Dröhnender als der Donner
Wie es bei der vierten Auflage des Siren's Call Festival auf allen Ebenen so richtig krachte
Erneut geht in Luxemburg ein musiklastiges Wochenende zu Ende: Während in den Sälen der Philharmonie und auf der Place de l’Europe das Fräiraim Festival stattfand, brachten die Liveacts auf dem Siren’s Call am Samstag die Bühnen in und um die Abtei Neumünster zum Beben.
Nachdem das Siren’s Call aufgrund der Pandemie bereits zwei Mal verschoben werden musste, konnte nun endlich wieder auf dem atmosphärisch eingerichteten Gelände in Grund zu Livemusik getanzt und gefeiert werden. Dabei störten dann auch die Regenströme und das Donnergrollen gegen Ende des Abends niemanden.
Sowohl nationale wie auch internationale Künstlerinnen und Künstler bespielten bei der vierten Auflage des Festivals die fünf Bühnen, die über das gesamte Gelände verteilt waren. Ein sehr diverses Line-up – von Elektropop über Indie-Folk bis hin zu Alternative und Garage Rock – gestaltete das vom Atelier und Neimënster organisierte Festival, das insbesondere mit dem Auftritt von The Hives überzeugte.
Der Hof der Abtei Neumünster füllt sich allmählich, während auf der Siggy’s Stage bereits das Projekt für Kinder und Jugendliche „Nikki Ninja & Afrobeathoven“(siehe LW, 18. Juni) startet. Während die einen sich bereits vor der Main Stage versammeln und gespannt auf den Elektropop-Musiker CHAiLD warten, tanzen die anderen bereits zu den genreübergreifenden Songs von The Howl & The Hum im Melusina-Club. Noch andere stöbern hingegen bei den Ausstellungs- und Verkaufsstellen am Eingang des Festivals herum. Die ausgelassene und unbeschwerte Stimmung ist nicht nur sichtbar, sondern auch spürbar.
Dazu passt auch die wunderbare Show des Indie-Folk-Duos June Road: Auf der Garden Stage ertönen zwischen Pflanzenblättern und einem musikhungrigen Publikum sanfte Violinentöne und das Zupfen einer akustischen Gitarre.
Die Post-Punkband The Clockworks heizt dem Publikum dann so richtig ein: Auf der Melusina-Stage liefern die vier Jungs aus dem UK eine eindrucksvolle Show und erinnern stellenweise an Fontaines D.C. – eine irische Post-Punkband. So gute und krachende Musik hat der Melusina-Club schon lange nicht mehr gesehen. Das Ergebnis: Ein prall gefüllter Raum mit einer tanzenden und springenden Meute.
Das Gewitter übertönen
Im Kontrast zum lärmenden Punkrock steht ganz deutlich die Musik der polnischen Pianistin Hania Rani. Wie erfolgreich ihre harmonischen Klavierkompositionen sind, beweist der Menschenandrang vor dem Saal der Siggy’s Stage: Wer zu spät kommt, darf leider nicht mehr rein.
Um 20 Uhr ist es dann so weit: Nothing but Thieves – der erste große Headliner – steht auf der Main Stage. Während ruhigere Songs wie „Sorry“oder „If I Get High“dank Conor Masons einzigartiger Stimme – die mal melodisch-sanft, mal rockig-schrill ist – Gänsehautmomente schaffen, sind es energische Songs wie „Is Everybody Going Crazy?“, die das Publikum zum Springen bewegen. Dabei dauert es auch nicht lange, bis sich der erste Moshpit formt und alle Hände in die Luft ragen. Ein mitreißendes Konzert, bei dem nicht nur aus Songs vom feurigen „Moral Panic“-Album überzeugen können.
Eine kurze Verschnaufpause zwischen den rockigen Headliner Nothing but Thieves und The Hives gibt es mit der französischen Synthpop-Sängerin Fishbach. Sie singt das Publikum mit ihrer schönen, verruchten Stimme auf derMelusina-Stage in Trance, nur damit dieses wenige Minuten später durch The Hives wieder aufgerüttelt wird – und zwar so richtig!
Die fünfköpfige schwedische Alternative und Garage Rockband, die für ihre besonderen schwarzweißen Anzüge bekannt ist, wissen schlichtweg, wie man eine mitreißende Show hinlegt – da ist es auch egal, wenn es in Strömen schüttet und die Blitze den Nachthimmel erhellen. Energiegeladen springt Frontman Pelle Almqvist auf der Bühne im Regen, während die restlichen Bandmitglieder mit lauten Drums und schnellen Gitarrenriffs das Donnergrollen übertönen und das Publikum zum Pogotanz im Regen motivieren – Stagediving inklusive. Song wie „Won’t Be Long“oder „Tick Tick Boom“sind nun mal explosiv und bewegen selbst die Letzten in den Reihen zum Springen und Headbangen.
Weitere Eindrücke vom Festival finden sich in der Bildergalerie unter:
www.wort.lu/@sirenscall