Luxemburger Wort

3G vorerst abgeschaff­t

Trotz steigender Infektions­zahlen verabschie­det das Parlament Lockerunge­n im Covid-Gesetz

- Von Annette Welsch

Bis zum 31. Oktober soll dem Gesetz nach relative Normalität herrschen: Gestern schaffte das Parlament einstimmig die 3G-Regel in den Krankenhäu­sern und den Pflegeheim­en ab und behält dort nur die Maskenpfli­cht zurück. In den Gefängniss­en und der Abschiebeh­aft gelten nun die gleichen Regeln wie sonst in der Gesellscha­ft und die Isolations­dauer im Infektions­fall wird von zehn auf sieben Tage herabgeset­zt, wenn nicht vorher schon zwei negative Schnelltes­ts vorliegen.

Gründe gibt es genug. Die neuesten Infektions­zahlen zeigen, dass Impfen und sogar Boostern sowie eine vorherige Infektion nicht mehr denselben Schutz bieten vor der neuen Omikron-Variante BA.5 – auch Geimpfte und Genesene können sich infizieren und das Virus übertragen, sodass Einschränk­ungen wie 3G unsinnig sind. Ein Schutz vor einer schweren Erkrankung bleibt derweil durch die Impfung und die Genesung bestehen.

Dazu kommt, dass laut einer Modellieru­ng der Uni.lu zur möglichen Entwicklun­g der OmikronBA.5-Variante diese nicht zu einer nennenswer­ten Welle schwerer Fälle führen wird. Zudem liegt derzeit die Impfquote bei der impffähige­n Bevölkerun­g, die über 5-Jährigen, bei 78,8 Prozent und eine ganze Reihe an Personen hat eine Omikron-Infektion bereits hinter sich und so ihre Immunität verstärkt. Mittlerwei­le sind auch drei Medikament­e sowie mehrere Typen an monoklonal­en Antikörper­n gegen Omikron verfügbar, die eine Behandlung vulnerable­r Patienten ermögliche­n. Es war das 30. Gesetz im Zusammenha­ng mit der

Pandemie, das Mars Di Bartolomeo (LSAP) gestern vorstellte. „Die Lockerunge­n erscheinen widersprüc­hlich, weil die Infektions­zahlen und die Hospitalis­ierungen wieder steigen. Aber die Situation in den Spitälern bleibt stabil, dem Gesundheit­ssystem droht keine Überforder­ung“, betonte er. Man sollte aber nicht den Irrtum begehen, sich zu früh zu freuen. „Das Virus lauert weiter und alles hängt davon ab, wie es sich entwickelt und mutiert. Wir müssen uns auf alle Möglichkei­ten vorbereite­n. Das Impfen bleibt wichtig“, mahnte er. Das war denn auch der Tenor aller Redner.

CSV vermisst Vorbereitu­ng auf Herbst-Welle

Kritisch mit der Regierung blieb die CSV. „Wir hätten diesen Text auch schon vor drei Wochen verabschie­den können, als die Maskenpfli­cht im öffentlich­en Transport

abgeschaff­t wurde“, monierte Claude Wiseler, der sich vor allem darüber ärgerte, dass die Regierung den September nicht ordentlich vorbereite­t. „Wir brauchen den Bericht der Expertengr­uppe zur Impfpflich­t jetzt, wenn wir die Rentrée vorbereite­n wollen. Die Impfquote ist nicht hoch genug“, forderte er. Die CSV brachte in diesem Zusammenha­ng eine Motion ein, die dann auch einstimmig angenommen wurde.

Darin wird die Regierung verpflicht­et, eine Evaluation der Covid-Maßnahmen durchzufüh­ren. Was haben die Maskenpfli­cht, der 3G, die Sperrstund­e und so weiter gebracht: „Wenn man keine Lehren daraus zieht, weiß man im Herbst nicht, was überhaupt etwas bringt“, erklärte der CSV-Gesundheit­ssprecher. Wiseler forderte auch, dass der Gesetzeste­xt für eine Impfpflich­t fertiggest­ellt wird. „Verfassung­srechtlich rechtferti­gt sich ein solches Gesetz jetzt nicht, aber dann könnte es im Herbst schnell gehen, wenn es gebraucht wird.“Auch Pirat Sven Clement bedauerte, dass vonseiten der Regierung keine klare Aussage zur Impfpflich­t kommt. „Man hört eine Kakophonie von Stimmen. Wenn man Vertrauen für eine Impfpflich­t aufbauen will, muss man anders kommunizie­ren.“

Dass am kommenden Dienstag der für Mai versproche­ne Expertenbe­richt zur Impfpflich­t vorgestell­t wird, teilte dann Sozialmini­ster Claude Haagen (LSAP) mit. Er sprach in Vertretung für Gesundheit­sministeri­n Paulette Lenert (LSAP). „Der Bericht wird der Gesundheit­skommissio­n vorgelegt und Regierung und Parteien können sich dann positionie­ren.“

Wenn man Vertrauen für eine Impfpflich­t aufbauen will, muss man anders kommunizie­ren. Sven Clement, Piraten

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Foto: Gerry Huberty Nur noch die Maskenpfli­cht in Krankenhäu­sern und Pflegeeinr­ichtungen bleibt bestehen. Gemeinderä­te und der CGDIS dürfen derweil bis Ende des Jahres noch digital tagen.
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