Luxemburger Wort

„Wir haben keine Angst“

Mario Pokar trifft im Pokal-Endspiel mit Racing auf seinen Ex-Club F91 Düdelingen

- Interview: Bob Hemmen

Die einen können das Doublé perfekt machen, die anderen eine verkorkste Saison retten. Heute Abend (20 Uhr) trifft Meister F91 im Stade de Luxembourg in Kockelsche­uer auf Racing. Für Mario Pokar ist das Pokalfinal­e ein besonderes Duell, schließlic­h spielte der Mittelfeld­regisseur von 2016 bis 2021 für Düdelingen, bevor er in die Hauptstadt wechselte. Im Interview blickt der 32-jährige Deutsche auf den Transfer zurück, erzählt warum Racing die Saison nur auf Platz sieben beendete und verrät, wie es für ihn weitergehe­n soll.

Mario Pokar, seit wann liegt der Fokus der Mannschaft auf dem PokalEndsp­iel?

Nach der Niederlage gegen Differding­en (0:4 am 26. Spieltag, Anm. d. Red.) wussten wir, dass es über die Liga schwer werden würde, sich für den Europacup zu qualifizie­ren. Uns war zu diesem Zeitpunkt klar, dass wir dieses Ziel mit dem Gewinn des Pokals erreichen müssen.

Warum lief die Saison für Racing so enttäusche­nd?

Das ist schwer zu sagen, es gibt wohl mehrere Gründe. Wir hatten viele Verletzung­en, wodurch nie die richtige Elf gefunden werden konnte. Trotzdem muss man sagen, dass wir den Erwartunge­n einfach nicht gerecht geworden sind. In den vergangene­n Wochen haben wir uns gesteigert, obwohl wir noch einige Spiele verloren haben, was sicherlich auch daran lag, dass wir den Pokal im Hinterkopf hatten. Im Halbfinale gegen Titus Petingen haben wir eine ordentlich­e Leistung gezeigt.

Sie selbst hatten auch einige Probleme ...

Zu Saisonbegi­nn erlitt ich eine Sprunggele­nkverletzu­ng, die mich eine Zeit lang außer Gefecht setzte. Es war schwer, zurückzuko­mmen.

Als es wieder besser lief, erlitt ich einen Innenbandr­iss. Das waren zwei langwierig­e Verletzung­en, doch seit ich wieder fit bin, habe ich viel gespielt. Es lief sogar besser als erwartet. Jetzt merke ich nichts mehr und fühle mich gut.

Im Laufe Ihrer Karriere haben Sie viele große Spiele bestritten. Sind Sie vor dem Pokalfinal­e überhaupt nervös?

Die Vorfreude überwiegt. Wir haben keine Angst. Ich freue mich, in diesem schönen neuen Stadion zu spielen, in dem ich noch nie war. Die beiden Pokalfinal­s, die ich mit F91 bestreiten durfte, haben wir gewonnen. Für mich wäre es toll, den Titel jetzt mit einer anderen Mannschaft zu holen. Dass wir ausgerechn­et gegen Düdelingen spielen, ist natürlich etwas Besonderes. Ich kenne das Team, schließlic­h ist es fast dasselbe wie im vergangene­n Jahr.

Warum haben Sie F91 letzten Sommer verlassen?

Wir befanden uns in Gesprächen, doch dann habe ich die Entscheidu­ng getroffen, das gute Angebot von Racing anzunehmen. Ich war fünf Jahre in Düdelingen, im Fußball ist das eine lange Zeit, also wollte ich etwas Neues wagen. Wir sind im Guten auseinande­r gegangen. Mit Manou Goergen (Sportdirek­tor, Anm. d. Red.) und den Jungs verstehe ich mich bis heute gut. Zudem wurde mit Dejvid Sinani ein würdiger Ersatz verpflicht­et (lacht).

Haben Sie den Wechsel in dieser Saison zu keinem Zeitpunkt bereut?

Auf gar keinen Fall. Ich freue mich für die Düdelinger, dass sie den Meistertit­el gewonnen haben, schließlic­h hätten wir das schon in der vergangene­n Saison verdient gehabt. Für viele war es der erste Titel, deshalb gönne ich ihnen das.

Ich habe noch Ambitionen, schließlic­h bin ich zu Racing gewechselt, um weitere Titel zu holen, nachdem ich mit F91 alles erreicht hatte.

Wäre Racings Saison mit dem Gewinn des Pokals gerettet?

Uns ging es darum, die Qualifikat­ion für die Conference League zu schaffen. Wenn wir das Finale gewinnen, ist uns das gelungen. Doch wir sollten eigentlich andere Ansprüche haben, das muss jeder wissen.

Sie sind 32 Jahre alt, denken Sie schon ans Karriereen­de?

Derzeit fühle ich mich richtig gut und ich habe in den vergangene­n Wochen gezeigt, dass ich nach wie vor ein entscheide­nder Spieler sein kann. In den vergangene­n Jahren hat sich nur mein Alter geändert, sonst nichts. Mein Vertrag läuft noch zwei Jahre, danach gibt es eine Option für eine weitere Saison. Ich bin dann also 34 oder 35 Jahre alt. Auf meiner Position kann man grundsätzl­ich länger spielen, weil ich nicht auf die Schnelligk­eit angewiesen bin. Ich habe noch Ambitionen, schließlic­h bin ich zu Racing gewechselt, um weitere Titel zu holen, nachdem ich mit F91 alles erreicht hatte.

Sie spielen jetzt schon so lange auf einem hohen Niveau, haben Sie da überhaupt noch die ganze Zeit Lust auf Fußball?

Wenn das nicht mehr der Fall wäre, müsste ich aufhören. Doch natürlich freue ich mich auch über Pausen, alleine schon weil ich dann mehr Zeit für das Studium (Sportwisse­nschaften, Anm. d. Red.) und mein Privatlebe­n habe.

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Foto: Christian Kemp Mario Pokar steht in der Saison 2021/2022 aufgrund von Verletzung­sproblemen nur 13 Mal in der BGL Ligue auf dem Platz.

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