Abwärtstrend setzt sich fort
Ukraine-Krieg hinterlässt auch in Luxemburg deutliche Spuren
Luxemburg. Nach der Corona-Pandemie schwächt nun der UkraineKrieg die Luxemburger Wirtschaft weiter. Sowohl die Industrieproduktion als auch die Einzelhandelsumsätze sind im März in Luxemburg deutlich zurückgegangen. Das geht aus dem „Conjoncture Flash“des Statec, der am gestrigen Dienstag veröffentlicht wurde, hervor.
Die Industrieproduktion ging im März um 3,2 Prozent zurück, die Produktion im luxemburgischen Baugewerbe um 2,2 Prozent. Dieser Rückgang sei jedoch nicht besorgniserregend, wenn man die guten Ergebnisse der beiden Vormonate betrachtet, nämlich 5,7 Prozent im Januar und 1,3 Prozent im Februar. Laut Statec scheinen die Auftragsbücher im Baugewerbe nach wie vor gut gefüllt zu sein, jedoch könnte die aktuelle Lage die Schwierigkeiten bei der Materialbeschaffung verstärken und somit die Produktionszeiten verlängern.
Umfeld für Finanzsektor verschlechtert
Während sich das Vertrauen im Bereich der nichtfinanziellen Dienstleistungen weiterhin gut hält, leidet der Finanzsektor unter der Verschlechterung des Börsenumfelds zu Beginn des Jahres, so der Statec.
Für den luxemburgischen Finanzsektor hat sich das Umfeld nach sehr guten Ergebnissen im Jahr 2021 ebenfalls verschlechtert. „Das Börsenumfeld war bereits vor dem Konflikt in der Ukraine unter dem Einfluss der wieder steigenden Inflation gestört, was insbesondere die Ergebnisse der OPAs in Luxemburg belastete. Dies dürfte sich im ersten Quartal auf die Wertschöpfung des Sektors auswirken“, schreibt der Statec. Längerfristig dürfte der Anstieg der Leitzinsen, der in den USA und Großbritannien bereits eingesetzt hat, dennoch einige Teile des Bankgeschäfts begünstigen.
Der Mangel an Materialien und Komponenten beeinträchtigt weiterhin die Automobilproduktion; der Konflikt in der Ukraine erzeugt zusätzliche Lieferschwierigkeiten für die europäischen Hersteller. Nach einer leichten Erholung zum Jahresende 2021 gingen die Neuzulassungen von Personenkraftwagen wieder zurück. Im April 2022 gingen sie in Luxemburg und im Euroraum im Jahresvergleich um 22 Prozent zurück, so der Statec. Auch bei Elektro- und Hybridmodellen ist keine Verbesserung festzustellen. In den ersten vier Monaten des Jahres waren Pkw-Verkäufe in Luxemburg im Vergleich zum Vorjahr um 12,5 rückläufig.
Im April 2022 geht der Gasverbrauch weiter zurück – um 20 Prozent im Jahresvergleich. Die beobachteten Rückgänge beim Verbrauch könnten darauf hindeuten, dass die Industrieproduktion im April weiter zurückgehen würde. Die hohen Gaspreise dürften sich auch im gesamten Jahr 2022 auf den Gasverbrauch auswirken, nicht nur aufgrund der Verbrauchsrückgänge
aus der Industrie, sondern auch aus der gesamten Wirtschaft.
Schließlich erreichte die Inflationsrate in Luxemburg im April sieben Prozent; der Druck dürfte „zumindest kurzfristig hoch bleiben“. Laut Statec werden im Dienstleistungssektor mehr Preiserhöhungen erwartet. Die Preise in den Hotels, Restaurants und Cafés sind im April bereits um 5,5 Prozent im Jahresvergleich gestiegen.
Unsicherheiten belasten Investmentfonds
Das sinkende Vertrauen der Anleger in die Aktienmärkte bei eingetrübten Wachstumsaussichten und einer unerwartet schnellen Straffung der Geldpolitik belastet seit Anfang 2022 die luxemburgischen Investmentfonds, stellt der Statec weiterhin fest. Nachdem die Vermögenswerte Ende 2021 mit 5 859 Billionen Euro einen historischen Höchststand erreicht hatten, gingen sie in den ersten vier Monaten des Jahres 2022 um 6,5 Prozent zurück, was hauptsächlich auf fallende Bewertungen an den Börsen zurückzuführen ist, aber auch mit Abflüssen einhergeht. ndp