Bayerns heißer Transfersommer
Nach der Verpflichtung von Sadio Mané bleibt es beim deutschen Rekordmeister spannend
Auch nach dem Königstransfer bleiben der Spielermarkt und die Kaderplanung der Bayern interessant. Der Transfersommer ist noch lang – und einige Unwägbarkeiten sind groß. „Ideen hätten wir“, antwortete Sportvorstand Hasan Salihamidzic schelmisch grinsend bei der von „Stolz“geprägten Präsentation des neuen Bundesligastars Sadio Mané in der Münchner Allianz Arena, als er nach weiteren Toptransfers bis zum DeadlineDay am 1. September gefragt wurde.
Wer ist der nächste Neuzugang? Wer geht noch? Was passiert mit Robert Lewandowski, der unbedingt weg will? Was geschieht mit Serge Gnabry? Warum wird Cristiano Ronaldo mit den Bayern in Verbindung gebracht? Und kommt noch ein Abwehrchef? Der Kader 2022/2023 ist weder komplett noch fertig, auch wenn ihm mit Mané das wohl glanzvollste Puzzlestück frühzeitig hinzugefügt werden konnte.
Die Pläne der Bayern-Bosse um Oliver Kahn sind dabei nicht auf die Bundesliga, den Gewinn des elften Meistertitels nacheinander und das Aufrüsten von Borussia Dortmund ausgerichtet. Die Münchner denken wie immer größer, europäisch: Die Champions League ist die wahre Bayern-Messlatte.
„Wir sind nicht zufrieden gewesen, was die Rückrunde anbelangt“, gestand Vorstandschef Kahn. Der bittere Viertelfinal-Aus gegen den FC Villarreal waren Tiefschlag und Weckruf zugleich. Kahn: „Wir wissen, wo wir Konkurrenz brauchen und Reizpunkte setzen müssen.“
Mané ist eine große Antwort. Der 30 Jahre alte Angreifer vom FC Liverpool will im Bayern-Trikot „viele Tore schießen“und möglichst „alle Titel gewinnen“. Solche Ambitionen gefallen Kahn und Co. Und die neue Münchner Macher-Generation weiß, dass sie liefern muss.
„Natürlich schauen die TopSpieler im Kader, was der Club für Transfers tätigt. Das strahlt nach innen ab. Jeder bei uns will das Höchstmögliche, die Champions League, gewinnen“, sagte Kahn: „Wir wollen eine Mannschaft an den Start bringen, die das schaffen kann.“
Vorne wirken die Bayern titelreif aufgestellt. Mané, Lewandowski, Gnabry, Thomas Müller, Kingsley Coman, Leroy Sané, Jamal Musiala – das ist top, top, top, wie Ex-Coach Pep Guardiola sagen würde.
Auch Julian Nagelsmann sieht das so. Aber der Bayern-Coach sagte anlässlich der Mané-Präsentation auch: „Wir müssen abwarten, was noch auf dem Transfermarkt passiert.“Und Gnabry ist ein Verkaufskandidat, wenn er seinen 2023 auslaufenden Vertrag nicht verlängert – und zwar bald. Torjäger Lewandowski drängt es weiter zum FC Barcelona. Am Donnerstag sollen die Katalanen laut „Bild“-Informationen ein neues Angebot für den Weltfußballer in Höhe von 35 Millionen Euro an die Münchner übersendet haben.
Mit Angeboten für Lewandowski wollen sich Kahn und Salihamidzic
„im Moment“aber nicht beschäftigen. Vielmehr bekräftigte Kahn am Mittwoch: „Was Robert anbelangt: Es hat sich nicht viel verändert. Robert hat noch Vertrag und wir freuen uns, wenn er beim Trainingsstart zu uns stößt. Robert hat gezeigt, was er besteuern kann.“Viele Tore.
Salihamidzic geht fest davon aus, dass sich Lewandowski trotz des Wirbels wieder in die Mannschaft integriert. „Ja, ich bin davon überzeugt. Er ist ein Profi und er hat große Ziele in seiner Karriere. Deswegen ist das reparabel“, sagte Salihamidzic in einem Interview des Pay-TV-Senders „Sky“.
Wildes Gerücht
Dass die Bayern tatsächlich Interesse an Cristiano Ronaldo haben sollen, wie es die spanische Sportzeitung „AS“berichtete, scheint demnach eher unwahrscheinlich. Angeblich, so will es das Blatt erfahren haben, möchte der deutsche Rekordmeister den abwanderungswilligen Torjäger Lewandowski durch den Portugiesen ersetzen. Konkrete Quellen nannte „AS“nicht, berichtete aber von Zusicherungen der Bayern an Cristiano
Ronaldo, mit ihm den erneuten Angriff auf den Gewinn der Champions League starten zu wollen. Seit Längerem wird spekuliert, dass er Manchester United nach nur einer Saison wieder verlassen will. Berichten zufolge gibt es mehrere Interessenten für eine Verpflichtung des fünfmaligen Weltfußballers. Cristiano Ronaldo soll zum Ende seiner Karriere noch mal eine neue Herausforderung bei einem Top-Club mit Titelchancen suchen.
Die Bayern um Trainer Nagelsmann haben sich zunächst aber erstmal „riesig gefreut“, dass Mané da ist. Der Coach weiß allerdings noch nicht, wo er ihn vorne wirbeln lassen wird. „Sadio ist ein Spieler, der vier, fünf Positionen ohne Probleme spielen und auch während des Spiels switchen kann“, sagte Nagelsmann. Offen ist Manés Trikotnummer, was Spekulationen nährt. Die 10, die in Liverpool sein Dress zierte, ist in München an Leroy Sané vergeben. Vielleicht läuft Mané am Ende mit Lewandowskis 9 oder Gnabrys 7 auf. Ausgeschlossen scheint nichts.
Mané ist nach der Verpflichtung von Rechtsverteidiger Noussair Mazraoui (24 Jahre/Vertrag bis 2026) und Mittelfeldspieler Ryan Gravenberch (20/2027) jeweils von Ajax Amsterdam der dritte Zugang. „Es ist erst Juni. Wir werden die Augen weiter offenhalten und sehen, was noch möglich und was im finanziellen Rahmen ist“, bemerkte Salihamidzic.
Bayerns Offensive und auch die Mittelfeldzentrale sind hervorragend besetzt. In den Fokus dürfte nach der Mané-Verpflichtung in der Saisonvorbereitung aber auch wieder die Abwehr rücken. Nach dem Verlust von David Alaba 2021 bedeutet der Wechsel von Niklas Süle zu Ligakonkurrent Dortmund einen weiteren Substanzverlust. Ob es genügt, dass Benjamin Pavard in die Innenverteidigung rücken soll, wird sich weisen müssen. sid/dpa
Natürlich schauen die Top-Spieler im Kader, was der Club für Transfers tätigt. Bayern-Boss Oliver Kahn