„Nichts Schlimmes passiert“
FLF-Funktionär Erny Decker gibt sich nach den Geschehnissen rund um das Türkei-Spiel gelassen
Die Aufregung war groß. Nach dem Länderspiel am Samstag gegen die Türkei sprachen die Fußballfans weniger über die 0:2Niederlage der FLF-Auswahl als über die Geschehnisse im Stade de Luxembourg. Es war nicht nur auffällig, dass sich etliche türkische Anhänger außerhalb ihres vorgesehenen Blocks über alle Tribünen verteilt hatten, sondern auch, dass mehrere Zuschauer auf das Spielfeld gelaufen waren.
Was allgemein für Kritik an den Sicherheitsvorkehrungen sorgte, ist für Erny Decker vom Fußballverband FLF im Nachhinein keine große Sache. „Im Prinzip ist nichts Schlimmes passiert“, erklärt Decker.
Wenn alle Türken im Auswärtsblock aufs Spielfeld gesprungen wären, hätten uns auch 100 Ordner nicht geholfen. Erny Decker
„Zwar sind am Ende Leute auf das Spielfeld gelaufen, aber das gibt es in Europa dauernd. Dafür bekommen wir eine Strafe von der UEFA. Niemand ist angegriffen worden und es gab keine Schlägereien auf den Tribünen.“
Laut Decker spiele dabei nicht nur eine Rolle, dass Platzstürme unter Fußballfans offenbar mehr und mehr in Mode kommen, sondern auch, dass die neue Arena in Kockelscheuer mehr Möglichkeiten bietet. „Das Stadion ist so gebaut, dass man rundherum zirkulieren kann. Und junge Leute sind eben in der Lage, die Mauer zum Spielfeld herunterzuspringen.“
Entwarnung von der Polizei
Der Verbandsfunktionär verweist auf die erste französische Liga, in deren Stadien in fast jedem Spiel Zuschauer auf den Rasen laufen würden. „Dort haben die Sicherheitskräfte keine Chance. Wenn am Samstag alle Türken im Auswärtsblock aufgestanden und aufs Spielfeld gesprungen wären, hätten uns auch 100 Ordner nicht geholfen.“
Generell sei die Einschätzung der Gefahrenlage vor dem Spiel nicht nur mit dem europäischen Fußballverband, sondern auch mit den Luxemburger Behörden abgesprochen worden. „Im Vorfeld hat uns die Polizei gesagt, dass es keinen Grund gibt, den Auswärtsblock
extra abzuriegeln. Die UEFA hat das Risiko aber anders eingeschätzt, sodass wir die Zäune runtergezogen haben“, erläutert Decker.
Auch zu der Befürchtung, dass sich viele türkische Fans unter die Zuschauer auf den normalen Tribünen mischen würden, habe die Polizei Entwarnung gegeben. „Man konnte nicht verhindern, dass die Türken Karten für andere Plätze im Stadion kaufen“, sagt Decker. „Wir leben eben in der MultikultiGesellschaft.“Verbesserungspotenzial sieht der FLF-Mann hingegen beim Umgang mit den sogenannten Flitzern, von denen offenbar nicht alle des Stadions verwiesen wurden, sondern einige auf ihre Plätze zurückkehren konnten. „Darüber wollen wir nochmal reden, wir wir da in Zukunft vorgehen.“
Zumindest für einen Zuschauer hat der unerlaubte Ausflug auf das Spielfeld allerdings Konsequenzen. Nach Ansicht eines Handyvideos von der Tribüne wird der Verband nicht nur ein Stadionverbot aussprechen, sondern auch eine Zivilklage einreichen. „Die
FLF missbilligt ein solches Verhalten aufs Schärfste“, teilte Verbandsjurist Marc Diederich gestern mit.
Einen Appell an die Zuschauer wollen Decker und die FLF dennoch richten: „Wir haben uns jahrelang bemüht, ein modernes Stadion zu bekommen, in dem die Fans auch in den vorderen Reihen freie Sicht aufs Spielfeld haben. Jetzt haben wir dieses Stadion. Und wir hoffen, dass diese Art und Weise nicht dazu führt, dass irgendwann wieder Gitter aufgebaut werden müssen.“