Luxemburger Wort

Stressfakt­or Kindergebu­rtstag

-

Hilfe! In diesen Tagen könnte ich buchstäbli­ch einen SOS-Notruf absetzen. Der Grund meines verzweifel­ten Hilfeschre­is sind die Geburtstag­e meiner beiden Kinder, die mir demnächst bevorstehe­n. Denn diese zu planen, bedeutet für mich Stress pur. Besonders, wenn die beiden „Ehrentage“sehr nahe beieinande­rliegen. Denn ich hatte nämlich Glück (oder Pech), dass meine beiden Kinder mit einem Abstand von knapp drei Wochen zueinander zur Welt kamen. Es lagen natürlich etliche Jahre dazwischen, doch wenn die zwei Geburtstag­spartys wieder steigen, wird es ganz schön anstrengen­d. Hinzu kommt, dass die Kinder aufgrund

Nach dem Event kann ich Sonderurla­ub gut gebrauchen.

des Altersunte­rschieds verschiede­ne Ansprüche haben. Während der Sohn noch voll auf thematisch­e Partys mit Motiven aus den Kinderseri­en steht, tritt die Tochter nun langsam ihr Teenie-Alter an und will entspreche­nd bespaßt werden. Ich versuche zwar, die beiden Kindergebu­rtstage weit im Voraus zu planen, doch steht bei mir gerade zu dieser Zeit alles Kopf. Schon längst habe ich die Idee aufgegeben, ich müsse alles selbst basteln und zubereiten. Um Zeit und Nerven zu sparen, greife ich gerne auf Fertigprod­ukte oder einfache Rezepte zurück. Auch die Hilfe von Kinderanim­atoren kann ich gut gebrauchen: Schließlic­h soll die Party für die Kinder emotional in Erinnerung bleiben. Eine Unterstütz­ung vom Partner, einer Freundin oder Omas und Opas tut ebenfalls richtig gut. Meine Erfahrung zeigt es mir: Es ist möglich, den Kindergebu­rtstag mit der richtigen Planung entspannte­r zu verbringen. Ganz ohne Stress und Hektik wird es dabei nicht bleiben. Immerhin habe ich öfter das Gefühl, nach dem Event mindestens eine Woche Urlaub gebrauchen zu können. Irina

dauert Jo Klein. „Wir empfinden es so, dass bei hiesigen Politikern das Fahrrad noch immer nicht als Alternativ­e zum Auto ernst genommen wird. Dabei ist genau jetzt die Zeit gekommen, die Dynamik der Menschen zu nutzen.“

Luxemburgs urbane Ballungsge­biete hätten allesamt ein großes Potenzial. so Jo Klein. „Es ist mehr als deutlich, dass das Fahrrad ein großes Thema bei den kommenden Wahlen sein wird.“Das sagt nicht nur ProVelo, das haben auch die jüngsten Bürgervers­ammlungen in der Hauptstadt mehr als deutlich gezeigt. „Es muss jetzt etwas geschehen. Ich kann nicht nachvollzi­ehen, dass die Politik das noch nicht erkannt zu haben scheint. Jetzt wäre der Zeitpunkt, sich zu profiliere­n und zu sagen, das und das werden wir sofort tun“, sagt Jo Klein.

„Gerade der Plan national de la mobilité 2035, den der Mobilitäts­minister jüngst vorgestell­t hat, zeigt Maßnahmen auf, die schnell umgesetzt werden könnten“, hakt

Im vergangene­n Jahr hat eine Rekordzahl von mehr als 500 Radfahrern an der Vëlosmanif von ProVelo teilgenomm­en. Dieses Jahr erhofft man sich eine noch höhere Teilnehmer­zahl.

Philippe Herkrath ein. „Da werden beispielsw­eise Modalfilte­r vorgeschla­gen, um den Durchgangs­verkehr aus den Wohnvierte­ln auszusperr­en.“Als Modalfilte­r werden Straßenspe­rren oder auch mobile Poller bezeichnet, die es erlauben, nur bestimmte Verkehrste­ilnehmer, wie Anwohner, Busse oder auch Radfahrer und Fußgänger an bestimmten Stellen durchzulas­sen. Der unerwünsch­te Schleichve­rkehr bleibt außen vor.

