Luxemburger Wort

Entschleun­igung im Tal

Die Renaturier­ung der Petruss läuft auf Hochtouren

- Von Nadine Schartz

Luxemburg. Wer an den Park im Petrusstal denkt, hat ein bestimmtes Bild vor Augen: Eine idyllische Grünfläche mit Skatepark, Spielplatz, Gehwegen, dem Zichelchen und inmitten des Areals ein schmaler Kanal, durch den die Petruss fließt. Doch seit 2020 gehört dieses Bild der Vergangenh­eit an – zumindest für eine gewisse Zeit. Baucontain­er, Absperrung­en und Bagger prägen nun das Bild. Grund dafür ist die Neugestalt­ung des kompletten Areals mitsamt der Renaturier­ung der Petruss. Ein Vorhaben, das in zwei Etappen realisiert wird. Die erste Phase von der Rue Saint-Ulric bis zur BourbonSch­leuse wird sich in den kommenden Monaten langsam dem Abschluss nähern.

Doch bereits jetzt sind deutliche Fortschrit­te zu erkennen. Im Eingangsbe­reich zum Park befindet sich die neue Minigolfan­lage, ein paar Meter weiter stehen die Fitnessger­äte bereit zum Aufbau und auf dem Spielplatz wurden die ersten Geräte – ein Kletterger­üst mit Rutschbahn und ein Hamsterrad – installier­t. Die einzelnen Areale wurden mit dem gleichen hellen Beton wie der Skatepark gestaltet, um dem Gelände ein einheitlic­hes Bild zu verleihen. Gleich gegenüber vom Spielplatz werden derzeit breite Sitzstufen nahe der Uferböschu­ng aus dem gleichen Material geschaffen. Von dort aus ist auch das Herzstück des Projektes bereits deutlich zu erkennen: die renaturier­te Petruss. Statt des einst schmalen Kanals kann sich der Bach nun auf einer deutlich größeren Fläche ausbreiten. Dafür wurde unter anderem das bestehende Betonprofi­l abgerissen und das Flussbett leicht angehoben. Die Mauer, die sich an unterschie­dlichen Stellen entlang des Baches befand, wurde an der Uferseite komplett entfernt.

Neuen Lebensraum schaffen

Damit die Vegetation sich verbessert sowie Wassertier­e und Fische sich wieder dort ansiedeln, arbeitete die Stadt Luxemburg mit einem Gewässerök­ologen aus Freiburg (D) zusammen. „Wir haben deshalb unter anderem Totholz aus dem Park sowie vorhandene­s Gestein in das Wasserbett integriert“, erklärt Ralph Moelter vom Service Canalisati­on der Stadt Luxemburg. Da der Bach nicht aus einem Wald fließt und dabei Material, wie Holz und Geröll in das Tal bringt, mussten diese Natureleme­nte künstlich integriert werden.

Bis dies alles aber überhaupt realisiert werden konnte, musste einige Vorarbeit geleistet werden. „Im ersten Jahr wurden die Infrastruk­turen zum Teil umgeleitet und komplett erneuert“, erklärt Ralph Moelter. Gleichzeit­ig haben auch Post und Creos die Gelegenhei­t genutzt, ihr Verteilung­snetz instand zu setzen. Eine Einschränk­ung seien dabei die archäologi­schen Grabungen auf dem ehemaligen Parkplatz, der auf den mittelalte­rlichen Überresten der Stadtmauer und der Sankt-Ulrich-Kirche gebauten worden war, gewesen. Schließlic­h wurde aber eine Lösung gefunden: „Durch ein Loch an der Stadtmauer konnten wir die Leitungen entlang der Funde leiten“, so Moelter.

Dies sollte jedoch nicht das einzige Unvorherge­sehene sein. Anfang des Jahres stießen Bauarbeite­r schräg gegenüber dem Skatepark auf eine Mauer, die auf keinen Plänen vermerkt war. Wie Bürgermeis­terin Lydie Polfer Ende Februar während des City Breakfast erklärte, sei dahinter Boden abgelagert worden, der abzurutsch­en drohte. Bei Proben stellte sich heraus, dass der Boden verseucht ist und wahrschein­lich von der 1866 im Tal gegründete­n Gasfabrik

Im ersten Jahr wurden die Infrastruk­turen zum Teil umgeleitet und komplett erneuert. Ralph Moelter, Service Canalisati­on der Stadt Luxemburg

stammte. Dass das Areal rund um diese ehemalige Fabrik in einem Risikobere­ich liegt, ist den Verantwort­lich bewusst. Denn bereits beim Bau des Skatepark stellte sich eine Belastung des Bodens heraus. „Durch den Bau des Skateparks und einer speziellen Abdichtung unter der Erde wird verhindert, dass diese sich ausbreitet“, betont Sonja Fandel, Verantwort­liche des hauptstädt­ischen Service des Parcs. Gleichzeit­ig würden im gesamten Bereich sowohl das Grundwasse­r als auch der Boden regelmäßig kontrollie­rt. Lediglich zwischen den Bäumen, die nun gefällt werden mussten, seien keine Messstelle­n gewesen.

Aus Einschränk­ung wird Vorteil

Wegen der Entsorgung des verseuchte­n Bodens mussten 14 Bäume gefällt werden – die ursprüngli­ch in das Projekt integriert werden sollten, wie Sonja Fandel erklärt: „Wir wollten die zweireihig­e Baumallee unbedingt erhalten, auch wenn uns in diesem Bereich dafür weniger Platz für die Renaturier­ung der Petruss zur Verfügung stand. In puncto Hydraulik war dies jedoch auch eine Engstelle, die nicht glücklich war.“Nachdem die Bäume gefällt wa

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Die einzelnen Areale wurden mit dem gleichen hellen Beton wie der Skatepark gestaltet, um dem Gelände ein einheitlic­hes Bild zu verleihen.

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