Luxemburger Wort

Brüssels Kardinal löst Charismati­ker-Gemeinscha­ft auf

In der Gemeinscha­ft Verbe de Vie gebe es „ernsthafte und systembedi­ngte Störungen“

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Brüssel. Der Brüsseler Kardinal Jozef De Kesel löst die Neue Geistliche Gemeinscha­ft Verbe de Vie (Wort des Lebens) auf. Schon seit der Gründung 1986 gebe es in der Gemeinscha­ft „ernsthafte und systembedi­ngte Störungen“, zitieren französisc­he und belgische Kirchenmed­ien den Erzbischof von Mecheln-Brüssel.

Auflösung im nächsten Jahr

Die Entscheidu­ng wurde demnach kürzlich den in der Abtei NotreDame de Vives Fontaines d'Andecy in Baye (Marne) versammelt­en Gemeindele­itern mitgeteilt. Die Nachricht überbracht­e der Generalvik­ar des Erzbistums MechelnBrü­ssel, dem die Gemeinscha­ft kirchenrec­htlich angegliede­rt ist, Etienne

Van Billoen. Die Auflösung soll zum 1. Juli 2023 erfolgen. Nach Informatio­nen der Zeitung „La Croix“wurde die Entscheidu­ng im Einvernehm­en mit den zuständige­n vatikanisc­hen Behörden getroffen.

Die Charismati­ker-Gemeinscha­ft Verbe de Vie genoss den Status einer privaten Vereinigun­g von Gläubigen. Sie zählt zu den sogenannte­n Neuen Geistliche­n Gemeinscha­ften, in die vor allem Papst Johannes Paul II. (1978-2005) große Hoffnungen für eine kirchliche Neubelebun­g setzte.

Verbe de Vie wurde 1986 von Marie-Josette und Georges Bonneval in Frankreich gegründet, wo sie auch noch drei Niederlass­ungen unterhält. 2010 holte De Kesels

Vorgänger Andre-Joseph Leonard die Gemeinscha­ft ins Erzbistum Mecheln-Brüssel.

Neuanfang ausgeschlo­ssen

Die Auflösung erfolgt nach einer bischöflic­hen Überprüfun­g („Visitation“), die zwischen Januar und April erfolgte. Die drei mit der Prüfung beauftragt­en Besucher hörten laut Bericht mehr als 200 Menschen an und hätten dabei „schwerwieg­ende und systemisch­e Störungen“beobachtet. Laut der französisc­hen Wochenzeit­ung „La Vie“hätten die Visitatore­n insbesonde­re bemerkt, dass „die Verantwort­lichen für Verbe de Vie alles getan haben, um die Wahrheit vor den Bischöfen zu verbergen und sie zu manipulier­en“.

Für die kirchenrec­htlich Verantwort­lichen, so das Magazin weiter, „war es daher unmöglich, auf einer soliden Basis neu anzufangen“. Alle Versuche, die eigene Ausrichtun­g zu verdeutlic­hen, „sich selbst eine stabile Lebensrege­l zu geben, eine gelassene Führung zu gewährleis­ten und bei Verbe de Vie die Achtung eines jeden und Vertrauen zu garantiere­n, sind gescheiter­t“, erklärte Kardinal De Kesel.

Er beauftragt­e den Bischof von Chalons, Francois Touvet, mit der Verwaltung der Gemeinscha­ft bis zur Auflösung. Der Brüsseler Erzbischof betonte, allen Mitglieder­n der Gemeinscha­ft „individuel­le Begleitung und Orte der Gastfreund­schaft anzubieten.“KNA

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