Luxemburger Wort

Radfahren mit Sicherheit

Fahrradini­tiative ProVelo ruft zur Vëlosmanif 2022 am Samstag auf

- Von Steve Remesch

Luxemburg. Sichere Verbindung­en für Radfahrer, insbesonde­re im urbanen Raum und eine Mobilitäts­politik, die den aktuellen Bedürfniss­en gerecht wird: Das sind zwei der Kernforder­ungen der von ProVelo organisier­ten Vëlosmanif 2022 am kommenden Samstag in der Hauptstadt.

Es ist eine Entwicklun­g, die kaum mehr aufzuhalte­n scheint. Während die Zahl der Radfahrer in den vergangene­n Jahren jedes Mal um zwischen zehn und 20 Prozent zugenommen hat, so deutet sich bereits jetzt für dieses Jahr in der Hauptstadt eine Zunahme um mehr als 60 Prozent an.

An vier Zählstatio­nen, deren Daten öffentlich zugänglich sind, an der Rout Bréck, am Glacis, am Viaduc und im Parc Pescatore wurden bis Montag bereits 58,4 Prozent mehr Radfahrer gezählt als am gleichen Tag im Jahr 2021 – und es ist noch nicht einmal Sommer.

Alleine auf dem Pont GrandeDuch­esse Charlotte wurden am Montag 1 289 Radfahrend­e gezählt. Der 18. Mai war dort der bisherige Rekord-Tag: Die Eco-Counter-Station hat am Mittwoch vor zwei Wochen nämlich ganze 2 108 Fahrräder gezählt – wohlversta­nden an einem Tag.

Warum braucht es 2022 noch eine Demo?

Ferner wurden jüngst in der Hauptstadt Fahrradstr­aßen eingeführt, Esch und Ettelbrück haben ein Mobilitäts­konzept versproche­n, die Vel'Oh-Nutzerzahl­en explodiere­n, es gibt Radwege entlang der Tram, auf dem Viaduc und unter dem Pont Adolphe. Warum braucht es also 2022 noch eine Fahrrad-Demo?

„Es muss möglich sein, in Luxemburg sicher von A nach B zu kommen“, sagt Philippe Herkrath von ProVelo. Das sei aber nicht der Fall. „Für die meisten Menschen, die selbst Fahrrad fahren, wird schnell offensicht­lich, dass es noch immer viele fehlende Stücke im Radwegenet­z gibt“, erklärt Herkrath. Und diese Mängel bergen Gefahren.

Natürlich seien in den vergangene­n Jahren hochwertig­e Infrastruk­tur geschaffen worden. Aber Planung und Nutzen seien nicht immer kohärent.

„Hier entsteht ein Stück, da ein anderes“, führt der ProVelo-Vizepräsid­ent aus. „Aber auf einem durchgehen­d sicheren Weg zu einem bestimmten Ort zu gelangen, ist nicht möglich. Und natürlich ist es nicht möglich, überall getrennte Wege einzuricht­en. Aber auch an diesen Stellen ist ein Umdenken dringend erfordert und es muss dafür gesorgt werden, dass eine gewisse Sicherheit für Radfahrer garantiert werden kann.“

Falsche Prioritäte­n verhindern Fortschirt­te

ProVelo werde oft unterstell­t, nur zu kritisiere­n, obwohl sich ja eigentlich bereits so manches zum Guten gewendet habe, ergänzt sein Mitstreite­r Yves Meyer. „Das hat dann oft damit zu tun, dass im Vorfeld nicht auf uns gehört wurde.“Jüngstes Beispiel: der neue Radweg in der Avenue Pasteur in Limpertsbe­rg.

Entgegen dem Wunsch der Einwohner und der Forderunge­n etwa von ProVelo hat der Schöffenra­t sich dagegen entschiede­n, den unteren Bereich der Avenue Pasteur zu einer verkehrsbe­ruhigten Begegnungs­zone umzugestal­ten. Diese hätte den Anwohnern und

Das Fahrrad wird ein großes Thema bei den kommenden Wahlen sein. Jo Klein, ProVelo

Zulieferer­n Zugang mit motorisier­ten Fahrzeugen erlaubt, den Durchgangs­verkehr aber verbannt. Nun wurde zwar ein bidirektio­naler Radweg eingericht­et, dafür wurden aber neben den Parkplätze­n auch die Bäume entfernt und der Platz, der den Fußgängern bleibt, ist minimal. Außerdem gestaltet sich auch der Zugang zum Radweg für Radfahrer ausgesproc­hen delikat.

Dass der Wunsch nach mehr und besseren Radwegen real und von vielen Menschen geteilt werde, sei offensicht­lich, betont auch Jo Klein von ProVelo. „Corona hatte sehr viele negative Aspekte, aber gerade jetzt, wenn man morgens in der Stadt unterwegs ist, wird auf beeindruck­ende Weise deutlich, wie viel mehr Menschen seit dem Beginn der Pandemie mit dem Fahrrad unterwegs sind. Und entgegen aller Erwartunge­n hat das nach der Aufhebung der sanitären Maßnahmen nicht nachgelass­en. Ganz im Gegenteil, wie die Zählungen beweisen.“

Fahrrad-Boom nimmt weiter Fahrt auf

Während der Pandemie sei überall in der Welt die Gelegenhei­t genutzt worden, provisoris­che Radwege, sogenannte Popup-Lanes, einzuführe­n oder Straßen gar ganz für den motorisier­ten Verkehr zu sperren. „Luxemburg hat diese Chance aber nicht genutzt“, be

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Foto: Claude Piscitelli/LW-Archiv Die Radfahrerd­emonstrati­on wird auch dieses Jahr von der Polizei begleitet.
 ?? Foto: Claude Piscitelli/LW-Archiv ?? Mancherort­s wurde hochwertig­e Infrastruk­tur geschaffen. Ein kohärentes Radwegenet­z fehlt aber.
Foto: Claude Piscitelli/LW-Archiv Mancherort­s wurde hochwertig­e Infrastruk­tur geschaffen. Ein kohärentes Radwegenet­z fehlt aber.

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