Wenn die Konzerthalle kocht
Yann Liasse und Co. sorgen für eine gelungene Mixed-Martial-Arts-Gala im Atelier
Um 23.30 Uhr hatte es Yann Liasse geschafft. Stolz hob er am Samstagabend die Fäuste in die Luft, strahlte bis über beide Ohren und jubelte seinen Fans zu. Der Luxemburger war der Star der dritten Soko Fighting Championships. Und der smarte 31-Jährige füllte diese Rolle mit Bravour aus. In seinem achten Auftritt als professioneller Mixed-Martial-Arts-Kämpfer feierte er seinen siebten Sieg. „7:1. Das hört sich nicht schlecht an. Ich bin glücklich, gewonnen zu haben, möchte mich jedoch nicht auf diesen Lorbeeren ausruhen“, erzählt er nach dem Kraftakt, der rund sechs Minuten dauerte.
300 Zuschauer waren schon oft im Atelier. Die berühmte Konzerthalle im Bahnhofsviertel hat schon so manch ruhmreiche Stunde Musikgeschichte erlebt. Unzählige Partys wurden hier gefeiert. Ein Sportevent findet dagegen eher selten im Atelier statt. Dass dies sehr wohl möglich ist, zeigten die Organisatoren der Soko Fighting Championships. Das mächtige Oktagon thronte in der Mitte des Saales, drumherum und auf dem Balkon sorgten die Anhänger der auch in Luxemburg aufstrebenden Sportart für Lärm. „Alle Tickets wurden verkauft. Für die Zukunft müssen wir uns etwas einfallen lassen. Das Interesse ist riesig. Wir benötigen eine größere Halle. Ein Abend mit 1 000 Zuschauern ist auf jeden Fall realistisch“, freut sich Miomir Vujovic. Der hauptberufliche Streetworker und Verantwortliche der Streetsport-Sparte von Inter-Actions ist in der kleinen einheimischen MMA-Szene so etwas wie der Mann für alle Fälle. Er ist Trainer, Mentor und Mitorganisator in Personalunion.
Dominanz am Boden
Auch beim Kampf von Liasse sitzt er am Käfig, gibt Tipps und ruft seinem Athleten Kommandos zu. Allzu laut muss er dabei nicht werden. Liasse hat nämlich alles im Griff und lässt sich auch nicht davon aus der Ruhe bringen, dass beim Abspielen seines Einlaufsongs nicht alles glatt läuft. Gegner war der zwei Jahre jüngere Maxim Pugachev. Der Belarusse reiste mit der Empfehlung von elf Siegen aus 21 Kämpfen nach Luxemburg. In den ersten Augenblicken der Auseinandersetzung versuchte er mit blitzschnellen und gefährlichen hohen Kicks Liasse zu überrumpeln, der war allerdings wachsam. „Ich wusste, dass seine Tritte schnell sein würden und musste auf der Hut sein. Beinahe hätte er mich überrascht. Ich konnte sie gerade noch so blocken und bekam die Hände hoch, ansonsten hätte es für mich sehr schmerzhaft werden können“, bilanziert Liasse, nachdem er sich zuvor minutenlang mit den Fans im Käfig ablichten lassen ließ.
Der 31-Jährige konnte seine im Vorfeld ausgelegte Taktik schnell erfolgreich in die Tat umsetzen. „Ich landete ein paar harte Schläge und merkte, dass mein Gegner etwas zögerte. Als er dann mit dem Rücken am Käfig stand, brachte ich ihn zu Boden“, erklärt er seine Herangehensweise.
Pugachev war nun auf verlorenem Posten. Zwar rettete er sich noch in die zweite der drei fünfminütigen Runden, allerdings spielte Liasse dann erneut sein Können am Boden aus. Der Belarusse klopfte ab. Der Kampf war vorbei. „Es ist ein schöner Sieg, weil der Gegner gut war. Er verleiht mir zusätzliches Selbstvertrauen auf meinem weiteren Weg.“
Der führt in im Juli nach Polen. Dort soll er zum zweiten Mal im Rahmen eines KSW-Events ran, einer der größten MMA-Organisationen Europas. Im Februar hatte er dort mit einem Punktsieg gegen Oskar Szczepaniak überzeugt. Zuvor hatte er einen Vertrag über insgesamt vier Kämpfe unterschrieben. Mindestens drei Mal darf er dort also noch ran. Das Ziel ist klar: gewinnen und in den Ranglisten nach oben klettern.
„Die Politik blieb außen vor“
Ganz nebenbei agiert er mit dem seit Jahren in Luxemburg lebenden Belgier Issa Isakov als Idol für den einheimischen MMA-Nachwuchs. Isakov stand am Samstag ebenfalls im Käfig. Gegen den Ukrainer Maxim Soroka hatte Isakov keinerlei Probleme. Nach 67 Sekunden brach der Ringrichter die einseitige Vorstellung ab.
Vujovic freut sich. Nicht nur über die beiden Siege seiner Schützlinge. Sondern auch über die rundum gelungene Veranstaltung mit insgesamt 13 Kämpfen. „Es war ein schöner Abend. Die Zuschauer bekamen guten Sport geboten. Das Niveau und die Qualität waren noch nie so hoch. Niemand hat sich schwer verletzt. Die Athleten haben eine Menge Fair-Play gezeigt. Besonders gut hat mir auch gefallen, dass Athleten aus Belarus und der Ukraine am Start waren. Die Politik blieb außen vor. Dies ist ein wichtiges Zeichen.“
Auf einen Leckerbissen können sich die MMA-Fans schon freuen: Spätestens in den ersten Monaten des kommenden Jahres wird es zu einem Brave-Kampfabend in Luxemburg kommen. Eine dementsprechende Konvention wurde mit dem großen, vor allem in Asien agierenden Veranstalter, unterschrieben. „Jetzt sind wir gefordert. Die Brave-Verantwortlichen haben gesehen mit welcher Ernsthaftigkeit wir arbeiten. Nun beginnt die Suche nach einem Datum und einem Veranstaltungsort“, verrät Vujovic.
Dann werden Liasse und Isakov bestimmt ebenfalls dabei sein.