„Gar keine eigenen Ambitionen“
Kevin Geniets stellt sich voll in den Dienst seines Kapitäns David Gaudu
Kevin Geniets ist glücklich. Das kann der 25-Jährige auch sein. Sein Plan ist voll aufgegangen. Dank konstant guter Leistungen in den vergangenen Monaten hat er den Sprung ins Tour-Aufgebot von Groupama-FDJ geschafft. „Seit vergangenem Winter war alles auf die Frankreich-Rundfahrt ausgerichtet. Nun tatsächlich am Start zu stehen, fühlt sich schon toll an“, strahlt er. Letzte Zweifel räumt der großgewachsene Escher beim Critérium du Dauphiné aus dem Weg. „Dieser Wettkampf bestätigte in der Tat, dass ich auf Kurs bin und ich es verdient habe, einer der acht Nominierten für die Tour de France zu sein.“Bei dem Vorbereitungsrennen wurde er 32. und überzeugte als starker Fünfter auf einer Bergetappe.
Nun feiert er sein Debüt beim größten Radrennen der Welt. „Die Tour de France ist natürlich etwas, worauf man jahrelang hintrainiert. Ich war 2006 beispielsweise als Zuschauer in Esch/Alzette an der Strecke.
Damals war ich neun Jahre alt. Jetzt geht ein Traum in Erfüllung. Das ist schon ein besonderes Erlebnis. Es ist der nächste Schritt einer langen Entwicklung, die mich auch ein wenig stolz macht.“
Spitzenresultate sollten die Luxemburger Fans in den kommenden drei Wochen eher nicht von Geniets erwarten. „Ich habe gar keine eigenen Ambitionen – zumindest nicht so lange wie David Gaudu eine Rolle in der Gesamtwertung spielt. Und ich hoffe, dass er das bis nach Paris tun kann. Eine Top-Fünf-Position ist für unseren Kapitän realistisch. Ich werde alles dafür tun, damit er das schafft. Die Anweisungen sind ganz klar: Ich weiß, was ich zu tun habe“, verrät Luxemburgs Landesmeister der Jahre 2020 und 2021, der in die Rolle des persönlichen Aufpassers von Gaudu schlüpfen wird.
Das Team Groupama-FDJ macht einen ausgewogenen und starken
Eindruck. Geniets erklärt: „Neben Gaudu haben wir Thibaut Pinot, der in den Bergen auf Etappenjagd gehen soll und bei der Tour de Suisse gezeigt hat, dass die Form passt. Hinzu kommt Stefan Küng, der gleich am ersten Tag das Gelbe Trikot holen kann. Falls dies misslingt, bietet sich ihm bis nach Arenberg (fünfte Etappe, Anm. d. Red.) die Chance, den Spitzenplatz zu erobern.“
Geniets wird an den ersten Tagen sein ganzes Können abrufen müssen. „Die erste Woche ist extrem wichtig. Ich werde viel ackern. Sobald es um Positionskämpfe geht und die Ellenbogen ausgefahren werden müssen, werde ich zur Stelle sein, um Gaudu und Küng zu beschützen und sie aus dem Gröbsten herauszuhalten.“
Der Luxemburger startet in Bestform. „Ich fühle mich richtig stark. Das Straßenrennen der Landesmeisterschaften hat mir zusätzliches Selbstvertrauen verliehen. Die Beine fühlen sich hervorragend an.
In der zweiten und dritten Woche hoffe ich, an das anknüpfen zu können, was ich beim Critérium du Dauphiné in den Bergen zeigen konnte“, verrät er und will nicht zu weit in die Zukunft blicken: „Bis dahin ist es ein weiter Weg. Die erste Woche wird anspruchsvoll, nervös und hektisch. Nach den Pavés im Norden Frankreichs wird sich die Situation wohl etwas entspannen.“