Chaos auf Amsterdamer Flughafen
Schiphol-Manager Dick Benschop unter Druck – KLM streicht 47 Flüge ab Amsterdam
Die Warteschlangen werden immer länger. Schon stehen die wartenden Passagiere in einer Kilometer langen Schlange. Sie reicht bis auf die Straße vor dem Flughafengebäude. Die Menschen in der Schlange schwitzen und fluchen. Manche verpassen sogar ihr Flugzeug, weil sie nicht rechtzeitig einchecken konnten. Es sind Szenen wie sie sich so noch nie auf dem Amsterdamer Flughafen Schiphol ereignet haben. Schiphol Airport versinkt im Chaos.
Auch bei der nationalen Fluglinie KLM herrscht Verzweiflung. Sie hat über das lange Himmelfahrtswochenende sage und schreibe 47 Flüge gestrichen, weil die vielen Passagiere auf dem Amsterdamer Flughafen nicht mehr abgefertigt werden konnten.
Folge: Tausende KLM-Passagiere kamen nicht weg oder konnten nicht mehr zurück nach Amsterdam fliegen. Sie strandeten dort, wo sie gerade waren. Da die KLM oft keine Umbuchungen anbot oder anbieten konnte, mussten sie ihren Rückflug nach Amsterdam mit einer anderen Airline regeln. Das kostete viel Geld, Schweiß und
Tränen. Und es schadet der Reputation der KLM, der ältesten Airline der Welt.
Der Grund für die Flugmisere auf dem Amsterdamer Airport, der einst vor der Corona-Pandemie als einer der besten Flughäfen in Europa galt, ist schlichter Personalmangel. Während der rund zweijährigen Corona-Pandemie, als kaum mehr geflogen werden konnte, haben viele Flughafenangestellte, die nur einen Zeitvertrag hatten, sich einen neuen Job gesucht. Die KLM hat rund 6 000 Stellen abgebaut und Milliarden Euro ein staatlicher Finanzhilfe erhalten, um überleben zu können. Jetzt fehlt dieses entlassene oder abgewanderte Flughafenpersonal überall. Beim Boarding, beim Sicherheitspersonal, bei der Gepäckabfertigung. Hinzu kommt, dass nun nach dem Ende der Corona-Pandemie die Menschen wieder reisen wollen. Und zwar massenhaft.
„Ich denke nicht an einen Rücktritt“
Am vergangenen Sonntag mussten auf Schiphol Airport 190 000 Passagiere abgefertigt werden. „Wir sind schon früh morgens völlig überlastet,“sagt ein Sprecher des Flughafens. Flughafenchef Dick Benschop lässt sich jedoch nicht blicken. Er nutzte das lange Himmelfahrtswochenende, um mit seiner Familie das schöne Wetter zu genießen und schipperte auf einem Boot durch die idyllischen Grachten der Niederlande. Das kann ihm jetzt seinen Job kosten. Denn die Gewerkschaften des Flughafenpersonals fordern bereits den Rücktritt von Benschop. Benschop aber kontert: „Ich denke nicht an einen Rücktritt.“
In dieser Woche muss der Flughafendirektor dem Haager Parlament jedoch Rede und Antwort stehen. Benschop muss erklären, wie er das Chaos auf dem Flughafen beenden will. Denn es kann noch größer, noch schlimmer werden. Pfingsten steht vor der Tür. Die Sommerferien beginnen bald. Und der Personalmangel ist nur schwer und nicht schnell zu beheben.
„Wir erwarten und befürchten, dass das Passagieraufkommen in den kommenden Wochen hoch bleibt oder sogar noch steigen wird“, sagt Flughafensprecher Alexander Scholtes. „Es gibt einen Aktionsplan“, so Scholtes. Der besteht nach dessen Angaben darin, dass weiter permanent neues Personal eingestellt wird, wenn es denn zu finden ist. „Dann werden wir die Zugänge zu den verschiedenen Terminals vergrößern und erleichtern.“
Außerdem sollen verschiedene Flüge auf andere Flughafen wie Rotterdam/The Hague Airport und nach Eindhoven verlegt werden. Die KLM kündigte an, einige Tage keine Tickets mehr für Flüge zu verkaufen, die von Schiphol aus starten. Auch so soll der Flughafen entlastet werden. Das alles soll mit dabei helfen, die Warteschlangen zu verkürzen und die Wartezeiten zu reduzieren. Am besten aber ist derzeit: Amsterdam Airport Schiphol meiden.