Luxemburger Wort

Bildende Kunst und Tanz neu entdecken

Die Choreograf­in Elisabeth Schilling spricht über das Projekt „Treasured Time“, bei dem Jugendlich­e im Zentrum stehen

- Interview: Nora Schloesser

In Partnersch­aft mit der Fondation EME hat Elisabeth Schilling zusammen mit einer Klasse des LTC Annexe Kirchberg die Tanzperfor­mance „Treasured Time“entwickelt. Die Jugendlich­en bewegen sich zu der Musik von Pascal Schumacher und tauchen dabei in die MudamAusst­ellung „Fly In League With The Night“von Lynette Yiadom-Boakye ein.

Elisabeth Schilling, eine Tanzperfor­mance in einem Museum ist schon etwas Außergewöh­nliches. Wie ist das pluridiszi­plinäre Projekt „Treasured Time“entstanden?

Ich glaube, das Ganze kommt ein wenig daher, dass ich in der Vergangenh­eit als Tänzerin sehr viel in musealen Räumen aufgetrete­n bin. Seit jeher finde ich es spannend, interdiszi­plinär zu arbeiten, insbesonde­re zwischen bildender Kunst und Musik. Als die Fondation EME dann an mich herangetre­ten ist und mich mit dem Projekt beauftragt hat, wurde mir in der Planung komplette Freiheit gelassen. Daraufhin schlug ich dann das Mudam als Veranstalt­ungsort vor – unter anderem, weil es mir wichtig war, die Jugendlich­en an moderne Kunst heranzufüh­ren.

Die Tanzperfor­mance basiert ausschließ­lich auf einer der momentanen Mudam-Ausstellun­gen, auf Lynette Yiadom-Boakyes „Fly In League With The Night“. Wie spiegeln sich die Gemälde der Ausstellun­g in der Choreograf­ie wider?

Ganz am Anfang haben wir mit einer Führung durch die Galerie begonnen, sodass die Jugendlich­en sich die Bilder ganz genau anschauen konnten. Danach habe ich ihnen immer wieder neue Aufgaben gegeben, um anhand der Gemälde ihre Vorstellun­gskraft anzuregen. Sie sollten dann aufgrund ihres Lieblingsb­ildes der Galerie Bewegungen erarbeiten. Die Ausstellun­g zeichnet sich zudem dadurch aus, dass sich die Bilder im Raum gegenseiti­g anschauen oder eben auch nicht. So oder so haben die Gemälde eine Beziehung untereinan­der. Und genau damit haben wir auch gespielt und uns Geschichte­n für die ganzen Räume überlegt. Ich habe den Schülerinn­en und Schüler dabei nie irgendetwa­s vorgegeben, alle Bewegungen stammen von ihnen selbst. Das ist ein bisschen das Besondere an dem Projekt, gleichzeit­ig aber auch eine Herausford­erung.

Das heißt, es gibt keine konkrete Choreograf­ie?

Doch eigentlich schon. Die Bewegungen wurden alle eigenständ­ig von den Teilnehmen­den entwickelt, während ich diese dann in eine Choreograf­ie verwandelt und dem Ganzen noch etwas

„Bei dem Projekt 'Treasured Time' geht eigentlich alles von der Ausstellun­g aus“, erklärt Elisabeth Schilling (Foto u.). Eine erste Vorstellun­g gab es im Mudam (ob.).

Form gegeben habe. Der Performanc­e liegen dennoch die Ideen und Bewegungen der Jugendlich­en zugrunde, die aufgrund ihrer unterschie­dlichen Herkünfte auch ganz diverse Perspektiv­en auf die Gemälde haben. Das erweitert den Horizont für alle Beteiligte­n.

Worauf liegt der Fokus von „Treasured Time“und wie kann man sich die Performanc­e vorstellen?

Am Anfang war der Plan, dass die Jugendlich­en im Alter von 14 bis 16 Jahren in kleineren Gruppen durch die Ausstellun­g tanzen. Als ich die Klasse dann kennengele­rnt habe, musste ich allerdings schnell feststelle­n, dass man die Schülerinn­en und Schüler nicht auseinande­rreißen kann. Also haben wir gemeinsam nach einer Lösung gesucht. Denn auch wenn es in dem Projekt um Kunst und um Tanz geht, spielt die soziale Komponente eine enorm wichtige Rolle. Deswegen bin ich dann auch von meinem Originalko­nzept

Der Performanc­e liegen die Ideen der Jugendlich­en zugrunde.

Der Fokus liegt eindeutig auf den Jugendlich­en.

abgewichen, denn der Fokus bei dem Projekt liegt eindeutig auf den Jugendlich­en. Es wird zwar Kleingrupp­en innerhalb von Tänzen geben, aber jeder Tanz wird von allen durchgefüh­rt.

Welchen Mehrwert glauben Sie, können die Jugendlich­en aus diesem Projekt ziehen?

Ich hoffe, dass die Schülerinn­en und Schüler durch das Tanzen und die Kunst ein ganz neues Selbstbewu­sstsein entwickeln. Dabei glaube ich, dass das Projekt den Zusammenha­lt der Klasse nochmals verstärkt hat, einfach weil sie zusammen als Gruppe etwas Kreatives geschaffen haben. Ich wünsche mir aber auch, dass die Schülerinn­en und Schüler mithilfe des multidiszi­plinären Projekts neue Zugänge zu der eigenen Fantasie und Imaginatio­n finden können. Vor allem ging es mir aber auch darum, dass die Jugendlich­en mal etwas ganz anderes erleben, als den üblichen Alltagstro­tt in der Schule.

Die Aufführung „Treasured Time“ist kostenfrei (die Eintrittsg­ebühr zu den Ausstellun­gen ausgeschlo­ssen) zugänglich. Eine Anmeldung über mudam.com/rsvp-treasured-time ist allerdings erforderli­ch. Die Vorstellun­g um 14 Uhr ist bereits ausverkauf­t.

www.mudam.lu

 ?? ??
 ?? Fotos: Guy Jallay /Fondation EME , S. Grébille ??
Fotos: Guy Jallay /Fondation EME , S. Grébille

Newspapers in German

Newspapers from Luxembourg