen.
Schon mit 17 Jahren hatte sie ihr Abitur in Luxemburg in der Tasche. Danach ging sie zum Studium der Nachhaltigkeitswissenschaft in die Niederlande, im vergangenen Sommer machte sie den Bachelorabschluss. Seither arbeitet sie in einer Unternehmensberatung,
den Master strebt sie auch an. „Ich habe mir ein Zwischenjahr genommen, um zu arbeiten, verschiedene Dinge auszuprobieren und besser zu wissen, in welche Richtung ich gehe“, meint sie.
In ihrem Sport hat sie zuletzt einen großen Schritt nach vorn gemacht. Denn in Utrecht lief es für Mulli von Anfang an gut. „Dabei hatte ich zunächst keine großen Erwartungen.“Sie kam aus einer langen Verletzungspause 2021 zum Erstliga-Aufsteiger. 2018 war sie in die Niederlande zum Zweitligisten Huizen gewechselt. Nach der Hälfte der Saison erlitt sie einen Kreuzbandriss mit Meniskusschaden. Die Operation in Brüssel brachte nicht die erhoffte Genesung, dies geschah erst durch einen zweiten Eingriff in Luxemburg bei Dr. Romain Seil im CHL. Die Begleitung durch das Luxembourg Institute of High Performance in Sports (LIHPS) half ihr ebenfalls sehr. „Ich bin dankbar dafür und mittlerweile fit wie nie.“
Von vielen „Trainern“profitieren
Das liegt auch daran, dass sie in der Saison 2021/22 überraschend viel spielte. „Wir haben teilweise sehr erfahrene Mitspielerinnen, die schon lange auf sehr hohem Niveau sind. So haben wir nicht nur zwei Trainer, weil die Hälfte der Mannschaft ebenfalls als Coach mitarbeitet. Das war sehr positiv für mich. Deshalb möchte ich dort auch weitermachen“, erklärt sie.
Aufsteiger Utrecht schied in der Liga erst im Viertelfinale durch knappe Niederlagen aus, ohne coronabedingte Ausfälle wäre die nächste Runde möglich gewesen. Im Pokalfinale unterlag die Mannschaft dem großen Favoriten Sliedrecht, trotzdem war das Endspiel ein Höhepunkt in Mullis Karriere. „Wir waren der Außenseiter, haben aber einen Satz gewonnen. Die Atmosphäre mit den vielen Zuschauern war super.“
Mit der Nationalmannschaft wird Mulli nun ebenfalls Außenseiter sein. Es werden die ersten Länderspiele seit einem Jahr, nachdem der Novotel-Cup im Winter wegen der Pandemie ausgefallen war. Die Mannschaft ist verändert. In Slowenien fehlen einige Akteurinnen aus schulischen und beruflichen Gründen. Die Silver League ist auch der erste Härtetest für das neue Trainerduo Fabio Aiuto und Ben Angelsberg.
„Die anderen Mannschaften treten im Gegensatz zu uns mit Profispielerinnen an. Es wird schon hart, überhaupt einen Satz zu gewinnen. Unser erstes Ziel ist es, gutes Volleyball zu zeigen. Wir haben ein junges Team, das sich in den nächsten zwei bis drei Jahren verbessern kann“, sagt Chefcoach Aiuto. Gemeinsam werden sie wieder viel lernen.
Ich freue mich auf die Spiele der Silver League. Es ist eine super Chance, die wir da erhalten. Carla Mulli