Neues aus dem „Toy-Story“-Universum
Warum der Pixar-Streifen „Lightyear“fast schon zu vollgepackt für junge Zuschauer ist
Das „Toy Story“-Universum ist zurück. „Bis zur Unendlichkeit und noch viel weiter!“Buzz Lightyears Lieblingsspruch steht dafür, dass alles möglich ist. In der Weite des Weltraums genauso wie im Kinderzimmer um die Ecke. Rund um die Spielzeugfigur, die Andy so sehr liebte, entspinnt sich ein neues Abenteuer.
„Lightyear“beginnt im Weltall. Zusammen mit der Kommandantin Alisha Hawthorne und mehreren Dutzend Crewmitgliedern hat der
Der Film startet furios. Die erste Erkundung der Umgebung von T’Kani zeigt den forschen, vielleicht ein wenig ungestümen, aber selbstbewussten jungen Piloten Buzz und seine ausgleichende, stets den Überblick bewahrende beste Freundin Hawthorne zusammen mit einem Sidekick (dem Rookie mit den traurig dreinblickenden Augen).
Sie observieren fremde Wesen und erleben unheimliche, aber dennoch ungemein amüsante Begegnungen der dritten Art. Es ist eine Reminiszenz an das „Toy Story“Kino mit seinen perfekt gesetzten Pointen und der furiosen Mischung aus befreiendem Slapstick und anspannender Action. Die ersten Minuten von „Lightyear“zelebrieren das wunderbare „Pixar“Universum, eine technisch und erzählerisch perfekte Animationsfilmwelt.
Komplexe Story
Der sich daran anschließende Film ist dann aber eine stetige Abkehr von diesem bezaubernden Konzept,
hin zu einem eher soliden, eher für Erwachsene gedachten Science-Fiction-Actionfilm, vergleichbar etwa mit „Guardians of the Galaxy“. Es geht um Zeitreisen, um „Ichs“aus der Zukunft, die auf „Ichs“aus der Vergangenheit treffen, und um Ultrabösewichter wie den Imperator Zurg, der die Weltherrschaft anstrebt.
Das wird eine ganz schön komplexe Geschichte, die der Film erzählt. Fast ein wenig zu erwachsen, um kleine Kinder wie etwa den achtjährigen Andy zu begeistern, der sich die Buzz-Lightyear-Figur ja wünschen und damit die „Toy Story“-Filme in Gang bringen soll. Es scheint, als hätten die Macher dieses Quasi-„Prequels“ihre wichtige, noch vor dem Vorspann als Text eingeblendete Prämisse und das Verhältnis von Andy und Buzz ein wenig aus dem Auge verloren und mehr einen Science-Fiction-Film für ältere Jugendliche und die inzwischen erwachsenen Fans der „Toy Story“-Filme produziert, nicht den „Lieblingsfilm für den kleinen Andy“.
Sicher könnte man einwenden, dass es ja auch die Katze gibt. Ein kleines vierbeiniges ComputerGadget, das die Kommandantin Alisha Hawthorne ihrem besten, aber immer in Raum und Zeit verschwindenden Freund Buzz hinterlässt, um ihn daran zu erinnern, dass es mehr gibt als nur das Nachjagen nach dem Traum, ein Held zu sein.
Diese Katze namens Sox ist ein Segen für den Film, aber zugleich auch ein großes Problem. Als Sidekick ist sie so wertvoll wie R2-D2 in „Krieg der Sterne“. Sie ist Lightyears bester Freund und Lebensretter, weil sie im Zweifel erstaunliche Dinge vermag. Sox ist kein unpersönlicher Computer, sondern ein wahrer Sympathieträger und unersetzlich, um all die Prüfungen in diesem Film zu überstehen. Von daher bringt Sox das Originelle und das Abenteuer zurück und gewinnt all die Kinder, die von den Zeitreisegeschichten und Metaebenen eher überfordert sind.
Apropos Metaebene: Wenn sich ein Junge namens Andy 1995 den Film „Lightyear“anschauen und – durchaus nachvollziehbar – lieben würde, welche Figur würde er sich als Spielzeug aussuchen? Den zaudernden Helden Buzz oder das heldenhafte Computerwunder Sox?
Man sollte seine alten DVDs herauskramen und nochmal in „Toy Story“hineinschauen. Vielleicht sitzt da neben Cowboy Woody gar kein Space-Ranger auf Andys Bett, sondern eine Katze! FD