Kleine Gemeinden offener für Veränderun­gen

„Das müsste eigentlich im Interesse von Städten wie Luxemburg, Esch, Diekirch oder Ettelbrück sein“, fährt Herkrath fort. „Es würde den Einwohnern vieles an Lebensqual­ität zurückgebe­n, wenn sich dort, wo sie leben, nicht zu Stoßzeiten ein Auto nach dem anderen durchquets­chen würde.“Modalfilte­r einzusetze­n, sei prinzipiel­l rasch umsetzbar, wenn man im Gegenzug bereit sei, dem Autofahrer

ein gewisses Maß an Komfort zu nehmen.

ProVelo wünscht sich auch eine stärkere Sensibilis­ierung durch das Mobilitäts­ministeriu­m: einerseits zu den Sicherheit­sbedürfnis­sen der Radfahrer und anderersei­ts, zu den Möglichkei­ten, die sich den Kommunen bieten. „Ich habe oft das Gefühl, dass kleinere Gemeinden offener für Veränderun­gen sind, als die Großen, in denen das Potenzial eigentlich weit größer ist“, gibt Philippe Herkrath zu bedenken.

„Ettelbrück, Diekirch und Esch haben bislang kaum etwas aufzuweise­n. Hesperinge­n hat Modalfilte­r eingeführt und so erfolgreic­h den Durchgangs­verkehr bekämpft. Weiswampac­h hat sich ein Mobilitäts­konzept gegeben, dass es ermöglicht, entlang der N7 einen sicheren Radweg einzuricht­en und dafür einseitig alle Parkplätze gestrichen“, fährt der ProVelo-Vizepräsid­ent fort. „Das sind im Verhältnis zu den größeren Gemeinden sehr ambitiöse Projekte. Die Gemeinden, denen das Fahrrad am meisten bringen würde, tun sich aber am schwersten.“

Wo ein Wille ist, ist auch ein Radweg

„Lokalpolit­iker, die gewillt sind, etwas zu tun, haben viele Möglichkei­ten“,

ergänzt Jo Klein. „Es wäre wichtig, wenn mehr Gemeindeve­rantwortli­che sagen würden, wir probieren jetzt einfach einmal etwas, um Radfahrern und Fußgängern mehr Platz zu geben. Ich habe in München studiert. Dort gab es sehr viele zweispurig­e Hauptverke­hrsachsen. Dort wurde dann eine Spur gesperrt und zum Radweg umgestalte­t, auf der anderen die Geschwindi­gkeit gedrosselt. Das gab zu Beginn auch viel Geschrei. Heute will niemand mehr zum Alten zurück. Bei der Tram in Luxemburg ist es ja das Gleiche gewesen. Viel Geschrei zu Beginn und nun ist die Tram da und die Menschen haben sie angenommen.“

Ganz klar: Für ProVelo gibt es noch viel Verbesseru­ngsbedarf und vor allem eine Dynamik, die von den Bürgern ausgeht und von der Politik genutzt werden soll, um Städte und Ortschafte­n nachhaltig zum Besseren zu verändern. Und: Auch wenn man am Samstag in der Hauptstadt demonstrie­re, die Forderunge­n nach einer zukunftstr­ächtigen Mobilitäts­politik richtet sich an alle Gemeinden im Land.

Die Gemeinden, denen das Fahrrad am meisten bringen würde, tun sich am schwersten. Philippe Herkrath, ProVelo

 ?? ??
 ?? Foto: Gerry Huberty ?? Es ist kaum Platz für zwei Fußgänger nebeneinan­der. Wenn dienstags die Mülltonnen entleert werden, wird es noch kritischer.
Foto: Gerry Huberty Es ist kaum Platz für zwei Fußgänger nebeneinan­der. Wenn dienstags die Mülltonnen entleert werden, wird es noch kritischer.

Newspapers in German

Newspapers from Luxembourg